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Schwätzen und Schlachten

Schwätzen und Schlachten

Titel: Schwätzen und Schlachten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Roßbacher
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ich närrisch stolz drauf sein kann. Bälle sind so wichtig, man sieht es ja im Sport. Würde meine Frau mit meinem Kind im Bauch herumgehen, hätte ich irgendwie das Gefühl, ihn endlich im Netz zu haben, Treffer.
    Frederik, ich weiß nicht, diese Ballmetapher, sicher läuft das unter Diskriminierung.
    Diskriminierung von wem, vom Ball? Kann sich ja beschweren, wenn’s ihm nicht passt.
    Wo denn, im Mütterzentrum?
    Genau. Ich fühle mich, als dribbelte alle Welt um mich herum, nur ich kann nicht mittun. Entweder sie kriegen ein Kind oder sie sind auf dem Weg zum Fußballspielen im Park.
    Ja und? Dann spiel eben Fußball im Park.
    Mit wem denn, denkst du, irgendjemand ließe mich mittun? Ich bin der, der die Bälle im Eigentor versenkt, bei dem man immer Hände! Hände! schreit und der einzige Mann auf diesem Planeten, der mit den gesamten Frauen zusammen die Abseitsregel nicht begreift.
    Was sind denn das für sexistische, prähistorische Ideen! Alle Frauen verstehen die Abseits–
    Himmel, ja! Ich hatte einfach gehofft, ich wäre damit nicht der Einzige. Aber nein: Ich bin der einzige Mensch auf diesem Planeten, der die Abseitsregel nicht versteht. Wenn ich in den Park komme, sagen sie, wir wollten sowieso gerade gehen.
    Dann kommst du das nächste Mal eben eine Stunde eher.
    Dann wollten sie auch sowieso gerade gehen.
    Verstehe. Vielleicht ist die Sache mit dem Kind dann doch einfacher.
    Sicher. Es wäre viel einfacher, zumal ich Fußball spielen albern finde.
    Bloß hast du keine Frau.
    Danke, David. Und so, genau so geht es eben immer. Ich habe nichts, darauf trampeln alle herum. Das Schöne daran ist, dass, wenn alle bis zur Verwechslung gleich reagieren, mit mir vielleicht alles in bester Ordnung ist, immerhin bleibe ich mir selbst anscheinend treu. Ich bin ein Fels in der Brandung. Männer sollten Felsen sein in der Brandung. Ich bin ein Mann. Du eher weniger. Ein Blatt im Wind und eine Nadel im Heuhaufen, eine Murmel in der Spielkonsole. Du bist das welke Blatt an einer kränkelnden Pflanze, wenn du weißt, was ich meine. Ich finde, das spricht eher nicht für dich, oder was denkst du?
    Ich weiß nicht genau, Frederik. Ist auch egal, hör zu, ich würde gerne noch ein wenig mit dir weiterplaudern, ich habe nur –
    Weiterplaudern? Du bist gut, denkst du ernsthaft, ich will mit dir plaudern? Du bringst mich ins Schwätzen, dabei will ich dich nur zusammenscheißen, wo warst du die ganze Zeit verdammt noch mal, wieso –
    Ich war –
    Ich wills gar nicht hören, jetzt –
    Frederik, ich muss los, ich wollte –
    Los? Wieso denn, wohin? Du kannst jetzt nicht los, ich habe mit dir noch ein Wörtchen zu reden.
    Simon kommt gleich, er kann jeden Moment da sein.
    Ja und?
    Ich bin in seiner Wohnung.
    Wenn Simon kommt, kannst du ihn mir kurz geben, ich wollte mit ihm sowieso über dich reden.
    Ich bin in seiner Wohnung. Ich habe was entdeckt. Er darf mich hier nicht sehen. Verstehst du.
    Nein, verstehe ich nicht. Geht es schon wieder um dieses Zeug, diesen Essay für den Kunstkatalog?
    Ja, aber das ist nichts mit Kunst, glaub mir, ich muss –
    Wieso darf Simon dich nicht sehen, hast du Aussatz? Hast du dich bei meiner Frau angesteckt?
    Du hast gar keine Frau, Frederik, und ich –
    Danke, David.
    Ich habe für diese Späße keine Zeit, ich –
    Das sind keine Späße, es ist zum Weinen.
    Ja, ich weiß, ich habe, oh Gott, sicher kommt er gleich, ich –
    Irgendwas fiel um. Frederik drückte den Hörer eng ans Ohr, David, ist da irgendwas umgefallen?
    Ja, umgefallen, dieser, na, dieses Gerät, verdammt, hoffentlich ist das jetzt nicht kaputt. Ich weiß nicht, was da läuft, aber irgendwas läuft und ich habe Angst.
    Gerät? Was soll das für ein Gerät sein? Und Angst wovor. David, das ist lächerlich und das weißt du. Denkst du immer noch an diesen Katalogtext? Das sind bloß Worte. Und ziemlich durchgeknallte, wenn du mich fragst, dieser Quatsch mit den Engeln wie Rosinen und so, Maria und Josef, oder? So was kann man nicht ernst nehmen. Du bist hysterisch. Du stammst aus einem Volk von Hysterikern, kein Wunder bei dem Zustand eurer Instrumente, du redest dich in Rage –
    Ich bin nicht in Rage, Frederik, ich bin ganz ruhig und ich habe keine Zeit mehr –
    Schon wieder fiel was um, David, rief Frederik, er ging vom Balkon in die Küche, draußen mähte irgendwas, es war unverschämt laut, David, was fällt denn da immer um?
    Nichts, nur diese, ich bringe das wieder in Ordnung, das Gerät, ich räume das wieder

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