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Schreckensgalerie (Patricia Vanhelsing, die Jägerin der Nacht) (German Edition)

Schreckensgalerie (Patricia Vanhelsing, die Jägerin der Nacht) (German Edition)

Titel: Schreckensgalerie (Patricia Vanhelsing, die Jägerin der Nacht) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sidney Gardner
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Modell - was auch immer!"
    Er schüttelte den Kopf.
    "Nein, Miss Vanhelsing. Ich lehne das Malen nach Vorlagen grundsätzlich ab. Es hemmt den Strom der Fantasie. Alles, was ich male, steht vorher ganz deutlich vor meinem inneren Auge. Ich weiß nicht, ob Sie verstehen können, was ich meine. In gewisser Weise gibt es also Modelle, aber sie existieren hier oben!" Und während er das aussprach, faßte er sich mit der flachen Hand an den Kopf.
    "Sie erinnern sich doch an dieses Gemälde!" vergewisserte ich mich. "Schließlich sticht es aus Ihrem sonstigen Schaffen doch sehr heraus..."
    Brennans Züge versteinerten. Er wirkte jetzt sehr düster und abweisend.
    "Ich erinnerte mich an jedes meiner Bilder. Und ganz besonders auch an dieses... Dessen können Sie gewiß sein!"
    "Ich kenne den jungen Mann, den Sie abgebildet haben", stellte ich dann fest.
    Brennans Gesicht verriet Verwunderung.
    "So?"
    "Es handelt sich um meinen Kollegen Jim Field.
    Die Ähnlichkeit ist zu groß, um auf Zufälligkeiten beruhen zu können..."
    "Manchmal interpretiert der Betrachter seine eigenen Vorstellungen in ein Gemälde hinein. Das geschieht immer wieder."
    "Mein Kollege ist tot und ich frage mich, wie sein Gesicht auf dieses Bild gekommen ist..."
    "Sehen Sie!" Brennans Zeigefinger schnellte in die Höhe.
    In seinen Augen blitzte es. "Sie müssen sich täuschen, Miss Vanhelsing. Es sei denn..."
    Seine Augenbrauen bildeten jetzt eine geschwungene Linie.
    Falten bildeten sich auf seiner Stirn.
    "Was?" hakte ich nach.
    Er schüttelte den Kopf.
    "Nichts ", murmelte er. "Gar nichts... Und jetzt gehen Sie bitte!"

    *
    Das Klavierspiel hatte aufgehört. Die Tür zum Nachbarraum öffnete sich knarrend. Tom und ich drehten uns herum und auch Allan Brennans Augen waren auf die junge Frau mit dem langen, rotblonden Haar, das ihr offen über die Schultern fiel, gerichtet. Das helle Kleid, das sie trug, bestand aus einem fließenden Stoff, der sich jeder ihrer grazilen Bewegungen anpaßte. Ihr blasses Gesicht war sehr hübsch und ebenmäßig, ihr Blick verträumt und fast wie in Trance.
    "Wir haben Besuch, Allan?" fragte sie und ein sanftes, verhaltenes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht.
    "Rovenna!" stieß Brennan hervor. "Was tust du hier?"
    "Willst du mir deine Gäste nicht vorstellen?" fragte die junge Frau zurück. "Es kommt so selten vor, daß wir Besuch haben..."
    "Du weißt, woran das liegt!"
    "Natürlich weiß ich es..."
    "Dann geh jetzt bitte wieder, Rovenna!"
    Rovenna hob den Kopf. Eine Spur von Trotz zeigte sich in ihren sanften Zügen. Brennan trat zu ihr, faßt sie bei den Schultern. Aber sie achtete nicht auf ihn. Sie entwandt sich den Händen des Künstlers und schritt direkt auf mich zu, nahm meine Hand und sagte: "Miss Vanhelsing..."
    "Woher kennen Sie meinen Namen?"

    "...und Mr. Hamilton!" Dabei drehte sie sich zu Tom herum.
    "Die Wände dieses Hauses sind hellhörig wie Papier, müssen Sie wissen. Ein unbedachtes Wort, das zu heftig ausgesprochen wird, kann überall mitgehört werden. Und außerdem bin ich Musikerin und im akustischen Bereich besonders empfindlich, wie Sie sich denken können..."
    "Wir haben Ihr Klavierspiel gehört", sagte Tom. "Sie haben einen sehr ausdrucksstarken Anschlag..."
    "Vor einigen Jahren noch bin ich öffentlich in großen Konzertsälen aufgetreten. Aber das ist nun Vergangenheit..."
    Ein wehmütiges Lächeln zeigte sich kurz um ihre geschwungenen Lippen. Dann, nach kurzer Pause fuhr sie schließlich fort:
    "Da mein Bruder sich beharrlich weigert, mich Ihnen vorzustellen, werde ich das wohl selbst tun müssen. Ich bin Rovenna Brennan, die Schwester dieses Malergenies..." Sie sah ihren Bruder an. "Du kannst ruhig an deine Arbeit gehen, Allan... Ich weiß doch, wie sehr die Dämonen in dir dich dazu treiben, wieder zu deiner weißen Leinwand zurückzukehren...
    Tu es ruhig! Aber wenn du nichts dagegen hast, dann werde ich mich noch ein wenig mit unseren Gästen unterhalten!"
    "Ich habe etwas dagegen!" erklärte Brennan mit blecherner Stimme. Der Blick, mit dem er seine Schwester bedachte, war vernichtend. Sie hingegen nahm es mit Gleichmut hin.
    "Allan...", sagte sie mit halb tadelndem, halb nachsichtig klingenden Unterton.
    "Ich dachte, daß wir uns einig waren!"
    "Geh jetzt, Allan!"
    Die Hände des Malers ballten sich zu Fäusten. Der Blick, mit dem er uns jetzt bedachte, konnte einem kalte Schauder über den Rücken jagen. Ohne sich zu verabschieden, drehte sich der Künstler um und verließ den

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