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Schwätzen und Schlachten

Schwätzen und Schlachten

Titel: Schwätzen und Schlachten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Roßbacher
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es ist mir ein wirkliches Rätsel.
    Frederik, das Kind ist nicht von dir.
    Was, Anna, er ließ ihre Hände los, nicht von mir? Ich versteh die Welt nicht mehr. Du gehst fremd?
    Na ja, was heißt hier fremdgehen.
    Du bist meine Frau, wieso machst du da Kinder mit wildfremden –
    Frederik, du hast gar keine Frau.
    Danke, Anna! Dass du mich daran erinnerst! Hatte ich fast vergessen. Aber wieso, wo du meine Frau sein könntest, gehst du her und machst mit wildfremden Männern ein Kind, das versteh ich beim besten Willen –
    Frederik, erinnerst du dich an Wolfgang? Ihr kennt euch seit Jahren.
    Wolfgang ist ein absolut unmöglicher Name.
    Ihr kennt euch seit Jahren, Frederik, ihr seid Freunde.
    Jetzt nicht mehr, er hat mich mit meiner Frau betrogen.
    Du hast keine Frau.
    Wenn Wolfgang nicht wäre, hätte ich eine.
    Ach du meine Güte, Frau Sydow schüttelte den Kopf, sie wischte mit der flachen Hand um die Tassen herum.
    Eine Frau und ein Kind, das Leben wäre schön. Ohne Wolfgang.
    Wenn du meinst.
    Ja, meine ich. Das Kind wäre auch glücklicher, weil es hätte einen Vater mit einem schöneren Namen. Wolfgang Snozzi, ich bitte dich!
    Ich finde Wolfgang schön.
    Das bildest du dir ein. Das sind die Hormone. Schwangerschaftshormone. Eine Art Weichzeichner und Drogencocktail. Da ist die Welt wie in ein irres Licht getaucht und du denkst, es wär normal, dabei ist es völlig verdreht, alles ist verkehrt, alles Hässliche wird schön. Wolfgang zum Beispiel, sein Name, aber auch er an sich.
    Ich finde Wolfgang auch an sich schön.
    Siehst du, sag ich doch, das ist ein weiterer Beweis für meine These, du bist schon völlig vernebelt. Wolfgang an sich schön, du meine Güte, demnächst sagst du mir, dass du seine Frisur gut findest.
    Ich finde seine Frisur schön, ja.
    Wahnsinn. Wolfgang hat eine Frisur wie meine Oma, wenn sie nicht frisch onduliert wär, Wolfgang sieht aus wie meine Oma vorher, wenn sich ihr die Haare sträuben, das ist dem Wolfgang sein Normalzustand, alles steht in alle nur erdenklichen Richtungen und du willst mir erzählen, das findest du schön?
    Das stimmt nicht, Wolfgang hat wunderbare Haare.
    Irrsinn. Na ja, ich sags ja, es sind die schrecklichen Auswirkungen dieser Hormone, dein Körper spielt verrückt, das ist völlig normal. Was denkst du übrigens über diese Tassen, die Teller, was hältst du von provencalischem Geschirr?
    Von dem Geschirr?
    Ja, hier im Café, der Sämann, der Ochse, die Mädchen, die im Wein herumgehen, die blühenden Lavendelfelder.
    Ich weiß nicht, schön finde ich das, ich mag das.
    Siehst du, er legte den Kopf in die Arme, lachte. Total unzurechnungsfähig. Er lachte laut, Wolfgang! Snozzi!
    Das wusste ich gar nicht, sagte Frau Sydow, sie schubste ihren Enkel zur Seite und schenkte Anna Snozzi Kaffee nach, Anna, das freut mich aber für Sie.
    So, Sydow hob den Kopf, er nahm Anna Snozzi die Tasse aus der Hand und stellte sie zur Seite, so, das wusstest du nicht und das freut dich, ja? Schön. Dass du hintergangen wurdest und ein Personalproblem hast, ist dir aber schon klar, oder?
    Frederik, Anna Snozzi zog die Tasse wieder zu sich heran und goss sich Milch dazu, ich habe hier niemanden hintergangen, es ist doch noch ganz frisch, wir wissen das doch selbst erst seit –
    Bist du schwanger oder bist du nicht schwanger, Sydow entriss ihr den Kaffee.
    Ja, aber –
    Also. Schwanger ist schwanger, was hat das denn mit frisch zu tun, oder bist du dann im siebten Monat oder so eine abgestandene Schwangere, vergoren oder angegangen –
    Frederik!
    Was denn, Omi, nicht mehr so frisch eben.
    Wieso nimmst du mir meinen Kaffee weg.
    Willst du dieses unschuldige Wesen jetzt schon zum Hysteriker machen, mit Koffein vollpumpen? Womöglich nachher noch eine rauchen und was zwitschern oder was, was Hochprozentiges. Du hast Nerven.
    Siehst du, das wusste ich gar nicht.
    Kein Kaffee mehr. Für die nächsten paar Jahre. Auch in der Stillzeit ist es für ein Baby höchst ungesund, wenn die Mutter Kaffee trinkt. Du wirst doch hoffentlich dein Kind stillen?
    Frederik, keine Ahnung, glaub mir, das ist noch so frisch, ich habe mir noch überhaupt keine Gedanken –
    Das merke ich. Und hör auf mit frisch, das regt mich auf. Keine Gedanken hast du dir gemacht, na ja, ist auch klar, wie wärst du sonst auch schwanger von Wolfgang. Kaffee ist fortan tabu. Kannst in drei Jahren wiederkommen. In der Zwischenzeit kannst du einen Früchtetee kriegen, Oma, er drückte Frau Sydow die Kaffeetasse in die

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