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Schwarze Schilde

Schwarze Schilde

Titel: Schwarze Schilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Boden.
    Entsetzt starrte Hael sie an. Gasam stand vor ihm, aber auch er blickte nur auf die Sklavin hinab, die er getötet hatte. Dann hob er den Kopf, und Hael sah etwas in seinen Augen, das er nie für möglich gehalten hätte: Reue.
    »Fliehe!« Larissa zerrte an Gasams Arm und zog ihn zum Geländer der Plattform. Stolpernd folgte er ihr. Hael riss sich zusammen und hob den Speer zum tödlichen Stoß.
    Larissa warf sich zwischen Gasam und die todbringende Waffe. Gleichzeitig versetzte sie ihrem Mann einen heftigen Stoß. Gasam lief zum Geländer, kletterte hinüber und landete auf dem Kai. Von dort aus sprang er mit einem Satz ins Wasser. Mit triumphierendem Blick folgte sie ihm. Hael rannte ebenfalls ans Geländer, konnte die beiden aber anfangs nicht entdecken. Endlich erspähte er zwei Gestalten, die eilig auf eine in der Nähe liegende Galeere zuschwammen. Er legte seinen Speer beiseite und ergriff Gasams Stahlwaffe. Da sie bedeutend leichter war, eignete sie sich besser für einen Wurf aus großer Entfernung. Die langen Haare der Schwimmenden sahen im Wasser dunkel aus, und man konnte die beiden nicht unterscheiden. Hände streckten sich ihnen von der Galeere entgegen, und sie hielten sich an den Rudern fest, um sich emporzuziehen.
    »Erstaunlich, nicht wahr?« Hael sah sich um. Shazad stand neben ihm. »Was die Frauen alles für ihn tun!«
    »Was geht hier vor?« Es war Harakh. Er sah Shazad und verneigte sich eiligst.
    »Wo sind meine Bogenschützen?« fragte Hael, der die beiden Gestalten, die jetzt an Bord der Galeere kletterten, nicht aus den Augen ließ. Sofort setzten sich die Ruder in Bewegung.
    »Weit hinter uns«, antwortete Harakh. »Sie können auf keinen Fall schnell genug durch die Gassen reiten, um uns hier zu helfen. Werden diese Halunken nun doch noch entkommen?« Auf dem Kai standen Krieger, die Wurfspeere nach der Galeere schleuderten, aber inzwischen war die Entfernung so groß, dass sie im Wasser landeten oder klappernd an den Rudern abprallten.
    »Nicht, wenn ich es verhindern kann«, sagte Hael. Gasam und Larissa standen an der Reling und sahen zur Plattform hinüber. Hael spannte den ganzen Körper an, sein Arm holte weit aus und schoss dann vor. Einst war er der beste Speerwerfer der Shasinn gewesen, und heute handelte es sich um den wichtigsten Wurf seines Lebens. Der Stahlspeer flog wie ein silberner Blitz durch die Luft. Auf halbem Weg fing er einen blutroten Strahl der Morgensonne auf, ehe er sich allmählich senkte.
    Alle Menschen beobachteten die Waffe, die ihren unendlich langen Weg verfolgte. Die Soldaten starrten ihr mit offenen Mündern nach, da sie nicht glauben konnten, dass ein gewöhnlicher Sterblicher einen solchen Wurf vollbrachte.
    In Gasams Augen konnte der Speer nichts weiter als ein silberner Punkt sein, da er der Spitze entgegensah und weder die Geschwindigkeit noch die Flugbahn einzuschätzen vermochte. Dennoch machte er keinen Versuch, auszuweichen und stand reglos da, den Arm um Larissas Schultern gelegt. Als die furchtbare Klinge nur noch Zentimeter von seinem Brustkorb entfernt war, beugte er sich lässig zur Seite, Larissas Körper mit sich ziehend. Blitzschnell schoss seine Hand vor, verfehlte die messerscharfe Spitze nur um den Bruchteil einer Sekunde und umklammerte den hölzernen Griff. Die Wucht des Wurfes ließ ihn schwanken, dann hielt er den stählernen Speer in die Höhe. Das Sonnenlicht verfing sich funkelnd auf der Waffe, und die Shasinn brachen in ohrenbetäubenden Jubel aus. Am Kai applaudierten auch ein paar Nevaner und wurden von den bösen Blicken der Offiziere zum Schweigen gebracht.
    »Ihr Götter!« stieß Harakh hervor. »Was für eine geschickte Tat!«
    Hael musste ihm recht geben. Einen großen Teil der Achtung, die Gasam bei dem Zweikampf verloren hatte, gewann er sich jetzt, durch das meisterhafte Auffangen des Speers, zurück. Ein nevanischer Soldat hob den Speer auf und reichte ihn Hael. Langsam und widerwillig hob er ihn zum Gruß. Gasams Galeere schob sich aus dem Hafeneingang.
    Hael drehte sich und staunte über den ungewöhnlichen Anblick, der sich ihm bot. Shazad kniete am Boden, Dunyaz’ Kopf in ihren Schoß gelegt. Zärtlich strich sie über das dichte schwarze Haar, das dem ihren so ähnlich war. Sie blickte auf, als Hael sich näherte.
    »Arme Dunyaz«, sagte sie. »Sie stammte aus dem vornehmsten Hause Nevas, war aber die geborene Sklavin. Nun, sie war nichts wert, aber dennoch meine Base. Ich werde ein prunkvolles

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