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Schwarze Adler, weiße Adler

Schwarze Adler, weiße Adler

Titel: Schwarze Adler, weiße Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Urban
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berühmteste polnische Maler, Jan Matejko, sein monumentalstes Gemälde gewidmet hat. Die Ordensritter als Feinde schildern auch die Nationaldichter Adam Mickiewicz und Henryk Sienkiewicz, ihre Werke gehören zur Schullektüre.
    Es war ein durchaus selbstironisches Spiel mit Versatzstücken aus diesen polnischen Heldenlegenden, dass zwei Warschauer Blätter vor dem Spiel gegen die Deutschen bei der EM 2008 diese als Ordensritter darstellten, die auf den Knien um Gnade flehen oder denen sogar die Köpfe abgeschlagen wurden. Satire sollte eigentlich alles dürfen – aber in Deutschland lösten diese Fotomontagen einen Aufschrei der Empörung aus. Eine Gruppe von Hinterbänklern aus dem Bundestag forderte gar, gegen die Karikaturisten wegen Aufrufes zum Mord zu ermitteln. In Polen verstand man diese Aufregung nicht; man verwies darauf, dass vor deutsch-englischen Fußballduellen die Londoner Presse ja auch in ihren Karikaturen mit Panzern, Stukas und Wehrmachtshelmen arbeite und dies niemand in Deutschland ernst nehme.
    Dass trotz aller Sonntagsreden von Politikern nach wie vor starke psychologische Spannungen zwischen Deutschen und Polen bestehen, bestätigte auch eine kleine Episode aus dem Dokumentarfilm „Ein Sommermärchen“ von Sönke Wortmann über die WM 2006. Bundestrainer Jürgen Klinsmann feuert unmittelbar vor dem zweiten Gruppenspiel seine Spieler mit dem Satz an: „Das Achtelfinale lassen wir uns nicht nehmen, von niemandem, schon gar nicht von Polen!“
    Auch hat das „nationale Fußballtrauma“ der Polen unmittelbar mit den Deutschen zu tun: Weit verbreitet ist die Auffassung, die polnische Elf sei bei der WM 1974 in der „Wasserschlacht“ von Frankfurt von den Deutschen um den Sieg gebracht worden, der das Finale und damit möglicherweise den Gewinn des Titels bedeutet hätte. Für die Deutschen hatte diese Begegnung dagegen eine ganz andere Bedeutung: Polen war bis dahin ein Land im Grauschleier hinter dem Eisernen Vorhang, verbunden mit düsteren Kapiteln der jüngsten Vergangenheit. Nun aber begeisterten die frisch aufspielenden polnischen Kicker die deutschen Zuschauer, sie wurden zu exzellenten Botschaftern ihres Landes – und warben auf diese Weise für die Entspannungspolitik.
    Dieses Buch soll durch die Schilderung weitgehend unbekannter Kapitel und Hintergründe dazu beitragen, Reaktionen und Emotionen auf beiden Seiten zu erklären. Es soll somit einen Beitrag zur deutschpolnischen Verständigung leisten.
    Warschau, im April 2011

Wie in der überregionalen Presse üblich, werden in dem Text für allgemein bekannte Städte die deutschen Ortsnamen verwendet, also beispielsweise „Gleiwitz“ und „Oppeln“ für die in Polen liegenden Geburtsorte der deutschen Nationalspieler Lukas Podolski und Miroslav Klose. Eine politische Aussage ist damit nicht verbunden. Die Ortsnamen in beiden Sprachen finden sich auf der Karte im Anhang.

KAPITEL 8
    Die Wasserschlacht von Frankfurt
    Es ist das Fußballtrauma der Polen. Bis heute ist die überwältigende Mehrheit der Fußballfans an Weichsel und Oder der Meinung, dass ihre Elf von den Deutschen im entscheidenden Frankfurter Spiel mit unfairen Mitteln um den Einzug ins Finale der Weltmeisterschaft 1974 gebracht worden sei. Dass ausgerechnet die ungeliebten Deutschen, die das Land eine Generation zuvor mit Krieg und Terror überzogen hatten, Urheber des polnischen Traumas waren, schmerzte besonders und schmerzt immer noch viele. Mehr als drei Jahrzehnte nach der „Wasserschlacht“ von Frankfurt schrieb dazu ein polnischer Publizist in einem Essay über Fußball als Projektionsfläche nationaler Klischees und Komplexe mit selbstironischer Distanz: „Sie haben uns den Weltmeistertitel geklaut!“ 1
    In Polen unterstellte man der Frankfurter Feuerwehr, die nach einem Wolkenbruch das Regenwasser vom Spielfeld abpumpen sollte, sie habe auf Geheiß von oben absichtlich nur in der polnischen Hälfte ihre Pumpen laufen lassen. Auf diese Weise sollte der schnelle polnische Sturm in den Pfützen in der deutschen Hälfte stecken bleiben. In der Tat konnte sich der polnische Sturm nicht entfalten, das Spiel ging mit 0:1 verloren. Den einzigen Treffer des Spiels erzielte eine knappe Viertelstunde vor Schluss Gerd Müller, nachdem ihm zuvor nicht viel gelungen war.
    Der polnische Trainer Kazimierz Górski, der

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