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Schwaben-Wut

Schwaben-Wut

Titel: Schwaben-Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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sarkastisch. »Das Arbeitsamt dürfte sich heute um uns kümmern.«
    Neundorf legte die Perücken zurück, sammelte die Papiere ein, steckte sie in die Ordner. »Genau. Und deshalb bin ich eine ordentliche Polizeibeamtin, halte mich an die Gesetze, unterlasse alle illegalen Handlungen und entferne mich schleunigst von dem Ort, an dem ich nichts zu suchen habe.«
    Sie legte alles in den Schrank zurück, räumte das Zimmer wieder auf, wartete auf ihren Kollegen.
    »Dreißig Minuten nach zwölf«, sagte sie nach einem Blick auf die Uhr, »ich habe Hunger. Du auch?«
    Braig nickte, folgte ihr aus der Wohnung.
    »Außerdem habe ich seit Tagen nichts Gescheites mehr bekommen. Und weil es einen Anlass zum Feiern gibt, lade ich dich zum Essen ein. Gehen wir nach Stuttgart ins ›Weisse Rössl‹?«
    Braig kannte das Lokal in der Nähe der S-Bahn-Station Schwabstraße, wusste, dass Neundorf dort gerne verkehrte. »Anlass zum Feiern?«, fragte er.
    »Ich bin schwanger«, erklärte sie, »und habe mich entschlossen, meinem Kind das Leid der Welt nicht zu ersparen.«
    Zwei Stunden später verbreiteten die Agenturen die Nachricht von einem Attentat in Stuttgart.

41. Kapitel
    Claudia Steidle war mit dem Vorschlag Katrin Neundorfs sofort einverstanden.
    »Die Fahrt kostet dich keinen Pfennig, die Übernachtung ist nicht teuer, und zum Essen lade ich dich ein. Du hast Zeit und Lust?«
    Neundorf hatte ihr den Plan genau geschildert, sofort ihr journalistisches Interesse geweckt.
    »Und ich kann alle Fotos ohne jeden Einwand seitens der Polizei verwenden?«
    Neundorf gab ihr die Garantie.
    Sie starteten am Samstagmorgen, trafen sich im Stuttgarter Hauptbahnhof. Claudia Steidle freute sich, hatte Neundorf seit Monaten nicht mehr gesehen.
    »Dir geht es gut?«
    Neundorf wiegte ihren Kopf hin und her. »Wie es Frau eben geht, wenn sie Tag für Tag mit fertigen Männern zu tun hat. Nebenbei bin ich im dritten Monat. Wie läuft's bei dir?«
    Claudia Steidle starrte Neundorf aufgeregt an. »Im dritten Monat. Du?«
    »Ich weiß. Oma wird Mama. Ja gut, ich bin Vierzig. Meine letzte Chance.«
    Steidle drückte sich an sie, küsste sie auf beide Wangen. »Herzlichen Glückwunsch. Hätte ich dir nicht zugetraut.«
    Sie hatten sich am Anfang von Neundorfs Polizei-Karriere kennengelernt, die eine als junge Kommissars-Anwärterin, die andere eine auf der Straße aufgegriffene, mit Rauschgift für mehrere Tage frisch versorgte Drogenkonsumentin. Neundorf hatte sich Steidles Geschichte angehört, dann spontan entschieden.
    »Du hast keinen Stoff bei dir, keinen, okay?«
    Steidle hatte das seltsame Angebot der jungen Polizistin zuerst nicht glauben wollen.
    »Unter einer einzigen Bedingung. Du gehst sofort auf Entzug. Sofort.«
    Es konnte nicht wahr sein. Die Frau in der grünen Uniform tickte nicht richtig. »Sofort? Wie denn?«
    »Ich werde alles tun, dass du einen Platz bekommst. Sofort.«
    Sie hatte ihr illegales Angebot angenommen. Wieso, konnte sie heute noch nicht erklären. Vielleicht, weil sie einen Menschen getroffen hatte, dem sie aus völlig irrationalen Gründen vertraute. Warum auch immer.
    Gemeinsam hatten sie ihren Stoff in der nächsten öffentlichen Toilette entsorgt. Sie, die Konsumentin und sie, die angehende Kommissarin.
    Neundorfs Bemühungen war es zu verdanken, dass sie bald auf Entzug kam. Zum ersten Mal. Und dann auch noch erfolgreich.
    Claudia Steidle wusste, was sie der nur drei Jahre älteren Frau verdankte. Drei Wochen nach der Therapie war Neundorf mit Ausweis und in Uniform mit ihr von Fotograf zu Fotograf marschiert und hatte geredet, gedrängt und gepoltert. Bis die ehemalige Drogenabhängige einen Ausbildungsplatz für den Beruf hatte, von dem sie seit Kindesbeinen an träumte.
    »Du hast genug Aufträge?«, fragte Neundorf.
    Steidle nickte. »Seit ich für die Zeitung arbeite, klappt es prima.« Privat sah die Bilanz weniger rosig aus. Eine kurze gescheiterte Ehe und zwei meist äußerst konfus von einem zum anderen Extrem schaukelnde Beziehungen hatten sich längst im Sand verlaufen. »Meine Mutter erklärte mir immer, was meine Partner anbetrifft, hätte ich ein Faible für Idioten. Das hätte ich von ihr geerbt. Langsam glaube ich, dass sie Recht hatte.«
    Ihr Gegenüber lachte.
    »Wie steht es mit dem Vater?«, fragte Claudia Steidle.
    Neundorf verdrehte die Augen. »Glaubst du, ich schaffe es nicht ohne?«
    »Hauptsache, du bist zufrieden.«
    Kurz nach 15 Uhr hatten sie Cheb erreicht. Die Straßen der Stadt

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