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Schwätzen und Schlachten

Schwätzen und Schlachten

Titel: Schwätzen und Schlachten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Roßbacher
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Frederik, sagte ich, Frederik von Sydow.
    Du nervst, sagte mein Lektor.
     
    Ja, hakte Anna Snozzi nach.
    Ach ist egal. Wirst sie gleich kennenlernen. Er holte aus –
    David.
    Ja.
    So wird das nichts.
    Was.
    Das ist nicht Holzhacken, das ist russisches Roulette.
    Was?
    Anna Snozzi stemmte sich von der Bank, nahm ihm die Axt aus der Hand.
    Anna! Du wirst doch nicht, in deinem Zustand, denk an das –
    Sie spaltete den Klotz, legte die Scheite in den Korb, ich denke an das Kind, glaub mir, ich denke mir, wenn es jetzt mitkriegt, wie man Holz hackt, muss ich später nicht immer bangen, es mache es irgendwann so wie du. Ernsthaft, David, du solltest einmal über deine Technik nachdenken.
    Ich habe keine Technik.
    Mein ich. Dabei, sie musterte seinen nackten Oberkörper, die Arme, du bist ja kräftig, du müsstest eigentlich –
    Ja? Stanjic war hocherfreut. Das hat mir noch nie jemand gesagt. Er hob die Arme, spannte die Muskeln, willst du mal fühlen?
    Nein danke, Anna Snozzi winkte ab, hackte noch ein Klafter Holz, aber ich sehs. Du hast schon Muskeln, die kann man auch haben, wenn man lang und dünn ist, du bist kräftig, die Muskeln wären alle da. Aber wenn man dir zusiehst, würde man meinen, du benutzt sie nicht.
    Weißt du, sagte Stanjic treuherzig, ich habe eher mit dem Herzen Holz gehackt.
    Eine absolut schwachsinnige Idee. Herzen haben immer zwei linke Hände, das solltest du langsam wissen. Anna Snozzi stellte ein neues Holz auf den Hackstock, also, sagte sie, erst mal stellst du es immer eher auf den hinteren Teil des Hackstocks. Wenn du dann danebenhaust, triffst du wenigstens den Hackstock und nicht den Boden und deine Füße und so. Sie stellte sich hinter ihn, legte ihm die Axt in die rechte Hand, du musst sie hinten am Stiel nehmen, nicht irgendwo in der Mitte, und die zweite Hand dazunehmen, bei dir wird das sonst ein Gefuchtel, und –
    Anna!
    Was? Du musst –
    Stanjic ließ die Axt sinken, drehte sich um, es hat mich getreten.
    Was? Ach das Baby. Ja, das macht es manchmal, also, du musst –
    Nein, Stanjic betrachtete verwundert ihren Bauch, nein nein, ich kann so nicht arbeiten, warum tritt es mich denn.
    Es bewegt sich einfach, langsam wirds eng da drin.
    Ja, kann ich mir vorstellen. Ist es unruhig? Meinst du, es ist eifersüchtig? Vielleicht hat es ein neidisches Herz. Das schafft Unruhe. Ich würde das verstehen.
    Ich glaube, es ist einfach nur eng. Wollen wir noch ein bisschen?
    Geh du mal hinein, Guten Tag sagen und so.
    Und du?
    Ich hack noch ein bisschen Holz.
    Bist du sicher.
    Ganz sicher.
    Dann tu mir den Gefallen und benutz deine Muckis dafür.
    Linke Hände und so, verstanden.
    Versprochen?
    Versprochen. Stanjic stellte sich ein Klafter an den vordersten Rand des Hackstocks und packte die Axt mit einer Hand kurz hinter dem Blatt, holte weit –
    David!
    Er lachte, nahm die Axt richtig in die Hände, war nur ein Witz. Ich mach es jetzt haargenau so, wie dus mir gezeigt hast. Versprochen.
    Also gut. Anna Snozzi spannte den Schirm auf und griff nach ihrer Tasche.
    Lass stehen, sagte Stanjic, ich bring sie nachher mit rein. Er holte aus, spaltete aufs Trefflichste, na?, sagte er befriedigt, was sagst du?
    Was ich da sage? Das Herz, es wird einfach überschätzt.
    Recht hast du. Stanjic warf die Scheite in den Korb, spaltete Holz, er spaltete Holz, als hätte er sein Leben lang nichts anderes getan, eine Pumpe!, rief er, es ist einfach eine Pumpe. Und womöglich, dachte er, er spaltete! Hackte Holz! Er war ein Holzhackspezialist, er war dafür geboren, womöglich, dachte er, habe ich auch kein neidisches Herz. Wie das Baby. Dem Baby und mir ist es einfach nur ein bisschen eng. Oder.

104. Vitamin-B-Mangel – wie man ihm begegnet

    Sydow saß in der Küche am Tisch vor einem Berg Gemüse, er zerlegte einen Lauch.
    Seine Oma wuselte um Anna Snozzi herum, brachte ihr Hagebuttentee, wegen dem Vitamin C! Bestrich ihr ein Brot dick mit Butter, weil mit dem Cholesterin, das war ein Irrtum! Sie brachte Äpfel, Vitamine sind so wichtig! Sie platzte fast vor Eifer, Anna dies und Anna das und ein Fußschemel dort, sie eilte um ein Schultertuch, drapierte es um Anna herum, noch mehr Brote, weil in ihrem Zustand muss man tüchtig –
    Omi, sagte Frederik, er warf den zerkleinerten Lauch in den Topf, legte sich einen neuen parat, so wie Anna aussieht, hat sie eher schon ein paar Brote zu viel eingeworfen.
    Lass die dummen Witze, Frau Sydow schenkte Anna Snozzi Tee nach, legte ihr die Hände auf die

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