Schwarze Herzen
Käseröstis klaust. Sonst hab ich die immer Sabin gezockt, und jetzt, da wir nicht mehr in Budapest sind, krieg ich langsam Entzugserscheinungen.“
Lysander versuchte, dem Gespräch zu folgen, wirklich. Aber so nah bei Bianka zu sein, störte – wie immer – seine Konzentration. Nur ihre Haut glich der ihrer Schwester, reflektiertedas Sonnenlicht in allen Farben eines taufrischen Regenbogens. Warum also fragte er sich bei Kaia nicht auch, ob ihre Haut so weich war, wie sie schien?
Weil sie nicht deine Versuchung ist. Das weißt du .
Hier stand er, auf dem Gipfel des Devil’s Thumb , und sah zu, wie Bianka sich auf den Hintern plumpsen ließ. Immer noch war sie umgeben von einem kalten Nebel, der sie wie eine Traumgestalt wirken ließ. Oder wie der Albtraum eines Engels.
„Aber du musst zugeben“, fügte Kaia hinzu, „dass es mir im Augenblick gar nicht hilft, wenn du später unten Jägermeister klaust. Ich bin höchstens leicht angeschäkert, und bis Sonnenuntergang wollte ich eigentlich komplett weggeschossen sein.“
„Dann solltest du mir danken. Du hast dich schon gestern Abend zugedröhnt. Und den Abend davor. Und den Abend davor.“
Kaia zuckte mit den Schultern. „Und?“
„Und du bist in einen richtigen Trott verfallen. Du stiehlst Alkohol, kletterst auf einen Berg, während du dich besäufst, und wenn du voll bist, springst du in die Tiefe.“
„Tja, dann bist du im selben Trott, schließlich warst du an jedem dieser Abende dabei.“ Der Rotschopf runzelte die Stirn. „Trotzdem. Vielleicht hast du recht. Vielleicht brauchen wir eine Abwechslung.“ Suchend blickte sie sich auf dem majestätischen Gipfel um. „Also, was willst Du denn Neues und Aufregendes tun?“
„Mich beschweren. Ist es zu glauben, dass Gwennie heiratet?“, murrte Bianka. „Und dann auch noch ausgerechnet Sabin, den Hüter des Zweifelsdämonen. Dämons. Wie auch immer.“
Gwennie. Gwendolyn. Die kleine Schwester der beiden.
„Ich weiß. Total seltsam.“ Immer noch stirnrunzelnd ließ Kaia sich neben ihr nieder. „Was wär dir lieber, Brautjungfer sein oder dich von einem Bus überfahren lassen?“
„Der Bus. Keine Frage. Davon würde ich mich wenigstens erholen.“
„Seh ich auch so.“
Bianka mochte keine Hochzeiten? Wie merkwürdig. Die meisten Frauen gierten doch förmlich danach. Den Bus brauchst du nicht , hätte Lysander ihr gern gesagt. Du wirst nicht bei der Hochzeit deiner Schwester sein .
„Also, wer von uns wird Trauzeugin, was denkst du?“, fragte Kaia.
„Ich bin raus“, rief Bianka hastig, gerade als Kaia den Mund öffnete, um dasselbe zu sagen.
„Verdammt!“
Höchst amüsiert lachte Bianka auf. „So schlimm werden deine Pflichten schon nicht sein. Gwennie ist immerhin die netteste Skyhawk.“
„Jedenfalls solange sie Sabin nicht beschützt, meinst du.“ Kaia schauderte. „Ich schwör’s dir, droh dem Mann nur das kleinste körperliche Leid an und sie ist kurz davor, dir die Augen auszukratzen.“
„Glaubst du, wir werden uns je so verlieben?“ So neugierig Bianka auch klang, in ihrer Stimme lag zugleich ein Hauch von Traurigkeit.
Warum Traurigkeit? Wollte sie sich verlieben? Oder dachte sie an einen bestimmten Mann, nach dem sie sich sehnte? Bisher hatte Lysander sie nicht mit einem Mann gesehen, den sie begehrte.
Mit ihrer trügerisch zierlichen Hand winkte Kaia ab. „Wir leben schon seit Jahrhunderten und haben uns nie verliebt. Offensichtlich soll es einfach nicht sein. Und ich zumindest bin froh drüber. Männer werden schnell zur Verpflichtung, wenn man was Permanentes anpeilt.“
„Schon“, kam die Antwort. „Aber eine spaßige Verpflichtung.“
„Wohl wahr. Und ich hatte schon verdammt lange keinen Spaß mehr“, schob Kaia hinterher und machte einen Schmollmund.
„Ich auch nicht. Außer mit mir selbst, aber ich schätze mal, das zählt nicht.“
„So wie ich’s mache, schon.“
Wieder lachten sie.
Spaß. Sex, begriff Lysander und hatte plötzlich keinerlei Schwierigkeiten mehr, der Unterhaltung zu folgen. Die beiden redeten über Sex. Etwas, das er noch nie ausprobiert hatte. Nicht einmal mit sich selbst. Und er hatte es auch nie ausprobieren wollen . Wollte es immer noch nicht. Nicht einmal mit Bianka mit ihrer unglaublichen (weichen?) Haut.
So lange, wie er bereits lebte – weit länger als ihre paar Jahrhunderte –, hatte er viele Menschen beim Akt gesehen. Es sah … chaotisch aus. So unspaßig, wie es nur ging. Und doch hintergingen
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