Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schutzwall

Schutzwall

Titel: Schutzwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
Vom Netzwerk:
war. Er besaß keine Versicherung, keine Schatzbriefe oder Aktien, hatte keinen Pensionsanspruch und keinen Grundbesitz. Seine weltlichen Güter bestanden hauptsächlich aus einem Girokonto in Höhe von 5123 Dollar und 82 Cent bei der Dupont Circle – Zweigstelle der Riggs National Bank – und einem gerade erst abgezahlten 1982er VW-Kabrio (in einem höchst unvorteilhaften Gelb), das in der Tiefgarage des Apartmenthauses geparkt war und dessen sportliches Aussehen Dill inzwischen höchst unpassend und täuschend fand. Er vermutete auch hier, diese neue Einstellung wäre nur ein weiteres Symbol für einen unaufhaltsamen, galoppierenden Reifeprozeß.
    Dill war gerade dabei, diese wenig ersprießliche Nabelschau abzubrechen, als der Anrufer, der dreiundfünfzigjährige Leiter der Kriminalabteilung, sein Telefon zum siebten Mal klingeln ließ. Endlich nahm er den Hörer ab und meldete sich mit einem Hallo.
    »Mister Dill?« sagte die Stimme. Sie klang streng, sogar etwas barsch, bissig und schneidend vor befehlsgewohnter Schärfe, voller Gewicht und Autorität.
    »Ja.«
    »Haben Sie eine Schwester namens Felicity – Felicity Dill?«
    »Warum?«
    »Mein Name ist Strucker - John Strucker. Ich bin hier der Chief of Detectives, und wenn der Name ihrer Schwester Felicity ist, dann arbeitet sie für mich. Darum rufe ich an.«
    Dill holte tief Luft, atmete sie ganz langsam aus und sagte dann: »Ist sie tot oder nur verletzt?«
    Es gab kein längeres Stocken, bevor er Antwort erhielt – es war nur ein langer Seufzer, in dem schon die ganze Antwort lag. »Sie ist tot, Mister Dill, es tut mir leid.«
    »Tot.« Wie Dill es sagte, hörte es sich nicht nach einer Frage an.
    »Ja.«
    »Ich verstehe.«
    Und dann fügte Dill, da ihm bewußt war, daß er noch irgend etwas sagen mußte, um den Schmerz wenigstens noch einen kurzen Augenblick aufzuschieben, hinzu:
    »Heute ist ihr Geburtstag.«
    »Ihr Geburtstag, so«, sagte Strucker geduldig, »nun, das habe ich nicht gewußt.«
    »Es ist auch meiner«, erklärte Dill in fast heiterem Tonfall, »wir haben am gleichen Tag Geburtstag. Wir sind zehn Jahre auseinander, wurden aber am selben Tag geboren – am vierten August, heute.«
    »Aha, also heute«, sagte Strucker, und seine rauhe Stimme klang interessiert, ganz verständig und beruhigend, beinahe sogar freundlich. »Nun, nochmals, das tut mir leid.«
    »Sie ist achtundzwanzig.«
    »Achtundzwanzig.«
    »Ich selbst bin achtunddreißig.« Es gab eine lange Pause, ehe Dill ansetzte: »Wie ist –« Aber er brach ab und machte ein Geräusch, das entweder ein Husten oder ein Schluchzen sein konnte. »Wie ist es passiert?« fragte er schließlich.
    Der Chef of Detectives seufzte wieder vernehmlich, selbst über das Telefon klang es traurig und kummervoll.
    »Autobombe«, sagte Strucker.
    »Autobombe«, sagte Dill.
    »Sie kam heute morgen zur gewohnten Zeit aus ihrem Haus, stieg in ihr Auto – eine dieser Blechkisten, ein Honda Accord –, wollte die Kupplung kommen lassen, und das war’s dann, was die Bombe ausgelöst hat – die Kupplung. Sie haben C4 verwendet – Plastiksprengstoff.«
    »Sie«, sagte Dill, »wer zum Teufel sind die?«
    »Nun, vielleicht handelt es sich gar nicht um mehrere, Mister Dill. Ich habe es nur so dahingesagt, ebensogut kann es auch nur ein einzelner Kerl gewesen sein. Aber ob nur einer oder ein Dutzend, wir werden den oder die erwischen, die das getan haben, das ist nämlich unsere Aufgabe – darin sind wir gut.«
    »Wie schnell ist sie –« Dill ließ eine Pause entstehen und holte tief Atem. »Ich meine, hat sie –«
    Strucker ließ ihn nicht ausreden und beantwortete die unausgesprochene Frage. »Nein, Sir, das hat sie nicht. Es war sofort vorüber.«
    »Ich habe irgendwo gelesen, daß es nie ganz schnell vorüber ist.«
    Strucker verstand sich offenbar darauf, sich mit dem Mann, der gerade so einen schweren Verlust erlitten hatte, auf einen Disput einzulassen. »Es ging ganz schnell, Mister Dill, sehr, sehr schnell, sie hat nicht leiden müssen.« Er legte wieder eine Pause ein, räusperte sich und sagte dann: »Wir möchten sie beerdigen, ich meine, die Abteilung möchte das, sofern es Ihnen recht ist und Sie die Einwilligung geben.«
    »Wann?«
    »Ist es Ihnen denn auch recht?«
    »Ja, doch, mir ist es recht. Wann?«
    »Samstag«, sagte Strucker, »sie werden von überall anreisen. Es wird sehr feierlich zugehen, wirklich sehr würdig, und ich bin sicher, daß Sie dabeisein möchten.
    Wenn wir also

Weitere Kostenlose Bücher