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Schrei in der Nacht

Schrei in der Nacht

Titel: Schrei in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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geholfen hatte,
betrachtete er sich im Spiegel.
    »Das hast du einfach großartig gemacht«, lobte er sie.
      »Ich tue alles für Sie, Mr. Fallon, das
wissen Sie doch.« Sie stieß sein blutgetränktes altes
Hemd zum Feuer. »Was fangen wir nun an?« fragte sie.
      Behutsam setzte er sich wieder auf den Stuhl.
»Das ist jetzt die Frage! Ich muß aus der Stadt heraus.
Irgendwie muß ich den Zug erwischen, der nach Süden geht.
Aber ich will nicht, daß du noch mehr in diese Sache
hineingezogen wirst. Sobald ich hier fort bin, mußt du zur
Polizei gehen und alles erzählen. Erkläre ihnen, ich
hätte dich bedroht!«
      Sie seufzte. »Das ist eine schlimme Sache; aber
sie hat wenigstens ein Gutes: Ich werde dann endlich von hier
fortkommen!«
      Fallon lehnte sich auf dem Stuhl zurück und zog
die Brauen zusammen. »Das Problem ist jetzt nur, wie, zum Teufel,
ich auf den Bahnhof komme, der von Polizisten wimmelt.«
    Nachdenklich runzelte sie die Stirn; doch
dann verklärte sich ihr Gesicht, und sie sprudelte aufgeregt
hervor: »Ich hab's! Ich hab's!« Sie schaute auf die Uhr und
erklärte eifrig: »Gegen Mittag geht ein Zug ab, der
über Castlemore, Carlington fährt und dann weiter über
die Grenze. Draußen im Wagen liegen zwei große Pakete
– Chinaware, die der Alte irgendwann mal aufkaufte. Er hat sie an
einen Händler in Castlemore weiterverkauft, und sie sollen als
Frachtgut dorthin gehen.«
    »Und was hat das alles mit mir zu tun?« fragte Fallon.
      Geduldig erklärte sie es ihm: »Ich nehme
Sie im Wagen mit zum Bahnhof – ich kann nämlich fahren,
wissen Sie. Dann kaufe ich Ihnen die Fahrkarte, und anschließend
fahre ich zur Güterabfertigung an die Rampe, um die Pakete
abzugeben. Sie können sich im Wagen verstecken, und wenn ich Ihnen
Bescheid gebe, daß die Luft rein ist, können Sie auf die
Laderampe herausspringen und den Zug besteigen. Sie brauchen dabei
nicht durch die Bahnhofshalle und die Sperre zu gehen.«
      »Aber ich habe dir doch gesagt, daß ich
dich nicht weiter in diese Sache hineinziehen will! Du sollst vielmehr
der Polizei erzählen, was hier vorgefallen ist, sowie ich
verschwunden bin!«
      Sie zuckte mit den Schultern. »Ich werde
höchstens zwanzig Minuten brauchen, um Sie zum Bahnhof und in
Sicherheit zu bringen. Was machen diese zwanzig Minuten schon aus?
Danach komme ich sofort zurück und gehe zur Polizei. Ich kann
denen erzählen, daß mir schlecht wurde oder etwas
Ähnliches.«
      Nachdenklich schloß Fallon die Augen. Er
fühlte sich sehr schwach, und sein Gehirn arbeitete nicht mehr
exakt. Er wollte nicht mehr länger die Dienste des Mädchens
benutzen; er wußte, daß das Unrecht wäre, und trotzdem
hatte sie da einen guten Plan zurechtgelegt. Dies war wohl die einzige
Chance, in den Zug zu kommen, ohne erkannt zu werden. Wenn er erst mal
in dem Zug war, konnte er sich in einer Ecke schlafend stellen, den Hut
über das Gesicht ziehen oder sich in einer Toilette verstecken.
Nach ein paar Stunden wäre er dann in Castlemore. An einer der
kleinen Stationen zwischen dieser Stadt und der Grenze konnte er den
Zug verlassen und zu Fuß über die Grenze gehen. So
könnte es klappen. Er hatte also noch immer eine Chance. Als er so
weit mit seinen Gedanken war, lächelte er das Mädchen an und
erklärte: »Also gut, machen wir es so!«
    Aufgeregt lächelte sie. »Ich hatte schon Angst, Sie würden es
    mir abschlagen, Ihnen zu helfen. Das wäre nicht schön
gewesen, nach alldem, was Sie für mich getan haben!« Damit
ging sie rasch aus dem Zimmer, und Fallon lehnte sich belustigt und
bestürzt in seinen Stuhl zurück. Was für ein
unmögliches Mädchen war sie nur! Er sollte etwas für sie
getan haben – na ja, so konnte man es wohl auch
ausdrücken…
      Als sie zurückkam, trug sie Mantel und Handschuhe
und drängte: »Kommen Sie! Wir haben nicht mehr viel
Zeit!« Er erhob sich; sie half ihm in den Mantel und zog den
Gürtel fest. An der Tür kam ihm plötzlich ein Gedanke:
Er kehrte noch einmal um, ging zum Herd und nahm sein blutbeflecktes
Jackett auf, das sie dort hingeworfen hatte. Der Schulterhalfter
entnahm er die Pistole, ließ sie in seine Manteltasche gleiten
und folgte dann dem Mädchen auf den Hof. Sie öffnete die
rückwärtige Tür des alten Lieferwagens, und er kletterte
hinein. Durch ein winziges Glasfenster konnte man in den Fahrersitz
schauen, und Fallon erklärte ihr: »Wenn uns die Polizei
stoppt und durchsucht und mich dabei hier hinten findet,

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