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Schrei in der Nacht

Schrei in der Nacht

Titel: Schrei in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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zu drücken. »Ist das
sein Wagen da draußen?« fragte er dann.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, das ist unsrer.«
      »Aha.« Er drückte sorgfältig
seine Zigarette aus, stand dann auf und legte seinen Regenmantel ab.
Nachdem er ihn über einen Stuhl geworfen hatte, sagte er ruhig:
»Ich glaube, ich werde einmal hinaufgehen und ein Wörtchen
mit diesem Rogan reden.« Sie nickte, doch als sie in sein Gesicht
sah, veränderte sich ihr Ausdruck. »Ist Ihnen nicht wohl,
Mr. Fallon?« fragte sie ängstlich.
      Er zwang sich zu einem Lächeln. »Ich bin
nur etwas müde. Aber wenn ich mich etwas erholt habe, wird alles
wieder gut sein.«
    Er ging durch das Wohnzimmer und stieg
die Treppe hinauf. Der Korridor lag ganz still da; nur irgendwo bumste
eine Fliege gegen eine Fensterscheibe. Leise ging Fallon den Gang
entlang und lauschte dann an der Tür, die neben dem
Mädchenzimmer lag. Von innen drang ein leises Geräusch heraus
und eine Bettfeder knarrte. Fallon knöpfte das Jackett auf, griff
mit der Hand hinein und lockerte die Pistole in der Halfter. Dann holte
er tief Atem und stieß die Tür auf.
      Rogan lag flach auf dem Rücken unter der Decke.
Fallon schloß die Tür von innen und lehnte sich dagegen.
»Hallo, du Strolch!« sagte er. »Steckt das Leben
nicht voller Überraschungen?«
      Rogan richtete sich langsam auf. Sein Gesicht
drückte vollständige Verblüffung aus. Die Decke begann
von seiner Schulter herunterzurutschen; mit einer Hand hielt er sie
fest. »Na?« fragte Fallon. »Hast du mir nichts zu
sagen? Ich dachte, du wolltest mich fertigmachen, falls wir uns noch
einmal wiedersehen!«
      Rogans Gesichtsausdruck wechselte von
Überraschung in Wut, doch plötzlich begann er wie irr zu
lachen. Fallon kniff die Augen zusammen. Irgend etwas war faul; Rogans
Reaktionen waren zu merkwürdig. Er griff zur Schulterhalfter, doch
da schoß Rogan schon durch die Bettdecke hindurch, und Fallon
wurde gegen die Wand geschleudert. Oh, du Narr, du alberner,
theatralischer Narr, dachte er bei sich, und alles um ihn herum begann
zu tanzen. Schemenhaft sah er Rogan aus dem Bett klettern; der Bursche
kicherte dabei wie ein Weib, und der Speichel tropfte ihm aus dem
Mundwinkel. Fallon konnte nicht mehr genau zielen; er warf nur den Arm
in einer geraden Linie hoch und machte dann den Finger um den Abzug der
Pistole krumm. In Rogans Schädel erschien auf einmal ein schwarzes
Loch, und seine Augen wurden von roten Äderchen durchzogen, die
wie die Sprünge in Chinaporzellan gezackt waren. Ein Ausdruck
grenzenlosen Erstaunens trat auf sein Gesicht, und als sein Körper
auf das Bett sackte, war er bereits tot und empfand nichts mehr.
    Fallon ließ sich gegen die Tür fallen und schloß die Augen.
    Nach einer Weile fühlte er sich etwas besser. Er packte den
Türgriff und zog sich daran hoch. Wieder überfiel ihn
Ohnmacht; er lehnte sich gegen die Wand und atmete tief, bis er sich
einigermaßen gekräftigt hatte. Dann ging er hinüber zum
Bett und schaute auf den Toten nieder. Rogans Augen starrten zur Decke
empor, seine Lippen waren über die Zähne emporgezogen. Voller
Abscheu wandte sich Fallon ab und öffnete die Tür.
      Das Haus lag noch ebenso friedlich da wie vorhin, als
er hereingekommen war. Er lauschte eine Weile, dann ging er zur Treppe.
Plötzlich hörte er die Stimme des Mädchens von unten
rufen: »Sehen Sie sich vor, Mr. Fallon. Mein Vater ist
oben!«
      Als Fallon hastig herumfuhr, wurde die Tür von
Conroys Schlafzimmer aufgestoßen, und der alte Mann stand im
Rahmen. Er hielt eine eiserne Stange in der Hand, und sein Gesicht war
vom Trinken gerötet. Seine kleinen Perlaugen glitzerten, als er
sagte: »Sie haben ihn also fertiggemacht, ja? Aber vorher hat er
Ihnen noch eins versetzt, wie ich sehe!« Fallon zog die Pistole
heraus, doch da durchfuhr seinen Körper wieder der schreckliche
lähmende Schmerz; er schrie auf und krümmte sich.
      Conroy benutzte die Gelegenheit, um ihm mit der
eisernen Stange die Pistole aus der Hand zu schlagen. In einer
Reflexbewegung trat Fallon einen Schritt vorwärts und begann mit
dem Alten zu kämpfen, bevor ihm dieser die Stange über den
Kopf schlagen konnte.
    Fallon mußte dabei nach Atem ringen
und klammerte sich an den Alten. Langsam kehrte ihm das
Bewußtsein zurück. Der alte Mann kämpfte wie ein
Wahnsinniger; er trat und stieß und krallte seine Finger in das
Gesicht des Gegners. Fallon spürte in seinem Rücken das
Treppengeländer; er ließ die

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