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Schrei in der Nacht

Schrei in der Nacht

Titel: Schrei in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Händen
eine neue Zigarette an.
    Nach einer ganzen Weile nahm er die Lampe
und ging hinüber in den Baderaum. Sein Hemd war feucht von
Schweiß; er streifte es vom Körper und ließ kaltes
Wasser über Kopf und Schultern laufen. Als er sich dann
abtrocknete, prüfte er sein Gesicht im Spiegel. Dunkle, von
Schatten umlagerte Augen, die zu tief in ihren Höhlen lagen,
starrten ihm aus seinem Spiegelbild entgegen mit einem Blick, den er
nicht länger ertragen konnte. Die häßliche,
faltendurchzogene Narbe, die schräg über seine rechte Wange
verlief, ließ den Mundwinkel hochgezogen erscheinen und gab ihm
einen bitteren und grimmigen Ausdruck, der durch den dunklen Schatten
seines Bartes noch unterstrichen wurde.
      Er kehrte in das Schlafzimmer zurück und
wühlte in seiner Schublade, bis er schließlich ein sauberes
Hemd gefunden hatte.
      Schnell zog er es über den Kopf und knöpfte
es zu. Seine Finger hatten nun wieder ihre gewohnte Sicherheit
gefunden. Dann nahm er die Lampe und verließ den Raum. Im
steingepflasterten Flur war es recht kalt, und er ging schnell
hinüber in die Küche. Dort holte er ein Bündel Feuerholz
aus dem Kasten in der Ecke und ging damit in den Wohnraum der
Hütte. Seine Schreibmaschine stand auf einem Tisch am Fenster; der
Fußboden war übersät mit zusammengeknülltem
Papier. Schnell las er es auf und benutzte es, um das Feuer zu
entfachen. In wenigen Augenblicken brannten die trockenen Scheite
lichterloh, und er legte sorgfältig noch einige dickere
Klötze vom Stapel am Herd darauf.
      Auf seine Hacken gekauert starrte er in die
flackernden Flammen; dann, als das Feuer stetig und ruhig brannte,
richtete er sich auf und ging zu einer Anrichte an der anderen Seite
des Raumes. Dort holte er eine neue Flasche Whisky herunter, drehte die
Lampe etwas niedriger und setzte sich dann auf einen Stuhl am Feuer,
ein Glas in der Hand und die Flasche auf dem Fußboden neben sich
gestellt.
      Der Flammenschein zuckte über die eichenen Balken
an der Decke und ließ dort phantastische Schatten sich drehen und
hüpfen. Die Flüssigkeit im Glas schimmerte bernsteinfarben
und golden, und als Fallon sie langsam über die Zunge rinnen
ließ, fühlte er, wie ihre Wärme ihn erfüllte. Er
seufzte vor Behagen und wollte sein Glas von neuem füllen, als
plötzlich ein Lichtstrahl durch das rechte Fenster blitzte, die
gegenüberliegende Wand für eine Sekunde erleuchtete und dann
ebenso schnell verlosch, wie er aufgestrahlt war.
    Fallon rannte schnell zum Fenster und
starrte hinaus in die Dunkelheit und den rinnenden Regen. Draußen
war nichts zu erkennen. Schon wollte er sich wieder abwenden, als
plötzlich die Scheinwerfer eines Wagens aus einer Senkung der
Straße auftauchten. Der Wagen kam langsam näher und schien
schließlich anzuhalten. Fallon beobachtete ihn gespannt, bis sich
die Scheinwerfer wieder vorwärtsbewegten und der Wagen auf den Weg
zur Hütte einbog.
      Fallon stieß die Schreibmaschine beiseite, zog
eine Schublade auf und holte eine Pistole und eine Taschenlampe heraus.
Er sicherte die Pistole, öffnete dann die Tür und trat hinaus
auf den überdachten Vorbau.
      Wenige Meter vor ihm kam der Wagen zum Halten, und der
Motor wurde abgestellt. Für kurze Zeit war alles still. Fallon
wartete geduldig in der Dunkelheit; der Regen trommelte stetig auf die
Erde. Dann hörte er eine Wagentür sich öffnen und fing
einen Gesprächsfetzen auf; die Tür wurde wieder zugeschlagen,
und zwei Gestalten näherten sich ihm. Kurz vor dem Vorbau blieben
sie stehen, und eine Stimme war zu hören: »Ein
gottverlassener Winkel. Glaubst du, daß er hier steckt?«
      Fallon legte den Sicherungsflügel herum und
drückte die Pistole gegen seinen rechten Schenkel. Dann ließ
er die Taschenlampe aufflammen und sagte ruhig: »Er ist
hier!« Der Strahl stach in die Finsternis und ließ die
verdutzten Gesichter der beiden Männer sichtbar werden, die vor
ihm standen.
      Zunächst war alles still, dann aber fragte eine
Stimme, die er vor zehn Jahren zum letztenmal gehört hatte:
»Bist du es selbst, Martin?«
      Einen Augenblick noch hielt Fallon den Strahl fest auf
sie gerichtet, dann ließ er die Taschenlampe sinken und forderte
sie auf: »Es ist besser, wenn ihr hereinkommt. Achte mit deinem
Bein auf die Stufen, O'Hara.«
    Er ging zurück in die Hütte und
drehte die Lampe an. Seine zwei Besucher folgten ihm und schlossen die
Tür hinter sich. Fallon drehte sich zu ihnen um und schaute in
ihre

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