Schwarze Flotte 01 - Vor dem Sturm
keine Chance zur Flucht hatte, geschweige denn die Möglichkeit ihre Kanonen auf die zurückgelassenen Schiffe auszurichten. Die im Rumpf der Intimidator versteckten Sprengladungen würden ihre Hülle in dem Augenblick wie eine Eierschale aufplatzen lassen, in dem sie ihre Schilde aufbauten und damit das Signal blockierten, das die Bomben sicherte.
Als das Arbeitsshuttle sich der Anlegestelle näherte, verspürte Nil Spaar weder Furcht noch Unruhe. Alles Menschenmögliche war getan und der bevorstehende Kampf erzeugte in ihm ein Gefühl freudiger Erwartung. Er hegte keinen Zweifel am Ausgang des Kampfes.
Nil Spaar drang mit dem ersten Kommandoteam durch die Luken der Sektion 17 in die Intimidator ein, während sein Stellvertreter Dar Bille und sein Team Sektion 21 attackierten.
Kein Wort wurde gesprochen. Das war auch nicht notwendig. Die Mitglieder beider Teams waren mit der Struktur des Schiffes ebenso vertraut wie dessen imperiale Besatzung. Sie huschten wie Gespenster durch die Gänge, eilten durch Korridore, die von ihren Verbündeten in den Arbeitskommandos vorbereitet worden waren, zwängten sich durch Kriechschächte und kletterten über Leitern nach oben, die auf keinem Konstruktionsplan eingetragen waren. Binnen weniger Minuten hatten sie die Brücke erreicht, ohne dass man sie ein einziges Mal aufgehalten hatte oder dass sie zur Waffe gegriffen und einen Schuss abgegeben hätten.
Aber als sie die Brücke enterten, hielten sie ihre Waffen schussbereit. Sie wussten genau, welche Stationen besetzt sein würden, wo die Wachstation war und wer schiffsweiten Alarm auslösen konnte. Nil Spaar rief keinerlei Warnung, er gab keine theatralischen Erklärungen ab und forderte auch nicht zur Übergabe des Schiffes auf. Er trat lediglich auf den kommandierenden Offizier zu, hob seinen Blaster und feuerte ihn aus nächster Nähe auf den Offizier ab.
Im gleichen Augenblick schwärmte der Rest der Gruppe hinter ihm aus, jeder auf das ihm zugewiesene Ziel zu. Sechs Mann von der Brückenmannschaft der Intimidator wurden wegen der ungeheuren Gewalten, die sie mit einem Knopfdruck auslösen konnten, bereits in den ersten Sekunden an ihren Stationen außer Gefecht gesetzt. Die anderen, darunter Commander Paret, lagen Augenblicke später mit auf den Rücken gefesselten Händen und mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden.
Das Schiff zu übernehmen war nicht schwer. Die besondere Herausforderung für Spaar hatte darin bestanden, das Unternehmen zeitlich so abzustimmen, dass keine Vergeltungsschläge möglich waren.
»Signal vom Shuttle des Gouverneurs!«, rief einer der Yevethaner und ließ sich auf dem Platz des Fernmeldeoffiziers nieder. »Die Transporter starten von der Planetenoberfläche. Es werden keine Probleme gemeldet.«
Nil Spaar nickte zufrieden. »Bestätigen Sie das Signal! Dann verständigen Sie die Crew, dass wir starten, um die Garnison aufzunehmen. Und verständigen Sie die Station vom Abflug der Intimidator!«
Wie ein Schwärm Insekten, der in seinen Bau zurückkehrt, stieg die Flotte der imperialen Transporter von N’zoth auf und strebte auf den wie ein Dolch geformten mächtigen Sternzerstörer zu. An Bord der Insektenflotte drängten sich mehr als zwanzigtausend Bürger des Imperiums – Soldaten und Beamte, Techniker und Zivilisten.
»Alle Hangars öffnen!«, befahl Nil Spaar.
Jetzt, da ihr Ziel in Sicht war, verlangsamten die Transporter ihre Fahrt und reihten sich in Formationen auf.
»Automatische Zielerfassung aller Batterien aktivieren!«, rief Spaar.
Ein Aufstöhnen entrang sich den Gefangenen auf der Brücke, als sie nach den Großbildschirmen über ihren Stationen schielten, die von den Yevetha-Kommandos besetzt worden waren.
»Ihr Feiglinge!«, rief Commander Paret den Eindringlingen zu, Wut und Verachtung ließen seine Stimme bitter klingen. »Ein Soldat würde so etwas nie tun. Es ist unehrenhaft Menschen zu töten, die sich nicht verteidigen können.«
Nil Spaar ignorierte ihn. »Erfasste Ziele bestätigen!«
»Ihr jämmerlichen, bösartigen Narren. Sie haben doch schon gewonnen. Wie können Sie so etwas rechtfertigen?«
»Feuer frei!«, befahl Spaar.
Die Deckplatten vibrierten kaum, als die Batterien feuerten und die Transportschiffe eines nach dem anderen in Feuerbälle verwandelten. Es dauerte nicht lange. Niemand entkam. Augenblicke später hallten aus dem ganzen Schiff zahllose erschreckte Rufe aus den Lautsprechern. Viele Passagiere hatten das Gemetzel
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