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Schule für höhere Töchter

Schule für höhere Töchter

Titel: Schule für höhere Töchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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Kate einen Aufzug. Der Anzahl der Namen an den Klingeln entnahm Kate, daß sich in jeder Etage zwei Wohnungen befanden und das Haus nur sechs Stockwerke hatte. Sie drückte auf den Knopf neben dem Namen Rexton, war jedoch nicht überrascht, keine Antwort zu bekommen. Irene war in der Schule und die Eltern vermutlich bei den Papuas oder sonstwo. Oder sie hielten nicht ganz so weit entfernt Vorträge über die Papuas.
    Kate ging wieder hinaus und sprach noch einmal mit dem Wachmann. »Stehen Sie auch abends hier?« fragte sie.
    »Einer von uns ja, vor dem Haus des Präsidenten. Oder im Eingang.«
    »Danke«, sagte Kate. Sie ging in Richtung Broadway und kaufte sich an einem Wagen einen Hot Dog mit Sauerkraut und Senf. Kauend ging sie die Straße entlang – kein gutes Aushängeschild für das Theban, wo man es, wenn auch wirkungslos, mißbilligte, wenn Schülerinnen auf der Straße aßen. Mittlerweile war Kate müde vom Laufen; sie winkte einem Taxi (es war gerade keine Rush Hour), ließ sich auf den Rücksitz fallen und zündete sich eine Zigarette an. Sie fragt sich, ob sie Aktien besaß an der Firma, die ihre Marke produzierte, dachte eine Weile darüber nach und beschloß, diese Frage ruhen zu lassen. Es war wirklich mühselig, seinen Prinzipien gemäß zu leben. Das Taxi setzte Kate vor einem großen Gebäude an der Park Avenue ab, der Adresse der Jablons. Ein Portier kam eilfertig aus dem Haus, hielt Kate die Taxitür auf und fragte, nachdem er ihr auf den sicheren Bürgersteig geholfen hatte, zu wem sie wolle.
    »Mr. Jablon, mit dem ich gerade gesprochen habe, weiß Bescheid, daß ich komme«, sagte Kate mit aller Sicherheit des Auftretens, deren sie als Mitglied der Familie Fansler fähig war. Der Portier führte sie zum richtigen Aufzug; unterwegs passierte sie ihrer Rechnung nach mindestens drei livrierte Männer. Sie hatte vorgehabt, mit Angelica zu sprechen oder es zumindest zu versuchen, und dann, wenn die Nachtschicht gekommen war, diese nach dem Abend von Mrs. Jablons Tod zu befragen. Reed hatte ausdrücklich betont, daß die Polizei das zwar schon getan hatte, aber Kate hatte gelesen, der durchschnittliche Polizist verfüge über einen IQ von 98, und meinte bestürzt: »Stell dir vor, wie hoch der IQ dann bei einigen sein muß.«
    »Bei einhundertdreißig«, hatte Reed geantwortet. Aber Kate war nicht beruhigt.
    Der Fahrstuhlführer brachte sie zum dritten Stock und wartete, bis die Wohnungstür geöffnet und Kate hereingebeten wurde. Ein gut geführtes Haus mit gut geschultem Personal, dachte Kate mißmutig. Sie hatte so sehr auf Nachlässigkeit und Durcheinander gehofft.
    Kate nannte dem Hausmädchen, das ihr in Häubchen und weißer Schürze geöffnet hatte, ihr Anliegen. »Aber ich möchte nur dann mit Angelica sprechen«, sagte sie abschließend, »wenn es ihr recht ist. Wenn nicht, komme ich wieder, wenn sie sich besser fühlt.«
    »Warten Sie bitte einen Moment, Madam, ich werde nachsehen.« Das Mädchen ließ Kate eintreten und schloß die Tür. Es gab zwar Stühle in der großen, unpersönlich wirkenden Diele, doch Kate blieb stehen. Nach kurzer Zeit kam das Mädchen zurück und nickte Kate bloß zu; ihr folgte ein junger Mann mit Bart und langem Haar, abgeschnittenen Jeans und einem ausgesprochen bedauerlichen Hemd.
    »Sie müssen Miss Fansler sein«, verkündete er und rieb einen seiner unbeschreiblich schmutzigen Füße am anderen. »Ich bin Patrick Jablon.« Der erste Gedanke, der Kate durch den Kopf ging, war: Tom Sawyer mit Sex Appeal. »Angelica ist gleich wieder in Tränen ausgebrochen, als sie hörte, daß Sie es sind, aber aus langer Erfahrung weiß ich, daß es Tränen der Erleichterung und Dankbarkeit sind. Da ist die Patientin persönlich.«
    In der Tür stand eine ungeheuer niedergeschlagene und bemitleidenswerte Angelica, barfuß wie ihr Bruder, aber in ein langes Nachthemd gehüllt, das aussah, als stammte es aus einem Kaufhaus und nicht von der Müllhalde.
    »Hallo«, sagte Kate. »Ich bin gekommen, um zu sehen, wie es dir geht, und um mit dir zu reden. Ich bin den ganzen Tag herumgelaufen, und wenn ich mich jetzt hinsetze, wird es wahrscheinlich Stunden dauern, bis ich wieder aufstehe; wenn ich also wieder gehen soll, sag es bitte lieber gleich und nicht erst, wenn ich die Füße hochgelegt habe.«
    »Sie können meinetwegen ruhig hereinkommen«, sagte Angelica. Sie wollte vorausgehen zu ihrem Zimmer, überlegte es sich dann aber offensichtlich anders. »Wir können hier

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