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Schusslinie

Schusslinie

Titel: Schusslinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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in
Richtung Riegert, »ja, da hat die Gegenseite dann ganz groß zugeschlagen. Klinsmann
musste es sein. Sie wussten, dass dies der Superschlag sein würde, mit dem man auch
einen hartnäckigen Mann wie den Herrn Gangolf in die Knie zwingen konnte. Jetzt
war die Öffentlichkeit aufmerksam geworden – und nun musste Schadensbegrenzung betrieben
werden. Zahlen mussten Sie aber trotzdem nicht«, stellte Häberle fest und sah langsam
einen dieser Männer nach dem anderen an. Die rassigen Südosteuropäerinnen, die er
am Nachmittag hatte kommen sehen, waren gar nicht im Saal. »Man musste nicht zahlen,
weil Herr Klinsmann nicht nur ein begnadeter Bundestrainer ist, sondern auch obendrein
eine solche Situation genial meistert. Ich will nicht näher darauf eingehen, aber
es ist uns gelungen, ihn rechtzeitig zu befreien.« Er atmete tief ein. »Weshalb
wenig später auch Herr Nullenbruch freigekommen ist, entzieht sich meiner Kenntnis.
In diesem Falle gehe ich einfach mal davon aus, dass Sie ein paar Euro-fuffzig Lösegeld
bezahlt haben. Aber da können Sie die verantwortlichen Herrschaften selbst fragen.«
Und er fügte lächelnd hinzu: »So lange sie sich noch der Freiheit erfreuen.«
    Ute Siller hatte sich erstaunlicherweise beruhigt.
Ihr gefiel die Art, wie Häberle mit diesen Personen umsprang, vor allem mit Nullenbruch
und ihrem Ex-Mann. Sie hatte sich an die Wand gelehnt und die Gesichter studiert.
Nur einige wenige kamen ihr bekannt vor.
    In der rechten Reihe erhob sich plötzlich ein
Mann. »Gestatten Sie, dass ich ein paar Worte sage«, begann er, worauf sich sofort
alle Köpfe zu ihm drehten. Häberle erkannte ihn als den Anrufer vom Nachmittag.
»Mein Name ist Rambusch. Und ich bin in die Sache hinein geraten, ohne mir der Tragweite
bewusst zu sein. Das soll keine Entschuldigung, aber eine Erklärung sein.« Stefan
Beierlein vom Nebentisch warf ihm einen giftigen Blick zu. »Aber nach allem, was
geschehen ist, kann ich nicht mehr schweigen. Vor allem, nachdem dieses Mädchen
sterben musste. Sie hatte jeglichen Halt verloren. Als Herr Nullenbruch verschwunden
war, hat sie verzweifelt Hilfe gesucht, schließlich war sie ihm hörig gewesen. Sie
wissen das …«
    Ute Siller trat energisch zwei Schritte vor,
als sei ein Nerv getroffen worden. Sie schrie förmlich los: »Eine dreckige, miese
kleine Nutte war sie, ein Puff-Luder.«
    Häberle drehte sich um: »Ruhe! Sie sind augenblicklich
still oder ich lass Sie rausbringen.« So hatte noch keiner der Besucher diesen Kommissar
erlebt. Auch Riegert und Linkohr staunten.
    Ute Siller konterte: »Von Ihnen lass ich mir
noch lange nicht den Mund verbieten.« Häberle gab ein Zeichen, worauf sich zwei
SEK-Beamte von der Wand lösten, ihre umgehängten Maschinenpistolen am Körper baumeln
ließen und Sillers Arme auf den Rücken drehten. »Lasst mich los, ihr Drecksäcke«,
tobte sie, doch gingen ihre weiteren Worte in einem undefinierbaren Schmerzensschrei
unter. Augenblicke später wurde sie durch die vordere Eingangstür nach draußen gebracht.
Ihre Schreie hallten noch für ein paar Sekunden herein.
    »Entschuldigen Sie die Unterbrechung«, wandte
sich Häberle wieder an die offenbar stark beeindruckten Besucher. Sie hatten erkannt,
wie konsequent der Kommissar durchgreifen ließ. Nichts anderes hatte er auch demonstrieren
wollen.
    Rambusch, der den Vorfall stehend verfolgt
hatte, fuhr mit hörbar innerer Unruhe fort: »Ich wollte nur an die Akten erinnern,
die im Bundeskanzleramt aufgetaucht sind. Lanskis Akten. Es waren die Namen und
Adressen jener Schiedsrichter, die für die WM nominiert sind.« Rambusch setzte sich
wieder, »das sollten Sie wissen«, sagte er dabei, »und wir alle, wie wir hier sitzen,
täten gut daran, heute dieses Kapitel abzuschließen.«
    Häberle erfasste die Tragweite sofort. »Diese
Akten waren es dann auch wohl, was bei Anna gesucht wurde und weshalb sie sterben
musste. Vermutlich hat sie die Unterlagen nach dem Mord an Lanski behalten. Vielleicht
ist ihr auch erst hinterher klar geworden, welch brisantes Material ihr dabei in
die Hände gefallen ist. Und nach Herrn Nullenbruchs plötzlichem Verschwinden hatte
sie offenbar kein Interesse mehr, mit der deutschen Seite zu kooperieren. Denn es
ist anzunehmen, dass sie weiterhin gute Kontakte zu Janos mafiosen Zuhälterkreisen
gepflegt hat – oder sagen wir besser: pflegen musste. Sie hat zwangsläufig die Fronten
gewechselt und im Auftrag dieser Erpresser die kopierten Akten nach Berlin

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