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Schwarze Rosen

Schwarze Rosen

Titel: Schwarze Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Giuttari
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gerichtet war.
    Noch ein Lichtblitz zerriss die Dunkelheit.
    Und der laute Knall eines Schusses hallte in der Stille wider.
    Ferrara schrie auf vor Schmerz und Schreck. Sein linker Arm schien glatt abgetrennt worden zu sein, der Commissario spürte ihn nicht mehr. Instinktiv fasste er sich an die Schulter und fühlte etwas Warmes, Klebriges. Blut. Seine Hand war ganz voll davon. Er duckte sich und wartete auf den schrecklichen nächsten Schuss, der ihn töten würde. AmBoden und unbewaffnet, würde er ein allzu leichtes Ziel abgeben.
    Glock schoss das Magazin seiner Pistole leer. Tödlich getroffen, drehte Leonardo Berghoff sich halb um sich selbst und fiel leblos auf die Brücke. Seine weit aufgerissenen Augen schienen das Schloss anzustarren.
    Unterdessen zerlegte auf der anderen Seite der Marienbrücke ein Mann in einem schwarzen Overall einen Präzisionskarabiner, der mit Schalldämpfer und Infrarotzielfernrohr ausgestattet war. Dann steckte er die einzelnen Teile in seinen Rucksack und ging bergan davon. Er hatte nur einen Schuss abgeben müssen, doch sein Auftrag war erledigt. Der Mann mit den edlen Gesichtszügen würde ihn zu entlohnen wissen.
    Wirre Bilder. Eine heulende Sirene.
    Am Rande seines Gesichtsfeldes glaubte der Commissario, einen Mann in einem weißen Kittel zu erkennen. Er hielt sich mit dem Blick an ihm fest und bemerkte, dass er auf einer Trage lag. Mit der rechten Hand tastete er nach seinem linken Arm und berührte einen dicken Verband. Nach einer Weile spürte er kein Ruckeln mehr, dafür eilige Schritte neben sich. Man brachte ihn ins Krankenhaus. Dort murmelte er ein paar Worte auf Italienisch, zumindest kam es ihm so vor. Dann wurde plötzlich alles schwarz um ihn.

1 38
    MITTWOCH, 7. JULI
    Hielt ihn nur ein schlechter Traum gefangen? Oder war das alles Wirklichkeit?
    Das geräumige Zimmer war ganz in Weiß gehalten. Neben seinem eigenen gab es noch ein zweites, leeres Bett. Durch die beiden Fenster hatte man einen Blick auf die Berge. Es war sehr still im Raum. Ferrara versuchte, sich zu bewegen, konnte es aber nicht.
    Als er auf die Armbanduhr sehen wollte, merkte er, dass er gar keine anhatte. An ihrer Stelle prangte ein mächtiger Verband, der den ganzen linken Arm bedeckte. In seinem rechten Handrücken steckte eine Kanüle, die mit dem durchsichtigen Beutel eines Tropfes verbunden war. Der Commissario ließ die Blicke umherschweifen. Er war allein. Zuerst empfand er noch Verwirrung, doch sein Bewusstsein wurde nach und nach klarer und kehrte in der Zeit zurück, um ihn die letzten Stunden noch einmal erleben zu lassen, vor allem diesen Blitz aus der dichten Dunkelheit des Waldes. Den Schmerz im Arm und in der Schulter. Das Blut. Die Schwarze Rose. Die Trage. Ferrara erinnerte sich wieder an alles, oder an fast alles. Sein Gedächtnis funktionierte also.
    Er war immer noch dabei, die Geschehnisse Revue passieren zu lassen, als eine blonde Krankenschwester das Zimmer betrat und ihn beinahe ängstlich ansah. Doch dann lächelte sie.
    Ferrara fühlte sich schrecklich erschöpft. Er wollte nur die Augen schließen und schlafen. »Sagen Sie mir bitte, wo ich bin«, bat er sie und erwiderte ihr Lächeln mühsam.
    Die Frau antwortete nicht, sie hatte ihn offenbar nicht verstanden.
    »Wo bin ich?«, wiederholte er, indem er sein bisschen Deutsch bemühte.
    »In der Klinik Füssen.«
    »Ah … Danke!«
    Dann steckte ihm die Schwester ein Thermometer in den Mund. »Siebenunddreißig Komma acht«, erklärte sie nach einer Weile.
    In dem Moment kam ein junger Mann mit rosigen Wangen und entspanntem Gesichtsausdruck herein. »Guten Tag, ich bin Dottor Torrisi, ich habe Sie operiert.«
    Der Commissario lächelte schwach.
    »Wie geht es Ihnen?«
    »Ganz gut, danke.«
    Der Arzt kontrollierte den Inhalt des Tropfs und nahm Ferrara dann vorsichtig den Verband ab, um ihn zu erneuern.
    Der Commissario zog eine schmerzhafte Grimasse, beherrschte sich aber schnell und fragte: »Ist es schlimm?«
    »Nein, nein, Sie müssen allerdings zwei Wochen lang Bettruhe halten. Ich habe eine Kugel Kaliber 22 aus Ihrem Arm entfernt«, antwortete der Arzt, während er einen neuen Verband anlegte. Als er fertig war, raunte er der Krankenschwester etwas zu, verabschiedete sich vom Commissario und setzte dann seine Runde durch die Station fort. Andere Patienten warteten auf ihn.
    Ferrara dachte an Petra. Er hätte sie gern bei sich gehabt; sie könnte ihm beistehen und vielleicht sogar in dem anderen Bett übernachten.

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