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Schwarz-Indien

Schwarz-Indien

Titel: Schwarz-Indien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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unter den Trümmern des Kohlenwerkes begrub.
    Ihm zu Häupten flatterte sein riesiger Harfang mit weißlichem, schwarz geflecktem Gefieder.
    Da stürzte sich muthig ein Mann in den See, der mit kräftigem Arme auf das Boot zuschwamm.
    Jack Ryan war es. Er mühte sich, den Wahnsinnigen zu erreichen, bevor dieser sein teuflisches Vorhaben ausgeführt hätte.
    Silfax sah ihn näher kommen. Er zerbrach das Glas der Lampe, riß aus derselben den brennenden Docht und hielt diesen in die Luft hinaus.
    Das Schweigen des Todes lag auf der entsetzten Versammlung. James Starr hatte sich in das Unvermeidliche ergeben und verwunderte sich nur, daß die zerstörende Explosion so lange auf sich warten ließ.
    Silfax’ verzerrte Züge verriethen, wie der Zorn in ihm aufschäumte, als er bemerkte, daß das zu leichte Gas, statt sich in den unteren Luftschichten zu verbreiten, nach der Höhe der Deckenwölbung geströmt sei.
    Da erfaßte auf einen Wink von Silfax der Harfang den todbringenden Docht mit der Kralle, und schwang sich, wie er es früher in der Grube Dochart gewöhnt war, nach der Höhe auf, wohin der Greis mit der Hand ihn wies.
    Noch wenige Secunden und Neu-Abersoyte war vernichtet.
    Da entwand sich Nell Harry’s Armen.
    Ruhig und ihres Zweckes bewußt, eilte sie nach dem Ufer bis dicht an das Wasser.
    »Harfang! Harfang! rief sie mit heller Stimme, hierher! Komm, komm zu mir!«
    Erstaunt zögerte der treue Vogel erst einen Augenblick. Doch plötzlich, als er Nell’s Stimme wieder erkannte, ließ er den brennenden Docht in das Wasser des Sees fallen, beschrieb suchend einen weiten Bogen und setzte sich zu Füßen des jungen Mädchens nieder.
    Die höheren, explosiven Schichten, in welchen das Wettergas mit der Luft vermischt war, hatte er noch nicht erreicht gehabt!
    Da gellte ein entsetzlicher Schrei durch den weiten Raum. Es war der letzte Laut von des alten Silfax’ Stimme.
    Eben als Ryan die Hand an die Bordwand des Fahrzeuges legte, stürzte sich der Greis, der seinen Racheplan gescheitert sah, in die Fluthen des Sees.
    »Rettet ihn! Rettet ihn!« rief Nell mit flehender Stimme.
    Harry hörte ihre Bitte. Jetzt sprang auch er in das Wasser, erreichte Jack Ryan sehr bald und tauchte wiederholt unter.
    Vergebens!
    Die Fluthen des Malcolm gaben ihre Beute nicht wieder frei. Sie hatten sich für immer über dem alten Silfax geschlossen.
Zweiundzwanzigstes Capitel.
Die Legende von allen Silfax.
    Sechs Monate nach diesem Ereignisse ward die so entsetzlich unterbrochene Vermählung Nell’s und Harry Ford’s in der Kapelle St. Gilles gefeiert. Nachdem der ehrwürdige Pfarrer Hobson den Segen über sie gesprochen, kehrten die jungen Eheleute, welche noch Trauerkleider trugen, nach der Cottage zurück.
    James Starr und Simon Ford leiteten, jetzt jeder Sorge bar, die der Trauung folgende Festlichkeit, welche sich bis zum anderen Tage ausdehnte.
    Dabei fand auch Jack Ryan, der wieder einmal in seinem Kostüm als Piper auftrat, Gelegenheit, unter den Beifallsbezeigungen der ganzen Versammlung zu spielen, zu singen und zu tanzen.
    Am nächsten Tage begannen dann, unter der Leitung des Ingenieurs James Starr, die gewohnten Grubenarbeiten wieder.
    Es erscheint fast überflüssig, besonders zu bemerken, daß Harry und Nell sehr glücklich wurden. Diese beiden, durch so außergewöhnliche Prüfungen gestählten Herzen gewährten sich gegenseitig die vollste Befriedigung.
    Simon Ford, der Ehren-Obersteiger von Neu-Abersoyte, rechnete darauf, mit seiner Madge auch noch die goldene Hochzeit zu feiern, was auch der Letzteren einziger Wunsch für dieses Leben war.
    »Und warum denn nicht auch noch die zweite goldene Hochzeit? sagte Jack Ryan. Zweimal fünfzig Jahre wäre für Sie auch noch nicht zu viel, Herr Ford.
    – Du hast recht, mein Sohn, erwiderte ruhig der alte Obersteiger. Wäre es denn ein Wunder, in diesem unübertrefflichen Klima von Neu-Abersoyte, dem die Witterungsunbill der Außenwelt fremd ist, etwa zweihundert Jahre alt zu werden?«
    Sollten die Bewohner von Coal-City wirklich die noch nicht dagewesene Feier eines hundertjährigen Ehejubiläums erleben? Das wird die Zukunft lehren.
    Jedenfalls zeigte es sich, daß ein Vogel, der Harfang des alten Silfax, hier ein ungewöhnliches Alter erreichte. Er kreiste fortwährend in dem dunklen Gebiete umher. Nach dem Tode des Greises entfloh er, obwohl Nell ihn zurückzuhalten versuchte, auf einige Tage. Außer daß ihm, ebenso wie seinem früheren Herrn, die Gesellschaft der

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