Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition)
des WWF und der Weltbank mit den Gouverneuren der indonesischen Provinzen Aceh, Papua und West-Papua. Bei diesem Runden Tisch wurde über die Zukunft der Regenwälder diskutiert: Welche Wälder können für eine »nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung« erschlossen werden und welche sollen erhalten bleiben, damit man mit ihnen Geld aus dem UN-Programm für »vermiedene Emissionen« verdienen kann? Die Zentralregierung in Jakarta hatte das Planziel vorgegeben: 10 Millionen Hektar Wald sollen allein in Papua verschwinden, um Platz für Plantagen zu schaffen. Per Gesetz will die Regierung das Land für 95 Jahre an die Konzerne verpachten. Für die vertriebenen »Ethnien« sind laut Gesetz Entschädigungszahlungen vorgesehen.
Am Ende der Beratungen verkündeten WWF und Weltbank ihren »Erfolg«: Nicht 10 Millionen, sondern nur 9 Millionen Hektar Wald sollen in Papua »Wirtschaftszonen« werden. Eine Million Hektar bleiben als Nationalparks erhalten. In Wirklichkeit hat der WWF nur den Schutz von 500.000 Hektar durchsetzen können, die anderen 500.000 Hektar waren schon vor dieser Verhandlung gesetzlich geschützter Nationalpark. Auch bei der praktischen Umsetzung der Beschlüsse von Bali spielt der WWF eine aktive und vorantreibende Rolle: Er hat es übernommen, das Land der Eingeborenen zu kartografieren.
Ronny ist Leiter des WWF-Büros für West-Papua mit Sitz in Merauke. Er stammt aus Java und ist damit in den Augen der Papua ein Repräsentant der Besatzungsmacht Indonesien. In seinem Büro hängt eine Landkarte mit der zukünftigen Zonierung Papuas: Welche heiligen Orte der Stämme müssen verschont werden, wo gibt es dokumentierte Landnutzungsrechte der Papua, und wo kommen die Plantagen hin? Die Kartografierung ist ein zweischneidiges Schwert: Sie kann im Einzelfall indigene Landrechte sichern; auf der anderen Seite legitimiert sie den Landraub durch die Invasoren. Auf die Frage, warum der WWF sich dafür hergibt, der Industrie bei ihrem Vormarsch zu helfen, antwortet Ronny: »Es gab keine Chance, den Wald zu retten, also müssen wir mit den Unternehmen zusammenarbeiten, um wenigstens einige hochwertige Waldgebiete zu schützen.«64
Ronny (WWF Papua)
Auch die Frage, wem der Wald eigentlich gehört, der mit seiner Hilfe portioniert wird, kann den WWF-Mann nicht erschüttern: »Den lokalen Gemeinschaften. Noch gehört das Land den Stämmen.« Wissen die, dass 9 Millionen Hektar mit Ölpalmen bepflanzt werden sollen? Bei dieser Frage schüttelt Ronny den Kopf und korrigiert: »Hier in der Provinz Merauke sind es doch nur eine Million Hektar. Man muss die Stämme informieren, damit sie erfahren, was geplant ist. Sonst geben sie ihr Land nicht her. Das würde zu Konflikten führen. Manche machen sich Sorgen: Wenn ich mein ganzes Land verkaufe, wo soll ich dann leben? Sie können sich nicht vorstellen, auch einmal auf einer Plantage zu arbeiten. Andere dagegen denken: Wenn ich für eine Milliarde Rupiah verkaufe, kann ich 50 Jahre von dem Geld leben. Die haben es verstanden.«
Der WWF meint es wirklich gut mit den Wilden. Aber wollen die wirklich in der schönen, neuen Welt des WWF leben? Gefragt hat sie keiner. Ihr Land wird aufgeteilt: in eine Wirtschaftszone und in eine Naturschutzzone. In beiden Zonen können sie sich nicht mehr frei bewegen.
Der WWF erzählt den Papua bei Besuchen in den Dörfern, dass auf sie »neue Job-Chancen« und »Einkommensmöglichkeiten« durch den Tourismus warten . In der Wirklichkeit läuft diese hohle Floskel auf den Tod der Papua -Kultur hinaus. Ohne ihren Wald haben die Stämme keine Produktionsmittel mehr. Sie enden im ethnologischen Zoo der Tourismusindustrie, in den Slums der Städte oder als unterbezahlte Leiharbeiter auf den Plantagen. Bei der Vertreibung der Papua spielt der WWF die Rolle der Vorhut und gibt ideologischen Flankenschutz, so wie die Priester, die vor 500 Jahren als Wegbereiter der spanischen Conquista in die Urwälder Amerikas gingen, um die Eingeborenen mit den Vorzügen der »Zivilisation« vertraut zu machen.
Kasimirus’ Ende
Die Reise durch das grüne Empire des WWF endet an einem Ort, der auf der Landkarte des WWF-Büroleiters Ronny markiert ist. Hier sollen eine Million Hektar mit Ölpalmen vollgepflanzt werden. Die Landschaft ist buschig, karg, zum Teil Sumpfland. Bis an die Grenze des Nationalparks Wasur sollen sich die geplanten Plantagen erstrecken.
Im Nationalpark liegt das Dorf der Kanume. Inge Altemeier hat sie besucht, um ihre
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