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Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition)

Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition)

Titel: Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilfried Huismann
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Meinung zu den Veränderungen zu hören. Häuptling Kasimirus Sanggara hat den Besuch genehmigt. Die 90 Familien des Dorfes werden von 80 Soldaten der indonesischen Armee bewacht, zusätzlich noch von den bewaffneten Parkwächtern. Eine hochmilitarisierte Zone. Die Armee hat Angst vor den Kämpfern der Unabhängigkeitsbewegung OPM, die mit Pfeil und Bogen gegen die Besatzer kämpfen. Die Antwort der Armee auf den Widerstand ist blutig: Viele Papua werden verhaftet und gefoltert, einige sind verschwunden, ohne eine Spur zu hinterlassen.
    Auch hier im Nationalpark ist Kriegsgebiet. Die Ruhe im Dorf täuscht. Obwohl der Häuptling nicht als »terrorverdächtig« gilt, traut die Besatzungsmacht ihm nicht. Der WWF hat ihm versprochen, dass sein Stamm hier im Nationalpark vor den Bulldozern der Palmölindustrie sicher ist, aber Kasimirus ist mit dem Parkreglement unglücklich: Sein Stamm darf keine Schweine halten und er darf hier keine Kängurus mehr jagen.
    Jedes Jahr im Juni zieht Kasimirus Sanggara mit seinen Männern los, um außerhalb des Nationalparks zu jagen – fünf Monate lang. Auch dort ist seit Menschengedenken Stammesgebiet der Kanume. Jetzt stoßen die Jäger immer häufiger auf gerodetes, rauchschwarzes Land: Die ersten Palmölplantagen entstehen.
    Häuptling Kasimirus Sanggara sieht aus, als habe er sich für eine Rolle in einem Hollywoodfilm herausgeputzt: Sein Gesicht ist mit den Farben des Kriegers bemalt, große Federbüsche an den nackten, muskulösen Armen künden von seiner Macht. Er besitzt als Einziger im Dorf ein Fahrrad. Auf den WWF ist er nicht gut zu sprechen: »Die dürfen mein Dorf nicht mehr betreten«, sagt er. Eines Tages seien hier WWF-Leute unter dem Schutz der Armee aufgetaucht und hätten ihm ein angenehmes, neues Leben im Nationalpark Wasur in Aussicht gestellt: Geld, ein neues Dorf, eine Schule für die Kinder und neue Einkommensmöglichkeiten.

     

    Häuptling Kasimirus Sanggara
    Die Worte der WWF-Gesandten klangen wohlgesetzt, aber Kasimirus Sanggara fühlt sich von ihnen »betrogen«: Der WWF habe ihm das Jagdverbot verschwiegen, und um ihn für den Nationalpark zu gewinnen, habe man ihm außerdem ein neues Eukalyptus-Projekt in Aussicht gestellt. Der Stamm dürfe aus den Bäumen des Waldes Eukalyptusöl herstellen, der WWF werde ihm bei der Vermarktung helfen. Doch daraus sei nichts geworden. Am Ende seines »Dialogs« mit dem WWF und der Staatsmacht steht der Stamm der Kanume mit leeren Händen da.
    Der WWF sieht die Geschichte anders. Er bezeichnet Häuptling Kasimirus im Faktencheck gar als »Freund von uns« – und schickt ihm nach der Ausstrahlung des WDR-Filmes Der Pakt mit dem Panda eigens eine kleine Delegation, um mit ihm ein »Gespräch über die Intentionen seiner Aussagen« zu führen. Auf dem vom WWF veröffentlichten Video wirkt Kasimirus Sanggara sehr bedrückt – als stünde er unter großem Druck. Ein Dementi kann der WWF ihm aber nicht entlocken, nur die Aussage, dass es nicht der WWF gewesen sei, der ihm die Jagd und den Holzeinschlag verboten hätte: »Verboten wurde es durch die Einheimischen.« Der WWF macht sich nicht die Finger schmutzig – er liefert die Expertise und die Vorplanungen.
    Dem WWF folgten Landvermesser, um im Stammesgebiet außerhalb des Nationalparks das Gebiet für die Palmölplantagen festzulegen. Aber Häuptling Sanggara glaubt nicht, dass es jemand wagen wird, den Wald abzuholzen. Denn auch dort, außerhalb der Grenzen des Parks, gelte das Gesetz seines Stammes, denn es gehört zu seinem Jagdgebiet. Niemand habe das Recht, seinen Wald anzutasten: »Die können nichts machen, wenn ich nicht einverstanden bin, denn im Wald habe ich die Macht.«65 Er kann nicht glauben, dass seine Zeit abgelaufen ist.
    Mit einer ausladenden Armbewegung zieht der Häuptling der Kanume einen imaginären Kreis um sein grünes Reich: »Die Soldaten haben gute Waffen, aber sie können gegen mich nichts ausrichten, sie respektieren mich. Wenn ich will, kann ich sie mit einem Zauber belegen. Im Wald leben die Götter und unsere Ahnen. Der Wald ist die Quelle des Lebens. Wir schützen ihn. Niemand kann ihn zerstören.«
     
     

DANKSAGUNG
    Nur mit der Unterstützung von Freunden und Fachleuten konnte ich die Fülle des Stoffs bewältigen. An erster Stelle danke ich Inge Altemeier, die mir die Türen in Indonesien geöffnet hat, ein Land, das für mich bislang Terra Incognita war. Für fachliche Beratung und für die selbstlose Hilfe bei der Abfassung und

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