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Schrei Aus Der Ferne

Schrei Aus Der Ferne

Titel: Schrei Aus Der Ferne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Harvey
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Der SMS auf seinem Mobiltelefon zufolge war die Suche erfolgreich gewesen, etwas war entdeckt worden. Beatrice Lawson? War sie dort in aller Eile getötet und vergraben worden? Er wünschte mit aller Kraft, dass es nicht so wäre, dass sie irgendwo lebend gefunden würde, wusste aber gleichzeitig, wie vergeblich das war. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie ermordet worden war, erhöhte sich mit jedem Tag.
    Der Leiter der Spurensicherung stand am Rand des Aktionsfeldes und rauchte eine Zigarette.
    »Sie haben etwas gefunden«, sagte Will. »Eine Leiche?«
    »Nicht so schnell.«
    »Was soll das heißen, nicht so schnell? Ist es nun eine Leiche oder nicht?«
    »Knochen, Will. Knochen.«
    »Und weiter?«
    Sein Gegenüber warf einen Blick auf das durchsuchte Gelände. »An der ersten Stelle, innerhalb der Gemäuer bei dem Haufen von Ziegelsteinen und Mörtel, gab es an den Rändern Spuren von mehr als einem Tier, das dort gegraben hat. Ganz offensichtlich, um an etwas zu gelangen, das dort verbuddelt lag. Wir haben alles so sorgfältig wie möglich durchsiebt. Aber wir konnten lediglich die Knochen einer Katze finden. Könnte auch ein junger Fuchs gewesen sein. Vermutlich gibt es eine Möglichkeit, das genau zu bestimmen, sollte es von Belang sein, was es wahrscheinlich nicht ist. Das heißt, es ist nicht Ihr Mädchen, nicht dort. Da sind wir uns ganz sicher.«
    »Und an der anderen Stelle?«
    »Weitere Knochen. Ein Skelett, um genau zu sein. Dieses Mal ein Mensch. Gute sechs Fuß tief begraben.«
    »Ein Mädchen?«
    »Könnte sein. Ich würde sagen, fast sicher, ja, obwohl wir einen Pathologen brauchen, um es genau zu erfahren. Auf jeden Fall jung, ein kleiner Körper. An der Schwelle zur Pubertät, würde ich schätzen. Neun oder zehn Jahre alt, höchstens zwölf oder dreizehn.«
    »Wie lange hat sie da unten gelegen?«
    »Ich muss schon wieder raten, aber ich würde sagen, ziemlich lange. Fünfzehn, möglicherweise zwanzig Jahre.«
    Derselbe Nerv wie immer begann in Wills Schläfe zu zucken. »Seit 1993?«
    »Könnte sein. Gut möglich.«
    Rose Howard, die zuletzt gesehen worden war, als sie mit zwei Polly-Pocket-Puppen und einer CD von Take That im Rucksack in den Außenbezirken von Peterborough in das Fahrerhaus eines kleinen Lasters mit offener Ladefläche stieg. 1993.
    Für einen Augenblick schloss Will die Augen.
     
    Nach Helens Rückkehr hatte sich Ellie Chapin profaneren Dingen zugewandt: der langweiligen, aber notwendigen Aufgabe der Überprüfung und nochmaligen Überprüfung. Es waren Tage, die sie mit der Arbeit am Computer und am Telefon verbrachte. Seit Beatrice Lawsons Verschwinden waren fast tausend Kraftfahrer angehalten und befragt und mehr als hundertdreißig Halter eines Vauxhall Corsa aufgespürt worden. Fünfundsiebzig Mal war Beatrice angeblich gesehen worden; all diesen Hinweisen war nachgegangen worden, zwanzig davon hatte man einer genaueren Überprüfung unterzogen.
    Nadel, dachte Ellie. Heuhaufen.
    Wenn sie noch länger nur mit dem Computer zur Gesellschaft an ihrem Schreibtisch säße, würde sie ihren Schuh ausziehen und den Absatz direkt in den Bildschirm schmettern.
    Ein Klick mit der Maus, und der Name »Walters« blinkte sie an. Walters, Bernard. Eine Adresse in Ely, in einem Außenbezirk, um genau zu sein, im Norden, noch hinter dem Krankenhaus. Ein Corsa GLS, grün, 1196 ccm. Zwei Versuche waren bereits gemacht worden, den Halter zu kontaktieren. Einmal war niemand ans Telefon gegangen, dann war keiner zu Hause gewesen. Es gab einen Vermerk, der Sache nachzugehen.
    Was brauchte sie mehr?
    Ausnahmsweise war die Straße einigermaßen frei, der Himmel über ihr von einem schwachen Blau, allerdings kaum von Grau zu unterscheiden, die Temperatur zumutbare neun Grad. Ellie verband ihren iPod mit dem Autoradio und wählte die Interpretin, Laura Marling. Ihre Lieder hatten etwas, besonders die Single ›New Romantic‹, genau die richtige Mischung aus Naivität und Entschlossenheit. Nur weil ich jung bin und vielleicht noch ein klein bisschen dumm, heißt das nicht, dass du mich verscheißern kannst. Ellie mochte das.
    Das Haus war eine Überraschung, als sie dort angelangte. Es lag am Ende einer Straße mit total normalen Häusern aus den Dreißigerjahren   – einige davon Bungalows   – und war ein lang gestreckter Kubus aus Glas und Stahl. Davor gab es einen flachen rechteckigen Teich, umgeben von blassgrauen Steinen.
    Die Tür war an der Seite, und das Schild daneben   – so diskret,

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