Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarze Herzen

Schwarze Herzen

Titel: Schwarze Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gena Showalter
Vom Netzwerk:
zu bewahren.
    Er schlug mit den Flügeln, einmal, zweimal, und hob ab.
    „Weißt du, was ich mir mehr als alles andere auf der Welt wünsche?“, fragte sie, legte sich auf die Seite und blickte ihre Schwester an. Damit war sie auch genau in Lysanders Richtung gewandt. Ihre Augen waren groß, die bernsteinfarbenen Iris leuchteten. Das Strahlen der Sonne schien förmlich in ihre herrliche Haut einzusinken, und Lysander bemerkte, wie er innehielt.
    Neben ihr streckte Kaia sich. „Die Co-Moderation beim nationalen Frühstücksfernsehen?“
    „Ja, das auch, aber das meinte ich nicht.“
    „Dann hab ich keinen Schimmer.“
    „Na ja …“ Bianka biss sich auf die Unterlippe. Öffnete den Mund. Schloss den Mund. Verzog finster das Gesicht. „Ich sag’s dir, aber du darfst es niemandem weitersagen.“
    Die Rothaarige tat so, als würde sie ihre Lippen verschließen und den Schlüssel wegwerfen.
    „Ich mein’s ernst, K. Verrate es auch nur einer Seele und ich leugne es, bevor ich dich aufspüre und dir den Kopf abreiße.“
    Würde sie das wirklich tun, fragte sich Lysander. Und wieder lautete seine Einschätzung: wahrscheinlich. Für ihn lag es außerhalb der Vorstellungskraft, seiner Olivia, die er liebte wie eine Schwester, ein Leid zuzufügen. Vielleicht weil sie nicht zur Elite der Sieben gehörte, sondern eine Glücksbotin war, eine der Schwächsten unter den Engeln.
    Bei ihnen gab es drei Kasten. Die Elite der Sieben, die Krieger und die Glücksboten. Ihr Status spiegelte sich sowohl in ihren Pflichten als auch in der Farbe ihrer Flügel wider. Jeder der Sieben hatte goldene Flügel genau wie seine. Bei Kriegern waren die Flügel weiß und nur leicht durchzogen mit Gold. In den weißen Federn der Glücksboten war kein Schimmer von Gold zu entdecken.
    Olivia war in all den Jahrhunderten ihres Daseins eine Glücksbotin gewesen. Eine Position, in der sie sehr zufrieden gewesen war. Deshalb hatte es alle, Olivia eingeschlossen, so schockiert, als zwischen ihren Federn goldene Daunen zu sprießen begonnen hatten.
    Doch nicht Lysander. Er war es, der den Himmlischen Hohen Rat darum gebeten hatte – und sie hatten zugestimmt. Er hatte es tun müssen. Zu sehr hatte der Krieger Aeron sie fasziniert. Sie … betört. Sie von einer solchen Versuchung zu befreien, das war unerlässlich gewesen. Wie er sehr gut aus eigener Erfahrung wusste.
    Unwillkürlich ballte er die Hand zur Faust. Er gab sich die Schuld an Olivias misslicher Lage. Er hatte sie ausgesandt, um die Herren zu beobachten. Sie zu studieren. Eigentlich hätte er selbst gehen sollen, aber er hatte gehofft, so Bianka aus dem Weg zu gehen.
    „Na los, lieg da nicht bloß so rum! Erzähl schon, was du so viel dringender tun willst als alles andere auf der Welt“, riefKaia und lenkte seine Aufmerksamkeit wieder in die Gegenwart.
    Wieder seufzte Bianka. „Ich will mit einem Mann schlafen.“
    Verwirrt runzelte Kaia die Stirn. „Äh, hallo. Haben wir darüber nicht gerade geredet?“
    „Nein, Dummerchen. Ich meine, ich will schlafen. Mich aufs Ohr hauen. Schnarchen, bis der Regenwald abgeholzt ist.“
    Einen Moment lang war es still, während Kaia die Eröffnung verdaute. „Was?! Das ist verboten. Dämlich. Gefährlich.“
    Harpyien lebten nach genau zwei Regeln, wie er wusste. Sie durften nur essen, was sie gestohlen oder verdient hatten, und sie durften nicht in der Gegenwart anderer schlafen. Ersteres weil ein Fluch auf der gesamten Rasse der Harpyien lag, und letzteres weil Harpyien von Natur aus misstrauisch und argwöhnisch waren.
    Lysander neigte den Kopf zur Seite, als er realisierte, dass er sich ausmalte, Bianka in den Armen zu halten, während sie langsam in den Schlaf glitt. Dieser Wasserfall dunkler Locken würde sich über seinen Arm und seine Brust ergießen. Ihre Wärme würde in seinen Körper sickern. Ihr Bein an seinem reiben.
    Natürlich könnte er das niemals zulassen, aber es verringerte keinesfalls die Macht dieser Vision. Sie zu halten, zu beschützen, ihr Geborgenheit zu schenken, wäre … schön.
    Wäre ihre Haut so weich, wie sie wirkte?
    Knirschend presste er die Zähne aufeinander. Da war diese absurde Frage wieder. Es ist mir egal. Es spielt keine Rolle .
    „Vergiss, dass ich überhaupt was gesagt hab“, grummelte Bianka, warf sich wieder auf den Rücken und starrte in den hellen Himmel.
    „Kann ich nicht. Deine Worte haben sich in meine Gehörgänge gebrannt. Weißt du, was unseren Vorfahren passiert ist, als sie dumm genug

Weitere Kostenlose Bücher