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Schuldig

Schuldig

Titel: Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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studierte Trixie ihre Hände und fragte sich, ob außer ihr sonst noch jemand merkte, dass die Sonne, wenn sie genau im richtigen Winkel auf die Handfläche traf, die Haut durchsichtig machte und die Tunnel erkennen ließ, durch die das Blut rauschte. Blutkörperchen.
    Die Kids, die Bescheid wussten (und das waren praktisch alle, weil die Neuigkeit sich wie ein Lauffeuer herumgesprochen hatte), warteten förmlich darauf, dass sie ihre sorgsam gehegte Fassung verlor. Ein Mädchen hatte sogar eine Wette abgeschlossen, wann Trixie in aller Öffentlichkeit zusammenbrechen würde, und Trixie hatte das zufällig mitbekommen. Highschool-Schüler waren Kannibalen: Sie aßen dein gebrochenes Herz vor deinen Augen und entschuldigten sich dann achselzuckend mit einem blutverschmierten Lächeln.
    Visine-Augentropfen halfen. Und Hämorrhoidensalbe unter die Augen, auch wenn die Vorstellung noch so ekelig war. Trixie stand jetzt meist schon um halb sechs auf, zog eine Flanellhose und zwei sorgfältig ausgesuchte langärmelige T-Shirts übereinander an und band sich das Haar zu einem wilden Pferdeschwanz. Sie brauchte eine Stunde, bis sie so aussah, als hätte sie sich gerade erst aus dem Bett gerollt, als ließe sie sich von dem, was passiert war, nicht den Schlaf rauben. In letzter Zeit ging es eigentlich nur noch darum, den Leuten vorzumachen, sie wäre jemand, der sie längst nicht mehr war.
    Trixie segelte auf einem Meer aus Geräuschen durch den Flur – Spindtüren knirschten wie Zähne, Jungs verabredeten sich lauthals über die Köpfe von Kleineren hinweg für den Nachmittag, Kleingeld für den Getränkeautomaten wurde aus Hosentaschen gegraben. Sie trat durch eine Tür und wappnete sich innerlich, um die nächste Dreiviertelstunde durchzustehen. Psychologie war das einzige Fach, das sie mit Jason zusammen hatte. Es war ein Wahlfach. Was im Grunde genommen hieß: Du wolltest es nicht anders .
    Er war schon da. Sie wusste das, weil sich die Luft um ihren Körper elektrisch aufgeladen hatte. Er trug das verwaschene Jeanshemd, das sie sich einmal geborgt hatte, als er ihr beim gemeinsamen Lernen aus Versehen Cola übers T-Shirt geschüttet hatte, und sein schwarzes Haar war ungekämmt. Deine Haare sind zu lang , hatte sie mal zu ihm gesagt, und er hatte gelacht. An mir ist alles genau lang genug , hatte er erwidert.
    Sie konnte ihn riechen – Shampoo und Pfefferminzkaugummi und, auch wenn es unfassbar klang, kalten weißen Eisnebel. Derselbe Geruch hing an dem T-Shirt, das sie ganz unten in ihrer Schlafanzugschublade versteckt hatte, das, von dem er nicht wusste, dass sie es hatte, und das sie jeden Abend vor dem Schlafengehen über ihr Kopfkissen zog. Es ließ sie von ihm träumen: vom flanellweichen Klang seiner Stimme, wenn sie ihn anrief und er schon geschlafen hatte. Von der Art, wie er einen Stift zwischen den Fingern einer Hand drehte, wenn er nervös war oder angestrengt überlegte.
    Auch als er mit ihr Schluss machte, hatte er das getan.
    Trixie atmete tief durch und ging an dem Platz vorbei, auf dem Jason sich rekelte. Sie spürte, wie sein Gesicht von der Anstrengung, sie nicht anzusehen, warm wurde. Es kam ihr unnatürlich vor, einfach an ihm vorbeizugehen, ohne dass er sie am Rucksack festhielt, bis sie sich ihm zuwandte. »Du kommst doch zum Training«, fragte er dann, »oder?« Als hätte sie sich je davon abhalten lassen.
    Mr. Torkelson hatte ihnen Plätze zugewiesen, und Trixie war in der vordersten Reihe gelandet. Die ersten drei Monate des Schuljahres hatte sie es furchtbar gefunden, aber jetzt war sie dankbar dafür, weil sie so einfach bloß die Tafel anstarren konnte, ohne Jason oder irgendwen sonst wahrnehmen zu müssen. Sie schob sich auf ihren Stuhl und klappte die Mappe auf. Ihre Augen mieden den Tipp-Ex-Fleck, der mal Jasons Name gewesen war.
    Als sie eine Hand auf der Schulter spürte, eine warme, breite Jungenhand, blieb ihr die Luft weg. Jason würde sich entschuldigen. Ihm war klar geworden, dass er einen Fehler gemacht hatte. Er wollte sie fragen, ob sie ihm je verzeihen konnte. Sie wandte sich um, das Wort Ja schon auf ihren Lippen, doch dann sah sie Moss Minton vor sich stehen, Jasons besten Freund.
    Â»Hi.« Er warf einen Blick über die Schulter zu Jason, der tief über seinen Tisch gebeugt war. »Geht’s dir gut?«
    Trixie strich die Ränder ihrer

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