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Honky Tonk Pirates - Es kann nur einen geben - Band 4

Honky Tonk Pirates - Es kann nur einen geben - Band 4

Titel: Honky Tonk Pirates - Es kann nur einen geben - Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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TOD DEN PIRATEN

    E s war still auf dem Mittelmarkt. Absolut still, so als wäre jedes Wesen der Welt, das noch ein Herz im Leib trug, in der letzten Nacht bei lebendigem Leibe begraben worden. Die einzigen Geräusche, die Will hörte, waren die der eisenbeschlagenen Räder und Hufe, als der Karren mit dem nicht ganz mannshohen Käfig durch die Gasse der reglosen Menschen gezogen wurde. Will klammerte sich an die rostigen Gitterstäbe und starrte zwischen ihnen hindurch in die ausdruckslosen Gesichter der zerlumpten Männer, Frauen und Kinder.
    Ja, Kinder …, dachte er kurz. Doch es waren so wenige. Wo waren Sarah und Rachel, die Roten Korsaren, und wo zum Teufel war Jo? Wo waren die Straßenkinder Berlins geblieben? Und wo steckte Hannahs Piratencrew? Wo steckten die Triple Twins? Wo steckten alle die, die ihn noch retten konnten?
    Da hielt der Karren mit einem plötzlichen Ruck. Will verlor das Gleichgewicht und fast wäre er auf Moses gestürzt, der zusammengekauert neben ihm hockte, wenn ihn die dreifingrige Kralle von Talleyrands Soldat nicht gepackt und aus dem Käfig gerissen hätte.
    Will blickte kurz in das von groben Tüchern verhüllte Gesicht.
Er sah das schwache Glimmen der Augen im ausgefransten Spalt seines Schleiers. Er spürte den eisigen Atem dieses nicht menschlichen Wesens, verlor den Halt unter den Füßen und wurde wie ein Bündel Reisig die Stufen zum Galgen emporgeschleift. Dort schleuderte man ihn in die Arme des Henkers, einem wahren Koloss aus Muskeln und Fett, und der stellte ihn auf die hölzerne Luke.Will glaubte zu bemerken, wie sie schon jetzt unter seinem Gewicht empfindlich nachgab. Er stellte sich vor, wie er fiel. Wie er stürzte. Nur für den Bruchteil einer Sekunde. Dann zog sich die Schlinge aus Hanf um seinen Hals zu. Und bevor ihm ihr Knoten das Genick brach, würde er sich noch – das hatte er schon zu oft gesehen – ganz erbärmlich in die Hosen pinkeln.
    Will hatte Angst. Er konnte vor Angst fast gar keinen klaren Gedanken mehr fassen und trotzdem bäumte sich sein Stolz in ihm auf. Das war kein Tod für Höllenhund Will, den Piraten von Berlin, der einmal der beste Pirat der Welt sein wollte. Und das war kein Tod für einen Jungen, der vor einem halben Jahr gerade erst fünfzehn geworden war. Will raffte sich auf. Er hob das Kinn und den Kopf. Er blies sich die blonden Haarsträhnen aus dem Gesicht und stellte sich vor, wie seine Sommersprossen dabei um die Nase tanzten.
    »Hey, Moses!«, rief er, wenn auch mit zittriger Stimme. »Reiß dich zusammen. Das ist unser Tag!«
    Der Chevalier du Soleil, der neben ihm stand und dem der Henker gerade die Schlinge um den Hals legte, drehte sich überrascht zu ihm um. Die braunen Rastalocken fielen ihm ins Gesicht und verdeckten die fiebrig gläsernen Augen. In diesem Moment sah Moses viel älter aus als die paarunddreißig Jahre, die er noch gestern gewesen war. Gestern, bevor dieses Biest
von Honky Tonk Hannah sie beide verraten hatte: Ja, sie, die Piraten und die ganze Welt!
    »Hey, Moses!«, rief Will und dieses Mal war das Zittern aus seiner Stimme verschwunden. »Wo bleibt dein Stolz? Ich will heute nicht umsonst sterben, hörst du! Ich sterbe heute für meinen Traum.«
    Wills himmelhellblaue Augen begannen zu strahlen, als bräche die Sonne durch die Gewittersturmwolken hindurch, die sich passend zu ihrem Hinrichtungstag über Berlin zusammenbrauten. Und mit diesen sonnenscheinleuchtenden Augen wandte er sich an die Menschen Berlins.
    »Nein, ich sterbe für euren Traum! Oder träumt ihr nicht mehr, wenn ihr armen zerlumpten Kerle frierend und hungernd die Nächte durchwacht? Träumt ihr da nicht von einer besseren Welt? In der alles andersrum ist? In der die Schwachen die Starken sind und jeder jedem vertraut? Träumt ihr davon? Träumt ihr von Aweiku und dem vergessenen Volk? Soll ich euch von dem Dorf aus Blumen erzählen? Von der Erde, die Stürme entfachen kann und den Kindern, die auf Wölfen und Krokodilen reiten, als wären es Schafe und Hunde? Dann hört mir jetzt zu. Die, die euch diese Welt erschaffen können, seid ihr. Ja, ihr selbst könnt das tun. Doch wenn ihr euch noch nicht traut, dann tun wir es für euch. Ja, wir die Piraten, die den Horizont jagen und ihn für euch einreißen werden, damit die Welt endlich groß genug wird. Groß genug für uns alle. Und solange es jemanden gibt, der für diesen Traum stirbt, wird der Traum leben und die vernichten, die gegen ihn sind!«
    »Die gegen ihn sind!«, kam

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