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Schwätzen und Schlachten

Schwätzen und Schlachten

Titel: Schwätzen und Schlachten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Roßbacher
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fragte Stanjic.
    Nichts und jetzt, jetzt gehen wir zu mir, du liest den Text, fügst alle Sachen in die Liste ein, wir werfen den Philipp Glass ein und fliesen weiter. Und dazu essen wir viele Kekse, süß und knusprig.
    Ich meine wegen des Geldes, dein Vater streicht dir das Geld.
    Das wusste ich schon, ich habe heute auch mit meinem Vater telefoniert, mein Vater sagt auch Allerwertester. Ich frage mich, wie ich in diese Familie hineingeboren wurde, vermutlich im Krankenhaus verwechselt, mit dieser Vorstellung halte ich mich aufrecht.
    Und wie machst du es dann?
    Ach, mir wird schon was einfallen, die deutsche Sprache wird in so vielen Bereichen gebraucht, da wird sich wohl ein Plätzchen für mich finden. Im Übrigen sagte ja mein Jahreshoroskop, ich solle mal kürzertreten im Job, das bedingt immerhin, dass ich einen habe, also gute Aussichten.
    Und ich, was mache ich?
    Du hast doch einen Job, einen schlechten, sicher, aber es ist einer. Und du lernst da die veschiedensten Menschen kennen, auch schon was.
    Ach. Ich habe festgestellt, dass die Menschen alle gar nicht so verschieden sind und dass man sie schwer kennenlernt, insofern hats der Job nicht gebracht.
    Dann würde ich sagen: Gründe mit mir eine Firma. Eine sinnvolle Firma. Wir verdienen damit ein Heidengeld und streichen zusätzlich noch das Opageld ein, was hältst du davon.
    Klingt gut, abgemacht.
    Und so machten sie es dann auch. Aber dazu später.

101. Die Wahrheit über seine Mutter

    Erst mal wurde aufs Land gefahren, die Geburt des Heilands stand unmittelbar bevor und am 22.12. quetschten sie sich mitsamt Instrumentensärgen, Rezeptsammlung und Schlitten ins Auto und krochen los, erst mal auf die Autobahn nach Hamburg.
    Du bist, bemerkte Simon Glaser, auf der Autobahn nach –
    Ich sehs!, sagte Stanjic erbost, denkst du, ich machs mit Absicht?
    Glaser sah nach draußen, langsam vermute ich das, in der Tat.
    Ist auch so, sagte Sydow, er schaute von seinem Asterixheft hoch, er will uns bei Hagenbeck abladen, er hat da einen Deal laufen, mit dem Zoodirektor, wir fungieren da als Zwergelefanten und sind die zarte Einlage für den Silvesterschmaus.
    Ich finde eher, sagte Glaser, David benimmt sich wie die Lorenz’schen Graugänse: Dem ersten Laster, den er erspäht, fährt er bedingungslos hinterher, ich weiß nicht, bist du auf einer Autobahnraststätte geboren?
    Exakt, sagte Stanjic. Meiner Treckermutter aus dem Schoss geplumpst, als sie ihren Lkw besteigen wollte. Die Arme, sie wussten gar nicht, dass sie schwanger ist, sie dachte, sie hätte einfach etwas zugelegt. Fernfahrerteller sind ja nicht gerade berühmt für ihre kalorische Ausgewogenheit. Ich war dann nicht sicher, wer ist die Mutter? Sie oder der Lastwagen? Ich war einfach nicht sicher.
    Jaja, sagte Glaser, jeder hat sein Päckchen zu tragen. Hier, trink einen Becher Kaffee und dann bei der nächsten Ausfahrt raus bitte.

102. Holzhacken ist gesund

    Stanjic stapfte durchs Haus, er hatte Unruhe.
    Wenn er an einem Fenster vorbeikam, schaute er hinaus. Draußen war immer Regen, dabei war morgen Weihnachten.
    Er ging über die große Treppe nach unten, wusste nicht so recht, wohin sich wenden. Er mochte nicht in den Salon gehen, sobald er Katharinas ansichtig wurde, hatte er das dringende Bedürfnis, sich alle Kleider vom Leib zu reißen und zu ihr aufs Sofa zu springen, um ihr hernach ebenfalls die Kleider vom Leib zu reißen und ihr ins Herz zu beißen.
    Das war nicht besonders subtil, aber was sollte er machen.
    Er hatte neulich, als würde wiederum jemand ihm die Decke vom Kopf ziehen oder den Balken aus dem Auge, er hatte bei ihrer letzten Landpartie im Herbst ganz schlagartig sich verlieben müssen.
     
    Du sorgst hier, meinte mein Lektor, für chronische und chronologische Verwirrung, ich denke, er war schon seit Zürich schlagartig –
     
    Unfug, er war vorher schon ganz verliebt gewesen, schon als er sie allesamt mit dem Automobil hierherchauffierte, hatte er das begriffen. Vermutlich war er schon in Zürich ganz verliebt gewesen und es war noch nicht in seinem Hirn angekommen. Unbewusst aber hatte er es wohl geahnt, immerhin hatte er sich sinnlos betrinken wollen, Katharina hatte ihn daran gehindert, sie hatte ihm die Jumbopackung Kirschstengeli entrissen, dafür war er ewig dankbar, er hätte sich ob der Rührseligkeit, die damit einhergegangen wäre, sonst ein Leben lang geschämt.
    Und jetzt hatte er das brennende Gefühl, keine Geduld mehr zu haben und keine Zeit, er wusste

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