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Schutzwall

Schutzwall

Titel: Schutzwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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was er da tat, dann den Hahn zudrehte und Tasse und Untertasse auf das Ablaufbrett stellte. Er trocknete seine nasse rechte Hand, indem er mit ihr durch sein dichtes, kupferfarbenes Haar fuhr, öffnete die Kühlschranktür, starrte mindestens eine halbe Minute lang hinein, schloß die Tür wieder und ging zurück ins Wohnzimmer, wo er, tief in Gedanken mit dem Tod seiner Schwester beschäftigt, stehenblieb, während ein anderer Teil seines Verstandes sich zu erinnern versuchte, was er als nächstes tun müßte.
    Packen, so entschloß er sich und war schon auf dem Weg ins Schlafzimmer, als ihm aufging, daß der dunkelbraune Lederkoffer bereits neben der Tür stand, die zum Flur abging. Das hast du ja schon getan, sagte er zu sich selbst und erinnerte sich, wie der Koffer geöffnet auf dem Bett gelegen hatte und er roboterhaft Socken, Hemden, Shorts und Krawatten aus den Schubladen, den dunkelblauen Anzug für die Beerdigung aus dem Kleiderschrank genommen und dann alles ordentlich im Koffer zusammengefaltet, ihn geschlossen und ins Wohnzimmer geschleppt hatte. Danach hast du dir Kaffee gemacht; dann hast du ihn getrunken, und dann hast du den Alten beobachtet. Er blickte an sich hinunter, um sicherzugehen, daß er sich wirklich voll angezogen hatte. Er stellte fest, daß er das anhatte, was er bei sich die New-Orleans-Uniform nannte: graues Seersucker-Jackett, weißes Hemd, schwarzer Seidenbinder, dunkelgraue Slacks aus leichtem Stoff und schwarze, genoppte Mokassins, die sauber geputzt waren. Er konnte sich nicht erinnern, die Mokassins geputzt zu haben.
    Dill prüfte, ob er die Armbanduhr übergestreift hatte, und klopfte seine Kleidung nach Brieftasche, Schlüsseln, Scheckbuch und Zigaretten ab, die er nicht finden konnte, bis er sich erinnerte, daß er das Rauchen aufgegeben hatte. Er sah sich noch einmal im ganzen Apartment um, nahm den von zahllosen Flügen reichlich mitgenommenen Koffer und ging. An der Südwestecke von 21st und N Street winkte er sich ein Taxi heran, stimmte dem Fahrer, einem Pakistani, zu, daß es heute kühler wäre als gestern, aber noch immer sehr heiß, und ließ sich zuerst zur Bank und dann zur First Street 301, Northeast, fahren: das Carroll Arms.
    Das Carroll Arms, nahe dem Capitol gelegen, war vormals ein Hotel gewesen, das Politiker und solche beherbergt hatte, die für sie arbeiteten und lancierten, über sie schrieben und die manchmal auch mit ihnen ins Bett gingen. Jetzt war es vom Kongreß übernommen worden und bot dessen überschäumenden Aktivitäten Unterkunft, einschließlich eines aus drei Mitgliedern bestehenden obskuren Senatsunterkomitees für diverse Untersuchungen und Aufsichtstätigkeiten. Es war eben dieses Subkomitee, das Benjamin Dill für seine Beratertätigkeit täglich 168 Dollar zahlte.
    Dills Förderer und Rabbi – oder vielleicht auch Abt – in diesem dreiköpfigen Unterausschuß war das gleichberechtigte (und einzige) Mitglied einer Minderheit, der Baby-Senator von New Mexiko, den man zuweilen auch den Bubi-Senator von New Mexiko genannt hatte, bis jemand einen offenbar ernstgemeinten Brief an die Washington Post geschrieben hatte, in dem er sich entrüstet darüber ausließ, daß die Bezeichnung »Bubi-Senator« sexistisch wäre. Ein überregionaler Leitartikler hatte die Geschichte aufgegriffen und eine Kolumne daraus zusammengeschustert, in der er zu bedenken gab, daß »Baby-Senator« in dieser von Sorgen geschüttelten Zeit wohl der passendere Beiname wäre. Zudem hatte er den Senator mit der klugen Bemerkung zu trösten gewußt, dieser würde nur allzubald dieser ehrenden Bezeichnung entwachsen sein. Unterdessen war der neue Spitzname hängengeblieben, und der Senator war keineswegs unglücklich über Presseecho und Sendezeit, die ihm die Sache eingebracht hatte.
    Der richtige Name des Baby-Senators lautete Joseph Ramirez, und er stammte aus Tucumcari, wo er vor dreiunddreißig Jahren geboren war. Seine Familie verfügte über großes Geld, und er hatte noch mehr dazugeheiratet.
    Er besaß auch einen akademischen Grad der juristischen Fakultät von Harvard, einen B.A. von Yale und hatte noch keinen einzigen Tag seines Lebens gearbeitet, als er ein Jahr nach seinem juristischen Abschlußexamen zum stellvertretenden Bezirksstaatsanwalt ernannt worden war. Er hatte sich vor Ort dadurch einen gewissen Namen gemacht, daß er dabei mitgeholfen hatte, einen Amtsleiter des Bezirks dafür ins Gefängnis zu bringen, daß er eine Bestechungssumme von angeblich

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