Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schule für höhere Töchter

Schule für höhere Töchter

Titel: Schule für höhere Töchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
Vom Netzwerk:
eine ganze Woche lang vier Stunden am Tag mit den Finanzbeamten zubringen, weil ich mir einfach nicht leisten kann, den Steuerberater dafür auch noch zu bezahlen. Theoretisch mag meine Arbeitsstunde soviel wert sein wie seine, aber nicht in Bargeld. Warum also, habe ich mich gefragt, soll ich überhaupt einen Steuerberater bezahlen? Da wir gerade bei unbezahlten Arbeitsstunden sind, wie war dein Abend?«
    »Wenn du es wirklich wissen willst, erzähle ich es dir. Die Geschichte beginnt mit dunklen Eingangshallen, geht weiter mit Wachhunden, die Stechuhren drücken, und endet schließlich leicht emotionsgeladen mit einem Gespräch mit Angelica Jablon. Wie richtet man einen Hund dazu ab, mit seiner Pfote auf irgendeinen Gegenstand zu drücken? Bevor du antwortest oder ich es dir erzähle, brauche ich etwas zu essen. Ich weiß nicht, warum ungewöhnliche Abenteuer, wenn sie erst einmal vorüber sind, so einen Heißhunger bei mir auslösen; wahrscheinlich eine nervöse Reaktion.« Gemeinsam gingen sie in die Küche, und während Kate herumhantierte, erzählte sie ihm vom Verlauf des Abends.
    »Soweit ich weiß«, warf Reed an einer Stelle ein, »drücken sie nicht mit der Pfote die Stechuhr, sondern sie stellen sich mit beiden Vorderpfoten auf dieses Ding, das dann auf ihr Gewicht reagiert.«
    »Glaubst du wirklich, die merken, wenn jemand da ist, auch wenn er sich in einem Schrank versteckt hat?« fragte Kate.
    »O ja, das glaube ich schon. Hunde mit feinem Geruchssinn und scharfem Gehör haben da keine Schwierigkeiten – es sei denn, der Schrank hätte die Größe eines kleinen Baseballfeldes.«
    »Haben denn nicht alle Hunde einen feinen Geruchssinn?«
    »Das ist unterschiedlich. Bluthunde sind am besten. Salukis, Afghanen und Wolfshunde haben zweifellos sehr scharfe Augen, um in der Wüste über große Entfernungen gut sehen zu können, aber ihr Geruchssinn ist kaum besser als der einer herumschnüffelnden Ehefrau, die ihren Mann verdächtigt, vor nicht allzu langer Zeit ein Bier getrunken zu haben.«
    »Was du alles weißt. Ich vermute, es gibt auch einen Grund, warum sie paarweise arbeiten.«
    »Zu zweit sind sie viel schwerer zu täuschen, viel bedrohlicher und mächtiger. Ein Einbrecher könnte versuchen, vielleicht, wenn er an einem Kronleuchter hängt, auf einen Hund zu schießen, aber bei zweien lohnt sich das wohl kaum. Welche Schlüsse ziehst du aus deinem Gespräch mit Angelica?«
    »Sie war viel zu müde, um überhaupt etwas zu sagen.
    Ich nehme an, sie war froh, daß ich gekommen bin, aber sie war wirklich fertig. Der Großvater macht die Sache so kompliziert; er ist wohl so eine Art Vaterfigur in der Familie, und die Kluft zwischen den Generationen ist nicht nur eine Kluft, sondern ein ganzer Canyon.«
    »Ich dachte, Großeltern und Enkelkinder kämen so gut miteinander zurecht, ohne die üblichen Probleme, die Eltern und Kinder immer miteinander haben.«
    »Ich glaube, das trifft nur dann zu, wenn es auch Eltern gibt. In dem Fall verbünden sich Großeltern und Enkelkinder gegen einen gemeinsamen Feind. Wenn dagegen Großeltern die Elternrolle übernehmen, funktioniert auf einmal dieses fröhliche Bündnis nicht mehr. Ich weiß nicht, um wen man sich mehr Sorgen machen muß, um Angelica und ihren Bruder oder um die Schule. Es sieht so aus, als hätte Miss Tyringham ohnedies schon genügend Probleme.«
    »Aber dies gehört doch alles zu ein und demselben Problem, diesem verdammten, entsetzlichen Krieg. In welcher Lage war denn eigentlich der Junge?«
    »Mehr oder weniger in der gleichen wie Jack. Zumindest soweit ich weiß, obgleich es zweifellos Unmengen von unterschiedlichen Details gibt; das ist schließlich immer so.«
    »Nun, du warst bestimmt eine Hilfe«, sagte Reed, »und vielleicht können sie und ihr Bruder sich hier verstecken, wenn es nötig ist. Wir können deinen Neffen zurückholen, der sicher auch noch ein paar Freunde in gleicher Lage hat, und dann kann uns die Regierung alle zusammen verhaften, weil wir Jungs, die sich vor der Army drücken, Obdach geboten haben. Tut mir leid, du hast gesagt, du haßt Leute, die allem etwas Positives abgewinnen.«
    Kate, die hungrig ihre Rühreier verschlang, streckte ihm die Zunge heraus.
    Am nächsten Tag kam Angelica zum Seminar und schien in guter Verfassung zu sein, auf dem Plan stand die Frage des Gehorsams – Gehorsam dem Staat oder einem Vater gegenüber auf der einen Seite, sich selbst oder göttlichen Gesetzen gegenüber auf der anderen

Weitere Kostenlose Bücher