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Schusslinie

Schusslinie

Titel: Schusslinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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besiegeln können.«
    Einige der Zuhörer lächelten.
    »Ich möchte für alle, die sie noch nicht kennen,
meine beiden Kollegen hier vorstellen«, fuhr er fort. »Links von mir, das ist Herr
Michael Rambusch. Er ist für das Finanzielle zuständig und gehört unserem …« Beierlein suchte nach der passenden Bezeichnung.
»… unserem Organisationsteam schon seit über einem Jahr an. Seine Connections zu
Sponsoren und Interessenvertretern sind geradezu legendär.« Rambusch stand kurz
auf und lächelte.
    »Ganz rechts außen, das ist Herr Leonhard Lanski.
Sein Name dürfte den meisten von Ihnen bekannt sein. Er ist sozusagen der Mann aus
der Praxis. Er weiß, wovon er spricht.«
    »Zu meiner Rechten sitzt Harry Obermayer, der
Manager, der das Unmögliche möglich macht.« Er hielt kurz inne, als der Genannte
aufstand und sich verbeugte. »Herr Obermayer hat phänomenale Beziehungen in politische
Kreise. Es gibt kaum einen Politiker, ob in der Regierung oder in der Opposition,
den er nicht duzt. Diese Flexibilität ist seit dem vorletzten Sonntag mehr denn
je angebracht. Heutzutage bedarf es persönlicher Kontakte, geschickter Strategien …« Er nickte, als wolle er sich damit selbst
bestätigen. »Ja, geschickter Strategien, meine Herren. Früher haben wir über die
südlichen Länder gelächelt, auch über Italien …« Er schaute zu dem von dort angereisten schnauzbärtigen Kollegen.
»Aber inzwischen, liebe Kollegen, inzwischen ist Deutschland die größte Bananenrepublik
weit und breit geworden. Korruption, Bestechung, machtbesessene und geldgierige
Politiker, raffgierige Unternehmer. Gewerkschaften, die sich unterbuttern lassen.
Glauben Sie mir …« wieder legte
er eine Pause ein, »… wenn Sie Einblick in die Politik und in die Wirtschaft haben,
wenn Sie sehen, mit welchen Mitteln gelogen, betrogen, getrickst und bestochen wird,
dann werden Sie merken, dass wir bei allem, was wir zu arrangieren versuchen, geradezu
Waisenknaben sind.«

2
     
    Ministerialdirektor Harald Gangolf vom Wirtschaftsministerium der Bundesrepublik
Deutschland war zufrieden. Er hatte das Büro des ›Instituts für kommunikative Zusammenarbeit‹
in einem der hoch aufragenden Gebäude am Potsdamer Platz wieder verlassen. Als er
in der Tiefgarage in den silberfarbenen S-Klasse-Daimler gestiegen war, steckte
er das Handy in die Halterung und fuhr in den regengrauen Nachmittag hinaus. Dabei
drückte er einige Tasten, worauf sich gleich eine Frauenstimme mit ›Hallo‹ meldete.
    »Ich bin’s. Danke, Schatz, für deine Botschaft.«
Er fuhr langsam auf der Alten Potsdamer Straße hinter einem Bus her, der die schmutzige
Nässe aufwirbelte.
    »Hat’s so lange gedauert?«
    »Endlos, war aber auch notwendig. Aber ich
denke, Liebenstein ist der richtige Mann dafür. Einer, der weiß, worauf es ankommt.
Und ganz wichtig: Er will’s noch zu was bringen. Er wird darauf bedacht sein, keinen
Patzer zu machen.«
    »Schön für dich, Bärchen«, hauchte die Stimme
im Lautsprecher, »und wann hast du heut Abend Zeit für mich?«
    Gangolf runzelte die Stirn. Er konnte nicht
überholen und fuhr nach links in die Ebertstraße hinein. Der Regen wurde immer stärker.
»Ich bin jetzt auf dem Weg ins Ministerium. Zwei Termine stehen noch an, Schatz.«
Sein Blick fiel auf die Uhr im Armaturenbrett. Kurz nach drei schon. »Außerdem …« Er stockte, weil er sich auch auf den Verkehr
konzentrieren musste, »… außerdem hab ich dir doch gesagt, dass ich heut Abend …«
    Gangolf konnte den Satz nicht zu Ende bringen,
weil ihn die Stimme unterbrach: »Weiß schon – natürlich. Besuch einer Wirtschaftsdelegation.
Du musst repräsentieren.« Es klang enttäuscht und der Mann erwiderte nichts, sondern
atmete schwer. Rechts zogen die dunklen Steinblöcke des Holocaust-Denkmals vorbei,
weiter vorne erhob sich im tristen Grau des Himmels das Brandenburger Tor und dahinter
die Kuppel des Reichstags. »Schatz«, begann Gangolf langsam, »wir werden demnächst
zusammen nach Stuttgart reisen, du und ich – und ein traumhaftes Wochenende auf
der Schwäbischen Alb verbringen. Ich kenn da ein herrliches Wellness-Hotel im Stauferland.
Weißt du überhaupt, wo das ist?« Er versuchte, sie abzulenken.
    »Das glaub ich erst, wenn wir dort sind«, kam
es schnippisch zurück.
    »Okay«, sagte er und gab wieder Gas, weil sich
die Kolonne in Bewegung setzte, »ich meld mich aber heut noch mal.«
    »Und ich? Wann erfahr ich, was meine Aufgabe
ist? Oder bin ich nur das

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