Schwätzen und Schlachten
machen, er rückte ihn ein wenig zurecht, er holte aus, er würde so lange Holz hacken, bis er das Wort Libe nicht mehr richtig buchstabieren konnte und aber eins a Holzscheite produzierte, er –
Es hupte! Er hackte sich schier ins Bein. Er drehte sich herum, ein kleines grünes Auto, drehte im Hof eine elegante Runde, dass das Wasser nur so spritzte, und fuhr jetzt rücklings unter eine der Birken. Autofahren war auch so eine Sache. Es sah so leicht aus, so spielerisch, so hingeklimpert. Er wiederum fuhr genau so Auto, wie er Holz hackte, in der Regel also gar nicht, und wenn doch, dann zum Abgewöhnen. Seit er in Berlin Auto fuhr und somit immer hübsch im Trockenen saß, hatte sich seine Schreckhaftigkeit enorm erhöht, er fuhr, das Gesicht quasi gegen die Frontscheibe gepresst und das Lenkrad war sein einziger Freund, er hielt ihn eisern fest.
Er war einer von denen, denen immer mitten auf der Kreuzung der Motor absäuft, die an der Tankstelle den Tankwart bitten, ihnen zu helfen, weil sie so was noch nie gemacht haben, und die, im Versuch, zu bremsen, die gesamte Kupplung herausreißen, was muss das in einem Auto auch alles derart nah nebeneinander – na ja.
Ein Auto war in den Hof gekurvt, hatte sich unter der Birke versorgt. Er hatte es gar nicht heranfahren hören, unter seinem Blechdach hörte er nur das enorme Getöse des Regens, der Rest der Welt machte Pantomime.
Er legte die Axt weg und fuhr sich mit der Hand über die Brust. Er trat nah an den Rand des Schopfs und wartete. Grünes Auto, grünes Auto, wer, er bückte sich ein wenig, um ins Innere des Autos zu sehen, wer fuhr denn ein grünes Auto, noch ein Sydow? Man sollte meinen, alle wären schon da. Sollte es noch mehr geben? Würden noch mehr Autos kommen? Karrte man sie aus dem hintersten Winkel der Welt heran, auf dass ihnen dieser Heidenspaß nicht entginge?
Die Autotür ging auf, ein Schirm, wurde aufgespannt, ein Bauch wurde ausgefahren, ein –
Anna!, rief Stanjic, er lief hinüber und nahm ihr den Schirm ab, reichte ihr die Hand und half ihr heraus, ja Anna, rief er, er strahlte.
David, rief sie, das ist ja –
Ja so was, rief er, er umarmte sie ungeschickt, bist du, ich wusste gar nicht, hast du, wo ist denn, er bückte sich, schaute ins Innere des Autos, kommst du allein? Wo ist Wolfgang? Solltest du denn noch Auto fahren? Er hielt den Schirm über sie beide, nahm ihr die Tasche ab, sie liefen hinüber zum Schopf.
Stanjic schüttelte den Schirm aus, lehnte ihn gegen den Hackstock, er drehte sich zu Anna Snozzi um, fasste sie an den Schultern, rieb freudig an ihnen auf und ab, wie kommst du denn hierher? Wie geht es dir? Ist alles, er machte eine ungefähre Bewegung in Richtung Bauch, alles in Ordnung? Und wo ist Wolfgang.
In der Stadt. Er –
Ist das gut, dass du kommst, du weißt ja gar nicht, wie das hier, Stanjic führte sie hinüber zu der schmalen Bank an der Längsseite der Hütte, durch das weit vorspringende Dach stand sie immer im Trockenen. Er wischte Staub und Holzspäne weg und setzte sich neben sie, du hast ja keine Ahnung. Bin ich froh, dass du kommst, weißt du, die Sydows, und dann Katharina – kennst du Katharina Fitzwilliam? Sie ist die, na, von Simon, die Freundin von Simon und –
Simon hat eine Freundin? Anna Snozzi legte die Hände an den Rücken und drückte das Kreuz durch, das wusste ich gar nicht.
Tut dir der Rücken weh? Stanjic drehte sie herum und rieb ihr den Rücken, ja eben, sagte er. Katharina Fitzwilliam, sie ist, wie soll ich sagen, ich habe, na ja. Wirst du dann sehen, Simon jedenfalls, na ja. Simon eben.
Katharina Fitzwilliam? Ich kenne keine Katharina Fitzwilliam. Woher kennt Simon eine –
Aus Leipzig. Dann waren sie in Zürich. Dabei ist sie, Stanjic knetete Anna Snozziss Schultern, na ja.
Was ist sie, Anna Snozzi drehte sich ein wenig herum, schaute ihn an.
Na ja. Stanjic stand abrupt auf, nahm die Axt wieder zur Hand und stellte sich einen Holzklotz zurecht, sie ist, also Katharina Fitzwilliam ist, er holte aus, haute daneben.
David! Was machst du denn da!
Holzhacken, siehst du doch, Stanjic stellte den umgekippten Holzklotz wieder auf, es ist mit Katharina Fitzwilliam eben so.
Du nervst, sagte mein Lektor.
Du auch.
Hast du schlechte Laune.
Nein, du hast schlechte Laune.
Usw. Solche Gespräche führen wir zuhauf, Olaf ist wirklich ein Spezialist darin, derartige Pattsituationen herzustellen.
Geh und lass deine schlechte Laune an Mathias aus, sagte er.
Er heißt
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