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Schrei Aus Der Ferne

Schrei Aus Der Ferne

Titel: Schrei Aus Der Ferne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Harvey
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alles?«
    Es war Judy Pearson, die antwortete. »Ich versuche nur, die Reihenfolge der Ereignisse festzuhalten.«
    »Sie kennen die verdammte Reihenfolge der Ereignisse.«
    »Es ist nicht nötig zu fluchen.«
    Lorraine schluckte ihre Antwort hinunter, starrte ihr Gegenüber an und sagte nichts.
    »Sie haben Roberts erst auf den Kopf geschlagen und dann in den Bauch gestochen«, sagte Pearson ruhig. »Wie viel Zeit, würden Sie sagen, ist dazwischen vergangen?«
    Lorraine überlegte. »Ich weiß nicht. Momente, Sekunden. Ich kann es nicht sagen.«
    »Und was tat Roberts nach dem Schlag auf den Kopf? Wie hat er reagiert?«
    »Wie er reagiert hat? Er ist nach hinten gefallen und hat sich ins Gesicht gefasst.«
    »Er fiel um? Auf den Boden?«
    »Nein, nicht auf den Boden. Er fiel gegen die Wand, gegen die Küchenschränke an der Wand.«
    »Und Sie?«
    »Ich holte das Messer.«
    »Sie nahmen das Messer aus der Schublade?«
    »Ja.«
    »Während Roberts noch an der Wand lehnte und sich das Gesicht hielt.«
    »Ich denke schon, ja.«
    »Er hat Sie zu diesem Zeitpunkt nicht angegriffen?«
    »Nein.«
    »Aber Sie haben das Messer genommen.«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Was glauben Sie? Natürlich, um mich zu verteidigen.«
    »Aber haben Sie nicht gesagt, dass er in diesem Moment an der Wand stand und die Hände an sein verletztes Gesicht hielt?«
    »Ja, und im nächsten ist er wieder auf mich losgegangen.«
    »Er hat Sie angegriffen?«
    »Ja.«
    »Auf welche Weise?«
    »Auf welche Weise? Er stürzte sich auf mich und hob den Arm, um zum Schlag auszuholen.«
    »Wollte er Sie schlagen oder hat er versucht, Ihnen das Messer abzunehmen?«
    »Ich weiß nicht. Nein. Ich glaube, er hat auf mein Gesicht gezielt.«
    »Und in diesem Moment haben Sie zugestochen?«
    »Ja.«
    »Zur Selbstverteidigung?«
    »Ja.«
    »Ich denke«, sagte Fincham und wandte sich halb zu DS Pearson um, »Mrs Grayson hätte vielleicht gerne eine kleine Pause.«
    »Es geht noch weiter?«, sagte Lorraine. »Die Vernehmung geht noch weiter?«
    Fincham nickte. »Aber nicht mehr lange, denke ich.«
    »Dann sollten wir es hinter uns bringen.«
    »Sehr gut.« Er lehnte sich wieder auf seinem Stuhl zurück.
    »Als Sie oben waren, Mrs Grayson, bei den Kindern«, sagte Pearson, »wäre es zutreffend zu sagen, dass Sie sich noch immer gefährdet fühlten, obwohl Sie wussten, dass Roberts verletzt und zumindest zeitweise außer Gefecht gesetzt war?«
    »Ja.«
    »Und die Kinder waren Ihrer Meinung nach auch gefährdet?«
    »Ja, natürlich, meine Kinder.«
    »Roberts hatte Drohungen gegen sie ausgestoßen?«
    »Ja. Und ich wusste   … ich wusste, was er getan hatte. In der Vergangenheit.«
    »Also ist es korrekt zu sagen, dass Sie Angst um das Leben Ihrer Kinder hatten und auch um Ihr eigenes, als Sie ihn auf der Treppe hörten?«
    »Ja. Ja, das ist richtig.«
    »Mit dem, was Sie taten, haben Sie die Kinder geschützt?«
    »Ja.«
    »Und das ist auch der Grund, warum Sie auf diese Weise gehandelt haben?«
    »Ja.«
    »Danke. Vielen Dank.« Pearson blickte zu ihrem Vorgesetzten hinüber. »Ich denke, ich habe keine weiteren Fragen mehr.«
    Lorraine fiel auf ihrem Stuhl zurück und brach in Tränen aus.
    »Mrs Grayson, Mrs Grayson«, sagte Fincham und legte tröstend eine Hand auf ihre Schulter. »Alles ist in Ordnung. Wir können jetzt Schluss machen. Hier.« Er nahm ein frisches Papiertaschentuch aus seiner Tasche. »Sie haben es gut gemacht. Hervorragend.«
    Lorraine wischte sich das Gesicht ab und trank Wasser aus dem Glas, das er ihr hinhielt. Sie fühlte sich erschöpft, fix und fertig.
    »Dem Gesetz nach«, sagte Fincham und setzte sich wieder, »darf jemand gerade nur so viel Gewalt anwenden, wie nötig ist, um sich oder die eigenen Kinder zu schützen. Ich bin davon überzeugt, dass es sich in diesem Fall so verhalten hat. Und ich wäre sehr verwundert, wenn die Staatsanwaltschaft es anders sehen würde. Aber was das betrifft, werden wir abwarten müssen. Jetzt lassen Sie sich bitte Zeit, und wenn Sie bereit sind, lasse ich Sie nach Hause bringen.«
    Pearson stellte sich neben Lorraines Stuhl. »Es tut mir leid, dass ich Ihnen zusetzen musste. Aber ich habe natürlich geglaubt, dass jemand, der zu dem fähig ist, was Sie getanhaben, auch Leuten meiner Sorte gewachsen ist. Sie sind eine sehr mutige Frau.«
    Sie streckte die Hand aus, und einen langen Moment später ergriff Lorraine sie.

72
     
    Will war einigermaßen aufgeregt, als er zu den beiden Katen in Upwell Fen fuhr.

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