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Schwätzen und Schlachten

Schwätzen und Schlachten

Titel: Schwätzen und Schlachten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Roßbacher
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Gabriel weiß sie, dass es äußerster Umsicht bedarf, so sie einen neuen Mann haben sollte, unser Joseph darf es nicht wissen.
    Tolle These, sagte David matt, wenn er weiß, dass sie Filme machen, wenn er die Film kennt, weiß er doch, was Sache ist.
    Das ja, aber er weiß nicht, wer du bist. Frederik schaute ihn begeistert an, verstehst du? Von dem Moment an, wo Katharina eine, nun ja, Liebelei, nicht wahr, mit dir beginnt, vermeidet sie vorsorglich ihre eigene Wohnung, es ist vielleicht nur eine Sicherheitsmaßnahme, aber immerhin.
    David überlegte, möglich war es ja. Und warum hat sie nie Kontakt mit mir aufgenommen, hinterher?
    Vielleicht wusste sie, dass er ihr auf der Spur war, vielleicht musste sie vorsichtig sein. Unterschätze mal nicht die Problematik des Stalkers, es gibt extra Umzugsunternehmen für solche Fälle, ohne Aufschriften und ohne Autokennzeichen, sie machen die Umzüge in der Nacht und fahren verwirrende Umwege, um etwaige stalkende Verfolger auf den falschen Kurs zu bringen. Wenn er der Typ ist aus dem Text, ist er nicht koscher, so viel weiß ich sicher.
    Aber sie ist nach Berlin gekommen.
    Ja! Freu dich doch.
    Tue ich ja! Bloß scheint der X auch in Berlin zu sein, und nicht nur das, er fährt immer im Wagen hinter uns, wie kann das sein?
    Das, Frederik nickte sinnend, das ist in der Tat hochinteressant. Hochinteressant. Was haben wir noch, er schaute in Davids Notizbuch, Grieg, was machen wir mit Grieg. Wann, sagst du, hast du das erste Mal die Auskunft angerufen?
    Als ich neu hier war, ganz am Anfang.
    Und seither immer wieder, ja?
    Ja, es muntert mich auf.
    Das immerhin spricht für deine Charakterstärke, jeder andere, der feststellen muss, dass es keine Auskunft gibt, würde an Schwermut und Verzweiflung zugrundegehen.
    Das hilft uns auch nicht weiter, murmelte Stanjic.
    Aber ich helfe dir weiter. Wenn es stimmt, dass X ein Spieler ist. Wenn es stimmt, dass er sich überlegen fühlt, wenn es wahr ist, dass er denkt, er kann seine Spielchen mit uns treiben und wir kapieren nichts. Wenn er denkt, er kann sogar Grieg pfeifen wie bei Lang und wir laufen trotzdem ins offene Messer.
    Dann?
    Dann ist diese Auskunft natürlich sein Produkt.
    Du meinst Kunst.
    Sicher, ein Kunstprojekt. Berlin, Stadt der Projekte, hab ichs nicht gesagt! Und jetzt lass uns die Kacheln verfugen: Wie funktioniert das Kunstprojekt – vermutlich über eine Kamera, denkbar wäre, er machte die Mitschnitte aller Leute, die die Auskunft anrufen, und filmt deren Reaktionen. Eine Auskunft, bei der nie jemand drangeht, was machen die Leute? Verfallen sie in Schwermut, verzweifeln sie oder laufen sie Amok, klingeln sie noch einmal durch oder geben sie sofort auf, oder, das wärst dann du, rufen sie immer wieder an und erfreuen sich an der Halle des Bergkönigs .
    Anfangs lief immer die Morgensuite, dann der Bergkönig, dann der Rest vom Grieg, am Anfang war mehr Musik.
    Soso, sagte Frederik, er dachte nach. Bis wann ungefähr?
    Keine Ahnung, Frühsommer? Hochsommer?
    Bis Katharina Fitzwilliam nach Berlin gezogen ist vielleicht?
    David überlegte, vielleicht. Ich weiß es nicht sicher.
    Lass es uns annehmen, er schnürt das Mieder schon enger, verstehst du, die Hinweise verdichten sich, die Gefahr verdichtet sich, er kreist euch ein.
    Hör auf! Das klingt gruselig.
    Ist es, David, das ist es, glaub mir. Aber so weit, so gut. Ein Kunstprojekt, er filmt die Leute vor dem Plakat. Nehmen wir an, er schaut sich die Bänder an. Nehmen wir weiters an, er war ein Schläfer.
    Was heißt das.
    Er war als Stalker gar nicht mehr aktuell aktiv, vielleicht war es eine ruhende Pathologie, bereit, beim geringsten Anlass wieder anzuspringen. Nehmen wir an, er kennt auch weiterhin Katharinas und Simons Filme, dann – na?
    Dann kennt er auch mich, sagte David tonlos.
    So war es. Ihm ging die Kompliziertheit auf und die schreckliche Komplexität dieses Schlamassels.
     
    Mir auch, Olaf seufzte tief, es ist schrecklich, es ist kompliziert, es ist viel zu komplex, dieses ganze Chaos, das du da herumwurstest, spricht wirklich nicht für eine ausgeglichene Gemütsverfassung, vielleicht solltest du mal Dr. Huhn konsultieren. Wenn der gesamte Literaturbetrieb kollektiv bei ihm auf der Couch liegt, scheint es ja wirklich anzuschlagen, niemand betreibt diese Zunft derart umständlich und verdreht wie du.
    Ja, Olaf.
    Das nächste Buch, sagte er drohend, das nächste Buch!
    Ich weiß, Olaf.
    Hundert Seiten! Und um kein Popowort länger.
    Versprochen,

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