Schwätzen und Schlachten
Schwierigkeiten, denkt ihr, entstehen nur durch die völlig verkehrte, weibliche Herangehensweise, beispielsweise das Multitasking, natürlich verliert man beim ständigen Multitasken irgendwann die Nerven, das ist doch kein Wunder, das Multitasking braucht nur, wer denkt, alles müsse immer sofort und gleichzeitig sein, das Kind paletti, die Wohnung tipptopp, der Beruf eins a, das Geschenk für die Oma zum Geburtstag, keine Laufmasche in den Strümpfen. Diese hochkomplexe Kleidung, es sind, denkt ihr männlich, im Grunde alles hausgemachte Probleme. Frauen machen gerne alles selbst, kochen Marmelade, legen Gurken ein und stampfen Sauerkraut, alles muss immer hausgemacht sein, Frauen finden das schön und eben auch diese typisch weiblichen Schwierigkeiten, hausgemacht, es sind hausgemachte Schwierigkeiten. Diese unnötige weibliche Verkomplizierung des Lebens, ein männlicher Zugang wäre da bei Weitem hilfreicher, erst mal ausschlafen zum Beispiel, das bekommt auch dem Kind. Es ist ja das Anstrengende an Kindern so gesehen immer nur ihre permanente Unausgeschlafenheit. Und, das wisst ihr noch von eurem Klassenlehrer – sowohl in der Biologie als auch als Mann ein As –, von ihm habt ihr gelernt, euch einerseits dem typisch weiblichen Multitasking aus gesunden, männlichen Impulsen heraus zu verweigern, und auch, dass bei Kindern das ausgiebige Schlafen ungeheuer wichtig ist, für die Organisation der Gehirnzellen, das Ausschütten der Wachstumshormone, Männer müssen das früh üben, damit sie später für die Kinder die perfekten Sparringspartner sind. Erst mal ausschlafen. Dann frühstücken. Bisschen spielen, bisschen spazieren gehen, alles mit der Ruhe, wozu die Hektik, so eine Wohnung überlebt das, mal nicht aufgeräumt zu sein, es sind nur Dinge, die nehmen das nicht übel. Die unkomplizierte, männliche Kleidung vereinfacht den Alltag schon wieder, hier muss nichts gebügelt werden, und – ihr kennt die diesbezüglichen Studien – Jeanshosen können problemlos 15 Monate getragen werden, ohne dass sich der Mikrobenanteil darauf wesentlich vermehren würde, damit hat sich auch das von Frauen so viel beklagte umständliche und zeitraubende Wäschewaschen auf einen Schlag geklärt. Laufmaschen, man sollte das buddhistisch sehen, Laufmaschen sind nun wirklich nicht das Ende der Welt, alles eine Frage der Relation. Oder Religion, haha! Und die Oma?, fragst du, das Geschenk? Die Oma ist schon so alt, die Oma will nichts und braucht nichts. Die Frauen aber, sie zerbrechen sich auf Frauenart den Kopf: Die Oma, sie hat Geburtstag. Was schenkt man bloß jemandem, der nichts will?, fragen die Frauen verzweifelt.
Vielleicht ein Hörgerät?, schlagen die Männer vor.
Was, sagen händeringend die Frauen, was, wenn sie auch nichts hören will.
Die Männer seufzen, Frauen sind so verworren, Frauen zerbrechen sich so unnötig den Kopf, Frauen machen sich das Leben so unfassbar schwer, die Oma will nichts, die Oma braucht nichts, die Oma hat schon alles, die freut sich, wenn ihr mit dem Kind vorbeispaziert. Recht hat die Oma, wenn sie auch das Hörgerät verweigert, dann erträgt sie die Unausgeschlafenheit der Kinder viel besser, die flickt euch meinetwegen die Laufmasche von den Strumpfhosen, die ihr dickköpfig und eigensinnigerweise statt der praktischen Jeanshosen angezogen habt, die Oma flickt das, so was machen Omas gern. Verstehst du? Die Schwierigkeiten der Frauen, sie entspringen diesem typisch weiblichen Perfektionswahn.
Frederik?
Ja, Simon.
Frederik, ich muss dir was sagen.
Ja sag halt, hält dich irgendwer auf? Wirst du bedroht? Brauchst du eine extra Einladung? Kriegst du ein Kind von mir und weißt nicht, wie dus mir beibringen sollst?
Frederik!
Ja! Simon!
Frederik, hier spricht David.
Was?
Hier spricht David.
David? Frederik war aufgestanden, hielt den Hörer ein Stück weit weg, schüttelte ihn, David? Bist du übergeschnappt? Ist Simon übergeschnappt und denkt, er sei David? Ist David übergeschnappt und denkt, er sei Simon, wohnt jetzt in seiner Wohnung? Bin ich übergeschnappt und denke, ich ruf den Glaser an, und verwähl und vertelefonier mich und lande beim Stanjic? Ist mein Telefon übergeschnappt und telefoniert einfach, wie und wohin es will? Was ist denn los?
Frederik, es –
Ein Komplott?
Frederik.
David?
Ja.
Bist dus wirklich? Sydow setzte sich wieder an den Tisch, starrte die Topfpflanze an, sie war nicht gut beieinander, kränkelte, aber er wusste nicht, woran, sie hatte
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