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Schwarz-Indien

Schwarz-Indien

Titel: Schwarz-Indien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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die bis in ihre feinsten Ausläufer erschöpften Kohlenminen Europas schon längst aufgelassen worden sein.
    Für die aufgeschlossene Größe der Kohlenlager der Erde geben nachfolgende Zahlen einen Anhaltepunkt. Das kohlenreichste Land ist unzweifelhaft Nordamerika mit 30,000.000 Hectaren Kohlenfeldern, dann folgen England mit 1,570,000 Hectaren; Frankreich mit 350,000; Preußen und Sachsen mit 300,000; Belgien, Spanien und Oesterreich mit je 150,000; auch Rußland, China und Indien sind reich an Steinkohlen. Die jährliche Production betrug durchschnittlich im laufenden Jahrzehnt: in England 104,791,415 Tonnen; in Preußen 22,731,532 Tonnen; in Frankreich 12,804,100 Tonnen; in Belgien 12,755,822 Tonnen; in Oesterreich-Ungarn 6,081,736 Tonnen; in Sachsen 2,871,553 Tonnen; in ganz Europa 167,243,000 Tonnen. In Amerika wurden dazu gefördert jährlich ca. 26,000,000, in Australien 788,000, in Asien 558,000 Tonnen im Gesammtwerthe von etwas über eine halbe Milliarde Gulden oder einundeinachtel Milliarde Mark!
    In Europa ist also Großbritannien unzweifelhaft das kohlenreichste Land. Mit Ausnahme von Irland, das des mineralischen Brennmateriales fast vollständig entbehrt, besitzt es zwar enorme, aber nichtsdestoweniger erschöpfliche Reichthümer an Kohle. Das bedeutendste der einzelnen Bassins, das von Newcastle, welches den ganzen Untergrund der Grafschaft Northumberland einnimmt, producirt jährlich gegen dreißig Millionen Tonnen, d. h. nahezu den dritten Theil des englischen Consums, und zweiundeinhalbmal so viel als die Gesammtproduction Frankreichs. Das Bassin von Galles, das in Cardiff, Swansea und Newport eine ganze Bevölkerung von Bergleuten sammelte, liefert jährlich zehn Millionen Tonnen der so gesuchten Steinkohle dieses Districtes. Weiter im Innern beutet man die Bassins der Grafschaften von York, Lancaster, Derby und Stafford aus, welche zwar minder ergiebig aber dennoch von großer Bedeutung sind. Endlich breitet sich zwischen Glasgow und Edinburgh in demjenigen Theile Schottlands, in den seine beiden umgebenden Meere so tief einschneiden, eines der ausgedehntesten Kohlenbassins aus.
    Die Summe aller dieser Kohlenreviere bedeckt, wie erwähnt, einen Flächenraum von fast sechzehnhunderttausend Hectaren und liefert jährlich die ungeheure Menge von fast hundertfünf Millionen Tonnen des schwarzen Brennstoffes.
    Trotz alledem drohen aber die Bedürfnisse des Handels und der Industrie in so ungeheurem Maße zu wachsen, daß auch diese reichen Quellen einst versiegen müssen. Das dritte. Jahrtausend der christlichen Zeitrechnung wird noch nicht zu Ende sein, wenn die Hand des Bergmannes in Europa schon jene Magazine entleert hat, in denen, um ein beliebtes Bild zu gebrauchen, »die Sonnenwärme der ersten Erdentage« aufgestapelt liegt. 2
     

    »Wollen Sie, daß wir irgendwo Schutz suchen?« (S. 27.)
     
    Gerade zu der Zeit, in der unsere Erzählung spielt, war eines der bedeutendsten Bassins im schottischen Kohlenreviere durch übermäßig schnellen Abbau erschöpft worden. Es geschah das in dem zehn bis zwölf Meilen breiten Gebiete zwischen Edinburgh und Glasgow, und betraf die Kohlenwerke von Abersoyte, deren technischer Leiter, wie wir wissen, James Starr so lange Zeit hindurch gewesen war.
    Seit zehn Jahren schon stand in diesen Schächten und Stollen die Arbeit still. Neue Adern fanden sich nicht, obwohl man damals die Bohrversuche bis zur Tiefe von fünfzehnhundert, ja selbst bis zweitausend Fuß fortsetzte, und als James Starr sich dann zurückzog, geschah es mit der Ueberzeugung, daß selbst die geringste Kohlenader bis in ihre letzten Ausläufer ausgebeutet sei.
    Es liegt unter diesen Verhältnissen auf der Hand, daß die Auffindung einer neuen Kohlen führenden Schicht in dem Untergrunde Englands ein bedeutungsvolles Ereigniß gebildet hätte. Bezog sich nun die ihm von Simon Ford versprochene Mittheilung auf einen derartigen Fund? Diese Frage legte sich James Starr mit dem geheimen Wunsche, sie bejaht zu sehen, vor.
    Kurz, rief man ihn nach einem anderen Punkte jenes reichen Schwarz-Indiens zu erneuter Thätigkeit auf? – Er hoffte es so gern.
    Der zweite Brief hatte seinen Gedankengang allerdings aus jener ersten Richtung abgelenkt, doch legte er auf denselben jetzt weniger Werth. Der Sohn des alten Obersteigers war ja da und erwartete ihn an der verabredeten Stelle. Der anonyme Brief hatte also jedenfalls keine ernste Bedeutung.
    Sobald der Ingenieur den Fuß an’s Land setzte, kam der

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