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Schule der Hexen

Schule der Hexen

Titel: Schule der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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erst am nächsten Tag verkünden wollte.
    Und Yacub wußte, an wen er sich zu halten hatte, um in anderer Gestalt an sie heranzukommen.
    Das Mädchen war so in ihren Gefühlen für Honga gefangen und blind für alles andere, daß es ihm ein leichtes sein sollte, sie unschädlich zu machen und in ihre Gestalt zu schlüpfen…

7.
    Mythor betrat die mächtige Halle der Begegnung zum zweitenmal, doch von ebensolcher quälender Ungewißheit erfüllt, wie am Vortag, als Lankohr ihn, Scida, Gerrek und die jungen Ausreißerinnen hierher führte.
    Von der gut drei Körperlängen hohen Decke des sechseckigen Raumes hingen prachtvolle Leuchter herab, zwölf an der Zahl. Überhaupt schien in diesem Schloß fast alles dem »Gesetz der Zwölf« zu gehorchen. Zwölf Stühle standen in zwölf Abschnitten, in die der Boden strahlenförmig unterteilt war. Zwölf schmale Fenster, die vom Boden bis zur Decke reichten, verwandelten das einfallende Licht des Tages in ein feuriges Farbenspiel.
    Fieda saß auf dem roten Feld des Schwertmondes. Mythor atmete auf, als er sah, daß nur sie sie erwartete – und Lankohr, der sich sofort an ihre Seite begab und dort verharrte wie ein geschrumpfter Leibwächter.
    Mythor, Scida und Gerrek traten in die Mitte des Raumes. Ein schwaches Lächeln umflog die Lippen der Hexe, als sie sah, daß er mit einem Fuß im Mittelkreis stand, mit dem anderen aber in jenem Feld, das der Zahda gehörte – dem des Krebsmonds.
    Hinter ihnen schloß sich wie von Geisterhand die mächtige Tür.
    Lankohr flüsterte Fieda etwas zu, worauf sie nickte und Mythor durch eine Handbewegung bedeutete, näher zu ihr heranzutreten.
    Sie wirkte wahrhaftig streng, doch auf eine Art, die ihm Mut gab. Wenngleich Gebieterin über dieses Schloß und diesen Teil der Insel, wenngleich Lehrerin und Erzieherin, hatte sie nichts Schulmeisterliches an sich. Im Gegenteil wirkte sie wie eine Frau, deren eigener Wissensdurst ebenso groß war wie ihre Macht. Mythor blickte in ihre Augen, ihr faltenreiches, nicht unbedingt schön zu nennendes Gesicht, und wußte, daß er sich ihr anvertrauen würde.
    »Ich hätte euch in Kürze rufen lassen, um auch euch zu hören«, sagte Fieda. »Nun will mir scheinen, daß ihr mir wichtigere Dinge zu sagen habt als nur eure Auslegung der Vorkommnisse in Buukenhain.«
    Mythor bedachte den Aasen mit einem tadelnden Blick. Dann nickte er.
    »Es ist so, wie du glaubst, Fieda«, antwortete er. »Bevor ich von Buukenhain rede, gestatte mir einige Worte zu dem, der hier vor dir steht.«
    Sie legte Finger und Daumen beider Hände aneinander, so daß sie ein Dreieck bildeten. Die Zeigefinger berührten ihre Nasenspitze. Fiedas Blick verriet gedämpfte Erwartung. Sie nickte.
    Mythor sah sich um, bevor er zu sprechen begann. Scida und Gerrek standen zwei Schritte hinter ihm. Die Amazone blickte ihn verständnislos an, und in Gerreks Augen funkelte es, als ahnte er, was er nun zu hören bekommen würde.
    »Du kannst frei reden«, sagte Fieda. »Wir sind allein. Niemand außer mir wird eure Worte hören.«
    »Danke«, murmelte Mythor. Dann begann er. »Du kennst mich als Honga, den auf wundersame Weise wiedergeborenen Helden der Tau, die eine der vielen Inseln der Dämmerzone bewohnen. Selbst meine Gefährten halten mich für Honga.«
    Dann nannte er ihr seinen wahren Namen. Plötzlich war es ihm, als fiele eine schwere Last von seinen Schultern ab, als die Worte nun nur so aus ihm heraussprudelten. Einmal den Anfang gemacht, gab es kein Halten mehr. Und Fiedas Blicke ermutigten ihn dazu, ihr wirklich restlos die Wahrheit über sich zu offenbaren.
    Vinas Warnung, nur der Hexe Ambe dürfe er sich anvertrauen, war vergessen.
    Mythor verriet, daß er von Gorgan, der Nordhälfte der Welt, kam und dort als Sohn des Kometen angesehen wurde. Er sprach von allen Prüfungen, die er bei den Fixpunkten des Lichtboten abgelegt hatte, von seinem langen Weg bis hin nach Logghard und nicht zuletzt von der Begegnung mit dem Aasen Vangard.
    Fieda beobachtete ihn aufmerksam, und oftmals nickte sie, als erzählte er ihr nichts, das sie nicht bereits geahnt hätte. Scida stand wie erstarrt. Kein Muskel zuckte in ihrem Gesicht, während Gerrek die Arme über der Brust verschränkte und ab und an das Drachenmaul zu einem Grinsen verzog.
    Erst jedoch, als er von Fronja sprach, sanken Fiedas Arme herunter, und sie beugte sich im Stuhl leicht vor.
    Mythor berichtete, wie er zu Fonjas Bildnis gekommen war und wie er es wieder verloren hatte. Er

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