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Schwarze Rosen

Schwarze Rosen

Titel: Schwarze Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Giuttari
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Genaueres sagen.«
    »Ich danke Ihnen.«
    Sie gingen zusammen zum Ausgang, gaben sich die Hand und trennten sich.
    Draußen im Hof beschleunigte der Commissario seine Schritte. Es regnete.
    Genauer gesagt goss es wie aus Kübeln, sodass er im Nu von den Haar- bis zu den Schuhspitzen nass war. Sein Fahrer öffnete schnell die Tür, und Ferrara sprang ins Auto.
    »Zum Polizeipräsidium«, befahl er.
    Er war spät dran.
    Der Tag fing nicht gut an. Was er schon früh morgens geahnt hatte, als der Beamte von der Einsatzzentrale ihn zu Hause angerufen hatte, um ihm die Anordnung des Präsidenten mitzuteilen: Er solle sich sofort zu den Nuove Cappelle del Commiato begeben. Das war um sieben Uhr zwanzig gewesen, und er hatte gerade mit seiner Frau in der Küche gefrühstückt, in der es köstlich nach Kaffee und dem ofenfrischen Brot vom Bäcker nebenan geduftet hatte.
    »Beeil dich! Wenn nötig, schalt ruhig Sirene und Blaulicht ein!«, hatte er zu dem Fahrer gesagt, als er knapp zehn Minuten später in den metallicgrauen Alfa 156 gestiegen war.
    Ferrara blickte wieder auf seine Armbanduhr. Neun Uhr sechsunddreißig.
    Er wusste es noch nicht, aber diesen Dienstag sollte er nicht so schnell vergessen. Falls überhaupt jemals.
    3
    Das Polizeipräsidium lag in der Via Zara.
    Es war ein Palazzo mit einem Laubengang aus dem achtzehnten Jahrhundert, am südlichen Rand der Altstadt gelegen. Ursprünglich hatte er einmal eine Irrenanstalt beherbergt, das berühmte Spedale di Messer Bonifazio, die erste psychiatrische Anstalt im modernen Sinne, die Ende des achtzehnten, Anfang des neunzehnten Jahrhunderts erbaut worden war. Im ersten Stock des einen Flügels befanden sich nun die Büroräume der Squadra Mobile. Das Zimmer des Commissario hatte zwei große Fenster über Eck, die es an sonnigen Tagen sehr hell machten, an diesem jedoch weniger.
    Ferrara stieg in dem als Parkplatz genutzten Innenhof aus und eilte zum Büro des Polizeipräsidenten im zweiten Stock.
    Filippo Adinolfi war während der Abordnung des Commissario nach Rom nach Florenz versetzt worden. Zuvor hatte er eine steile Karriere in der Hauptstadt gemacht, zuerst in einigen Abteilungen des Präsidiums und dann in verschiedenen Dienststellen des Innenministeriums. Ein guter Verwaltungsfachmann zweifellos, jedoch ohne Erfahrung in kriminalpolizeilicher Ermittlungsarbeit.
    Während er die Treppe hinaufstieg, zog Ferrara sein Taschentuch aus der Hose und versuchte, sich die patschnassen Haare zu trocknen, so gut es ging. Dann betätigte er den Drücker links neben der Tür und trat ein, sobald das grüne Lämpchen aufleuchtete.
    »Ah, Dottor Ferrara, kommen Sie herein, nehmen Sie Platz!« Adinolfi, rotgesichtig wie immer, saß an seinem ausladenden, aufgeräumten Nussbaumschreibtisch und schien gerade etwas auf einem Blatt Papier notiert zu haben. Miteiner langsamen Bewegung seiner pummeligen Rechten legte er den Montblanc-Füller ab.
    Er war knapp über sechzig und sah auch so aus, wenn nicht sogar älter, was vermutlich an seinen überflüssigen Pfunden lag.
    Der Commissario setzte sich auf einen der Besucherstühle und musterte ihn unauffällig. Er hatte den Eindruck, in den Augen des Präsidenten nicht nur die Begier nach Neuigkeiten zu lesen, sondern auch eine gewisse Beunruhigung, vielleicht auch bloß einen Anflug von Nervosität. Ob der Tag sich für ihn ebenfalls schlecht angelassen hatte? Höchstwahrscheinlich.
    »Dottore, berichten Sie mir, was genau in diesem Leichenschauhaus vorgefallen ist«, hob er mit seiner Baritonstimme an, um gleich darauf, immer noch freundlich, aber hörbar angespannt hinzuzufügen: »Wissen Sie, der Bürgermeister, diese Nervensäge, hat mich schon ein paarmal angerufen, und er klang ziemlich besorgt. Mir scheint, hier in Florenz regt man sich schnell wegen jeder Kleinigkeit auf. Viel Lärm um nichts, würde ich sogar behaupten. Seltsame Stadt. Aber lassen wir das. Was können Sie mir sagen?«
    Ferrara setzte ihn ruhig über alles in Kenntnis.
    »Meinen Sie, es könnte ein Tier gewesen sein? Eine Maus oder Ratte?«, fragte der Polizeipräsident.
    »Nein, bestimmt nicht. Dazu sahen die Wundränder viel zu glatt aus. Der Schnitt muss von Menschenhand zugefügt worden sein, dem Gerichtsarzt zufolge sogar von einer Expertenhand, und zwar mit Chirurgenbesteck, unter anderem einem Skalpell.«
    »Aber warum sollte jemand so etwas tun?« Der Präsident wirkte nun noch mehr beunruhigt, und jetzt war er es, der sein Gegenüber taxierte.
    Der

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