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Schwanentanz

Schwanentanz

Titel: Schwanentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Francis
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Gesicht hielten. Dwyn schlug die Handfläche gegen die Dolchspitze, presste seine winzige Faust zusammen und öffnete sie erst über der Silberschale wieder.
    „Für dich, guter Troll“, sagte er. „Und wer ihm je erzählt, dass ich Blut von mir für ihn geschenktgeben habe, den werde ich umtöten, damit ihr’s nur alle wisst!“
    Ein einzelner Tropfen Blut, kaum mehr als eine Mücke saugt, fiel hinab. Die Gnome jubelten und applaudierten, als gälte die Feierlichkeit allein Dwyns ritterlicher Geste.
    Cara begann zu singen, zunächst leise und verhalten, dann lauter und lauter, als wollte sie erreichen, dass die Göttin Morrígain sie klagen hörte. Dann griff sie nach der Schale, hob sie an ihre Lippen und neigte sie. Sie trank die Schale bis zum letzten Tropfen leer. Als sie blinzelte, waren ihre Augen weiß und leer. Sie starrte Brandon eine schier endlose Zeit an, dann riss sie ihn an den Schultern in eine sitzende Position und presste ihren Mundauf seinen. Sie küsste ihn lange, tief und innig. An seiner Kehle regte sich etwas. Seine Hand blieb starr und kalt in Suzannas und jeder im Saal hielt den Atem an. Selbst die Gnome waren mucksmäuschenstill geworden.
    „Es passiert ja gar nichts“, flüsterte irgendwer.
    Die Luft war so zäh, dass man kaum noch atmen konnte. Sie drückte Suzanna den Brustkorb zu, legte sich kalt um ihren Hals und schmeckte nach Blut und Tod.
    Doch plötzlich … zuckte seine Hand in ihrer?
    Mit einem Mal schlug er die Augen auf und erwiderte Caras Kuss hungrig. Es hatte den Anschein, dass er der Verdurstende war, der von ihr trank, und als sie das Blut auf den Lippen der beiden erkannte, wurde ihr klar, dass genau das der Fall war. Er trank das Leben, das Blut und den Herzschlag aus ihrem Mund. Und er sah Suzanna dabei an. Der lebensspendende Kuss zog sich Minuten in die Länge, doch dann ließen Cara und Brandon voneinander ab. Sie lächelte ihn sanft an, er erwiderte es spöttisch.
    „Mylady“, flüsterte er rau, „ich hab immer gewusst, du würdest einmal mein Tod sein.“
    „Oh Brandon. Mein dummer, kleiner Brandon.“ Cara streichelte seine Wange. „Jetzt wird alles wieder gut. Alles wird, wie es früher war.“
    Suzanna biss sich auf die Lippe. Das war ihr Stichwort. Unbemerkt schob sie den kleinen Gegenstand in Brandons Handfläche und schloss seine Finger darum. Er stutzte. Cara beugte sich vor, um ihn zu küssen, aber er wandte den Kopf ab und sah auf seine Faust, die er langsam öffnete. Darin lag der Saphir, der ihn gebannt hatte, und funkelte leicht im Schein der Kerzen. Brandon sah fragend zu Suzanna und sie deutete ein feines Nicken an. Darauf umspielte ein Lächeln seine Lippen, als er begriff.
    Es gab keinen Bannzauber mehr. Er war frei.
    „Nein, Cara“, sagte er leise und entzog sich der Sídhe. „Nichts wird mehr wie früher. Dieses Leben ist vorbei.“

Fiche - zwanzig
     
    B
randon brach eine letzte verrostete Schraube aus dem Holz. Dann machte er einen Schritt zurück, hielt die Luft an und trat mit ganzer Kraft gegen die Latten. Das alte Kassenhäuschen krachte in sich zusammen. Eine Staubwolke stieg auf und legte sich als dünner Film über seine verschwitzte Haut. Der Panther verblasste. Brandon stieß den Atem aus. Geschafft. Dies war die letzte Ecke. Sobald Seamus und er den Schutt weggeräumt hatten, konnten sie beginnen, den neuen Boden zu verlegen. Zwei, drei Monate würde es dauern, bis das Kino Eröffnung feiern konnte. Solange würde er sich noch den einen oder anderen Splitter in die Hände schlagen, aber das war es wert.
    „Brandon!“, brüllte Seamus von draußen. „Schwing deinen Hintern da raus. Los, beeil dich!“
    Brandon schmunzelte. Der Junge war reichlich frech, wenn man bedachte, dass er – solange es nach Cara ging – noch immer sein Untergebener war. Andererseits interessierte Caras Auffassung sie nicht länger. Er griff nach seinem Hemd, das er der Hitze wegen vor einiger Zeit ausgezogen hatte, und wischte sich damit Schmutz und Schweiß aus dem Gesicht. Als er aus dem dämmrigen Halbdunkel des Kinos nach draußen trat, musste er die Augen mit der Hand beschirmen, so grell blendete das Sonnenlicht. Auf der Straße stand ein silberner Tigra. Lautes Hupen begrüßte ihn und warf vermutlich alle Dorfbewohner aus ihren Nachmittagsschläfchen.
    Er verschränkte die Arme und lehnte sich ans Gemäuer, auch wenn er am liebsten zu ihr gerannt wäre. Aber das hätte sie ihm übel genommen. „Na so was“, rief er ihr herausfordernd

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