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Schwarze Schafe in Venedig

Schwarze Schafe in Venedig

Titel: Schwarze Schafe in Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Ewan
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in die düstere Schlucht der Calle Fiubera.
     
    Der Buchbinderladen verfügte über zwei große Schaufenster links und rechts einer zurückgesetzten Glastür. Im linken Fenster waren ledergebundene Bände ausgestellt, mit bunten Lederflicken in Form von Sternen, Monden, Katzen und Hexenhüten verziert. Ein kleines Kartonschild neben den einzelnen Büchern, nur auf Englisch verfasst, gab an, welcher Band der Harry-Potter-Reihe als gebundene, signierte Ausgabe käuflich zu erwerben war, und dazu die Preise in Euro, bei denen sich einem schier die Haare sträubten. Das Schaufenster rechts zeigte hochwertige Füller und Kugelschreiber, Schreibwaren und Briefpapier. Wir gingen hinein und stellten fest, dass der Laden drinnen ganz ähnlich aufgeteilt war.
    Es roch durchdringend nach Tabak. Ein etwas abgerissen wirkender Kerl mit wirrem grauem Haar und einer Brille mit Drahtgestell saß zwischen den Bücherregalen an einem Schreibtisch mit Lederauflage, eine verkratzte und verbeulte Pfeife im Mundwinkel. Gerade begutachtete er durch ein beleuchtetes, am Tisch befestigtes Vergrößerungsglas ein weiches Stück hellbraunen Leders. Auf der einen Ecke des Schreibtischs lag ein Stapel roter Kärtchen, das dem in meiner Wohnung verdammt ähnelte.
    Er hob kurz den Blick, als wir eintraten, mit feuchten Augen, die von einem Netz feiner roter Linien durchzogen waren, dann widmete er sich wieder dem Nähen und Rauchen.
    Ich schlenderte zu den Bücherregalen und ließ den Blick über die Titel schweifen, die von Hand auf die Buchrücken gestickt waren. Sie waren alphabetisch geordnet, und ich ging in die Hocke, bis ich das Regel gefunden hatte, das den Autoren mit dem Buchstaben H gewidmet war. Von links nach rechts las ich die Titel durch, dann hob ich einen Fäustling in die Luft und fing noch einmal von vorne an, um ganz sicherzugehen, dass ich nichts übersehen hatte. Aber es gab kein einziges Buch von Dashiell Hammett.
    Mit knackenden Knien richtete ich mich auf und führte Victoria durch die Schreibwarenabteilung zur anderen Seite des Ladens. Ich tat, als interessierte ich mich für ein schwarzes ledergebundenes Notizbuch, das so erschwinglich war, dass es vermutlich in einem asiatischen Billiglohnland hergestellt worden war. Andächtig fuhr Victoria mit dem Finger über einen Bogen marmorierten Geschenkpapiers, das vermutlich aus derselben Fabrikationsanlage stammte.
    »Und?«, flüsterte sie.
    »Nichts«, entgegnete ich.
    Mit dem Kopf wies sie auf den Ladeninhaber. »Willst du was sagen?«
    Ich legte das Notizbüchlein beiseite und griff nach einem Geschenkset bestehend aus einer roten Siegellackstange und einem Briefsiegel. »Ich weiß nicht, ob uns das weiterbringt.«
    »Und wenn schon.«
    »Und wenn schon?«
    Nickend nahm sie mir die Geschenkschachtel aus den Händen. »Was du heute kannst besorgen.«
    Der Ladeninhaber schien da anderer Meinung zu sein. Ich schlurfte zu ihm rüber und drückte mich vor seinem Schreibtisch herum, aber erst als ich die Fäustlinge auszog, in die Hände klatschte, mich vernehmlich räusperte und ein zögerliches » Scusi?« hervorbrachte, brummte er ein misstrauisches » Si«.
    » Ich suche ein Buch.«
    » Si.« Seine niedergeschlagenen Augen schienen nicht im Geringsten daran interessiert, was ich zu sagen hatte. Aus der Warze auf seiner rechten Wange spross ein Sträußlein silbergrauer Haare, und dem kragenlosen braunen Hemd und der grünen Strickweste, die er trug, hätte eine Wäsche ganz sicher nicht geschadet.
    »Ein ganz bestimmtes Buch«, fuhr ich fort. » Der Malteser Falke. Man sagte mir, Sie könnten womöglich eine Erstausgabe davon haben. Signiert.«
    Der Ladenbesitzer musterte mich vollkommen ungeniert von Kopf bis Fuß, dann legte er das Stück Leder beiseite, an dem er genäht hatte, und legte die Hand um den Kopf seiner Pfeife. Auf dem Daumen hatte er einen Gummi-Fingerhut, der aussah wie mit Pockennarben übersät, und damit klopfte er gegen die Pfeife, während er mich weiterhin unverwandt anstarrte.
    »Im Regal habe ich schon nachgesehen«, erklärte ich ihm. »Da habe ich nichts gefunden.«
    Er knurrte, als liege das doch wohl auf der Hand, dann lehnte er sich mit seinem Stuhl nach hinten und zerrte an der mittleren Schublade des Schreibtischs, wobei er den Tabak aus seiner Pfeife auf den Ärmel der Strickjacke regnen ließ. Er nahm ein grünes Register heraus, das er aufgeschlagen vor sich auf den Tisch legte. Darin standen in engen Reihen handschriftliche Eintragungen

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