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Schwanentanz

Schwanentanz

Titel: Schwanentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Francis
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sie sofort wieder zu.
    Okay, durchatmen.
    Die gute Nachricht war, dass in der Küche nicht Irlands größte Spinne saß. Die schlechte: Diese hockte hier im Waschbecken inmitten des dreckigsten Badezimmers der Welt. Mindestens.
    Sie versuchte die zweite Tür und spürte erstmals ein wenig Erleichterung. Keine Mäuse. Keine Spinnen. Nun gut, keine besonders großen. Auf dem Boden lag nur eine dünne Staubschicht und durch die beiden kahlen Fenster ließ sich beinah durchsehen. Man konnte ahnen, dass der Himmel blau und die Baumkronen grün waren. Das war ein Fortschritt. Kurzentschlossen zerstörte sie ein paar Spinnenkunstwerke, indem sie das Fenster öffnete. Frühsommerluft hüllte sie ein, warm wie die Spotlights auf der Bühne. Leicht vom Wind und üppig vom Duft des Flieders, der hinter dem Haus blühte. Und was da noch alles blühte. Sie verstand nicht viel von Pflanzen, erkannte jedoch Birnbäume, Pflaumen und das, was da seine weißen Blüten wie Schnee auf der Wiese verteilte, war eindeutig ein Apfelbaum. Hinter den Obstbäumen stand eine gewaltige Eiche, deren Krone so ausladend war, dass sie später am Tag vermutlich den ganzen Garten in ihren Schatten nahm wie in eine großmütterliche Umarmung. Der Anblick der Bäume und Blumen, die wild und ungezähmt wuchsen, war überwältigend, und was sich hinter dem dominanten Flieder noch an Gerüchen verbarg, raubte ihr den Atem. Für einen Moment floss Entspannung durch ihre Adern wie eine beruhigende Droge. Für solche Empfindungen hatte sie eine Weile aufs Land ziehen wollen.
    Sie wandte sich vom Fenster ab, sah Staub im schräg einfallenden Nachmittagslicht tanzen. War das Haus wirklich so schlimm? Die Möbel waren in diesem Zimmer unter vergrauten Leinentüchern geschützt. Das Bett wirkte beinah sauber und darüber befand sich sogar ein Haken, an dem, dem hellen Viereck zufolge, ein Bild gehangen haben musste. Suzanna würde ihre letzten Spitzenschuhe dort aufhängen, von denen sie sich so wenig trennen konnte, dass sie sie sogar mit in den Urlaub nahm, auch wenn sie vermutlich nie wieder darin tanzen würde.
    Sie enthüllte einen mit Cord bezogenen Sessel, der in der Nähe des Fensters vor einem gefüllten Bücherregal stand. In Leder gebundene Klassiker reihten sich aneinander. Der Gedanke, es sich hier mit heißer Schokolade und den alten Büchern gemütlich zu machen, hatte etwas unnachahmlich Verlockendes. Es war eine Ewigkeit her, dass sie Zeit zum Lesen gefunden hatte, wenn man Illustrierte und die DANCER außen vorließ. In dem Ungetüm von Kleiderschrank wogten nur ein paar filigrane Spinnwebchen im Windzug. Fast heimelig. Zuletzt enthüllte Suzanna einen Schreibtisch mit abschließbaren Schubladen. In jeder steckte ein kleiner Messingschlüssel mit keltischen Schnörkeln am Griff. In der oberen Lade fand sich sogar noch ein verkorktes Tintenfass, aber die Tinte war bereits am Glas angetrocknet. Sie nahm auf dem Polsterstuhl Platz, strich mit den Fingerspitzen über die feinen Kerben und Risse der Tischplatte und überlegte, wer hier wohl zuletzt gearbeitet hatte. Marge hatte ihr nichts erzählt; nur, dass das Haus ihren Großeltern gehörte, die es aber schon seit Dekaden vermieteten, weil sie sich in der Stadt wohler fühlten. Und dass kaum jemand die Einsamkeit hier draußen lange ertrug.
    Suzanna ertappte sich bei der Überlegung, ob sie es schaffen würde, die Hütte wohnlich zu bekommen. Sie tippte sich ans Knie. Würde es beim Versuch, hier sauberzumachen, kapitulieren? Es war schrecklich viel Arbeit. Unmöglich. Aber wenn es ihr gelänge, diese Unmöglichkeit wahrzumachen, könnte sie sich an eine weitere Unmöglichkeit wagen. Und dann an die nächste.
    Genau genommen hatte sie keine Wahl, denn ginge sie zurück nach London, käme das dem Eingeständnis gleich, dass sie es nicht allein schaffte. Dass sie am Boden war, wie die Klatschpresse es genannt hatte.
    Indiskutabel! Nein, aber wenn sie diese Hütte auf Vordermann bekäme, konnte sie wie geplant zwei oder drei Monate Pause machen, um dann die nächste Unmöglichkeit anzugehen. Und irgendwann, Meniskusruptur hin und OP-Komplikationen her, würde sie vielleicht wieder tanzen.

Trí - drei
     
    D
as Licht ging nicht an.
    Sie hatte sich beim Versuch, es einzuschalten, noch über diese altmodischen Schalter gefreut, die wie eine neugierige Nase in den Raum ragten, doch nachdem trotz mehrmaligem Umschalten nichts passierte, schlug dies in Ärger um. So was Dummes, warum hatte sie nicht

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