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Schwarze Schafe in Venedig

Schwarze Schafe in Venedig

Titel: Schwarze Schafe in Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Ewan
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dieser Plan dem kleinen Zwischenfall zum Trotz nicht ins Wasser fiel, da mein Laptop zum Glück nicht geklaut worden war. Aber augenblicklich musste ich mir alle Mühe geben, der Situation etwas Positives abzugewinnen.
    »Du meinst also, der Einbrecher war eine Frau?«, wollte Victoria wissen.
    »Keine Frage.«
    Sie runzelte die Stirn. »Hübsch?«
    »Es war dunkel, Vic. Und sie hatte es ziemlich eilig zu verschwinden. Und ehrlich gesagt hatte ich in dem Moment ganz andere Sorgen.«
    Victoria verdrehte die Augen und schlürfte ihren Tee. Dann raffte sie den Morgenmantel über der Brust zusammen, griff nach dem Reklamezettel und beäugte ihn abermals von allen Seiten. »Irgendwelche Theorien die Karte betreffend?«
    »Vielleicht ist das Ding ein Köder – ein Fingerzeig, wo ich Ersatz für mein gestohlenes Buch bekomme.«
    »Hältst du das für wahrscheinlich?«
    »Wenn sie ein echtes Miststück ist.«
    »Nein, du Idiot, ich meine, dass du da Ersatz bekämst. Wie viele Erstausgaben des Malteser Falken gibt es noch?«
    Ich dachte kurz über ihre Frage nach. »So wenige, dass sie eine ganze Menge wert sind. Nicht zu vergessen, diese Ausgabe war signiert.«
    »Ist doch komisch.« Victoria trank noch einen Schluck Tee. »Du hast mir nie erzählt, wie du zu dem Buch gekommen bist. Woher hattest du denn das Geld?«
    Ich schaute sie unverwandt an.
    »Meine Güte«, meinte sie. »Du hast es geklaut.«
    Ich schlug die Hände über dem Kopf zusammen, als verstünde sich das doch wohl von selbst.
    »Von wem?«
    »Tut das was zur Sache?«
    »Womöglich ja. Wenn derjenige es zurückhaben will.«
    »Oh. Auf die Idee bin ich noch gar nicht gekommen.«
    »Wäre das möglich?«
    Ich trommelte mit den Fingern auf meinem Kinn herum. Alles in allem erschien es mir höchst unwahrscheinlich. Über acht Jahre war es inzwischen her, seit ich das Buch an mich gebracht hatte, und seitdem hatte ich keinen Fuß mehr nach England gesetzt. Soweit ich wusste, hatte der ehemalige Besitzer, den ich um das Schätzchen erleichtert hatte, keine Ahnung, wer ich war, und ich hatte nie das Bedürfnis verspürt, einen Händler anzurufen und mich nach dem Wert des Buchs zu erkundigen, da ich nicht die Absicht hatte, es zu verkaufen. Für mich war es ohnehin unbezahlbar.
    Noch im Internat hatte ich den Malteser Falken zum ersten Mal gelesen. Auf dem Lehrplan stand er nicht. Bestimmt hätte kein Buch unseres Lehrplans mich dermaßen begeistern können. Ich war hin und weg und verlor auf der Stelle mein Herz an den frotzelnden Privatdetektiv, die völlig überzeichneten Gangster, die kitschige San-Francisco-Kulisse und die Handlung mit den vielen unerwarteten Wendungen (falsches Spiel, Doppelspiel, Trippelspiel – ich könnte endlos weitermachen). Alles, was ich übers Schreiben weiß, habe ich von Hammett gelernt. Weshalb man sich also vielleicht vorstellen kann, welche Purzelbäume mein Magen schlug, als sich mir viele Jahre später unerwartet die Gelegenheit bot, mir eine Erstausgabe unter den Nagel zu reißen, signiert von meinem ganz großen Helden höchstselbst.
    »Ich halte das für höchst unwahrscheinlich«, erklärte ich Victoria, wie ich hoffte, in einem überzeugenden Ton. »Genauer gesagt halte ich es für vollkommen unmöglich.«
    »Na ja, irgendjemand muss gewusst haben, dass er hier ist.« Skeptisch zog sie eine Augenbraue hoch. »Hast du öfter Besuch gehabt, seit du hier wohnst?«
    Ich gab mir große Mühe, eine möglichst unverfängliche Antwort zu geben. »Ein-, zweimal vielleicht. Wobei ich mit dem nicht unbedingt über das Buch geredet habe.«
    »Wenn du meinst.«
    »Das meine ich.«
    Victoria ließ das Kärtchen auf den Überseekoffer fallen und spähte angestrengt in die Untiefen ihrer Teetasse. Der Bodensatz musste wirklich fesselnd sein. »Und deine Vermieter?«
    »Martin und Antea? Die sind durch und durch ehrliche, anständige Leute. Man braucht sich bloß anzuschauen, was ich denen an Miete zahle, das ist Beweis genug. Antea ist ganz entzückend. Sie betüddelt mich wie eine Glucke – immer bringt sie mir was Leckeres vom Markt mit oder drängt mir selbst gemachte Pastasaucen im Glas auf. Außerdem haben die einen Schlüssel. Wollten die hier was klauen, bräuchten sie nicht extra einen Fassadenkletterer anzuheuern.«
    »Könnte sonst noch jemand in deiner Wohnung gewesen sein?«
    Nachdenklich kratzte ich mich am Kopf. »Dienstags kommt immer die Putzfrau.«
    »Na bitte.«
    »Die ist nicht der Typ dafür.«
    »Was soll das denn

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