Schwarze Schmetterlinge
kommen … und dass er seine Aufträge loswurde … aber nicht den Tod …
Rebecka hat einen Aufsatz geschrieben … in dem sie seine Forschungsethik infrage gestellt hat … Sie hat mit den Leuten vom Sozialdienst in dem Ort geredet … wo er 1966 bis 1972 gearbeitet hat … Sie wollte rausfinden, was da passiert ist … mit den werdenden Müttern … die in seiner Studie vorkamen … Es war schwer für sie … ihr Vertrauen zu gewinnen … und sie zur Zusammenarbeit zu bewegen … aber sie hat es geschafft … In ihrem Aufsatz weist sie nach … dass den werdenden Müttern aus der Studie … von den Sozialbehörden weder Entzug … noch irgendwelche andere Hilfe gewährt wurde … Frank hörte auf Umwegen … von Rebeckas Befragungen.«
»Ich hatte den Eindruck, dass Rebecka Frank hasste«, warf Arvidsson ein. Das Bild, wie sie die Zeitungsseite mit seinem Bild verbrannt hatte, stand deutlich vor seinem inneren Auge.
»Zu Recht … Er hat sie bei der Arbeit verfolgt … und nach vielen Intrigen und Kontakten mit Kollegen ist es ihm gelungen … sie in ihrer Ausübung der ärztlichen Profession als unzureichend abzustempeln … Es ist nicht so leicht, eine ärztliche Zulassung zurückzunehmen … aber es ist ihm gelungen … Eine Hand wäscht die andere, nehme ich an … Das Zusammenleben mit Jan … machte sie unkonzentriert und nachlässig … in ihrer Arbeit … Sie machte Fehler … und als sie dann in der Psychiatrie landete … war das noch Wasser auf die Mühlen von Frank … Er drohte sogar damit … sich in einem Sorgerechtsstreit … als Gutachter auf Jans Seite zu stellen … wenn sie das Thema ihres Aufsatzes nicht änderte.«
»Was für ein Schwein! Wenn ich das gewusst hätte! Wenn ich sie nur daran hätte hindern können, ihr Leben so zu zerstören, dann hätte es eine Chance für sie gegeben. Wo ist sie jetzt?« Per wagte nicht, auf eine Antwort zu hoffen, stellte die Frage aber dennoch.
»Was wollen Sie von ihr?« Hampus Eriksson sah plötzlich sehr müde aus. Das Gespräch hatte offensichtlich mehr Kraft gekostet, als er zeigen wollte.
»Sie umarmen, sie schützen. Dafür sorgen, dass sie Hilfe bekommt.« Per merkte, dass er fror, obwohl die Heizung in dem kleinen, geschlossenen Raum vor Hitze dampfte. Eigentlich wusste er es nicht. Aber die Sehnsucht war stärker als die Vernunft.
»Ich weiß, dass sie Ihnen vertraut hat … mehr als irgendjemandem sonst … Sie hat Schutz bei diesem Finanztypen gesucht, Fernström … Er hat sie auf seine Weise ausgenutzt … Ich habe versucht ihr zu vermitteln …, dass sie auf eigenen Beinen stehen kann … Aber nach Agnes’ Tod ist sie in einen Zustand geraten … in dem es ihr vollkommen egal war … was mit ihr selbst passierte und … mit dem Rest ihres Lebens … Wenn sie nicht solche Angst vorm Sterben hätte … hätte sie sich schon längst das Leben genommen … Ich weiß, dass die Begegnung mit Ihnen … sie umdenken ließ.«
Hampus Eriksson führte die Hand an den Fahrknüppel, rollte zum Computer und lehnte sich vor, während er mit einem Stift im Mund sein Passwort eintippte. »Im besten Fall weiß Eva Bäckström … ihre beste Freundin … wo sie ist … vielleicht. Ich bin mir nicht sicher, ob sie mehr weiß als ich … Haben Sie Papier und Stift? … Dann können Sie die Adresse hier abschreiben.«
43
Eva Bäckström besaß einen kleinen Friseursalon ohne Angestellte am Stadtrand. Vorbestellung und Drop-in stand auf einem handgeschriebenen Zettel, der an der Innenseite der Glastür befestigt war. Per Arvidsson ließ sich am Zeitschriftenregal nieder und wartete, bis er dran war. Der Arbeitstag ging seinem Ende zu. Zurzeit war ein Mann mit schütterem Haar unter der Schere, der sich über die hohen Steuern und das schwedische Sozialsystem beschwerte, das für die Leute sei, die keinen Handschlag tun wollten. »Wohin ist Schweden unterwegs?« Neben ihm saß eine Frau unbestimmbaren Alters unter einer schwarzen Plastikhaube, die über die finanzielle Situation in der Pflege klagte. Eva bewegte sich mit Eleganz zwischen den beiden Lagern.
Per schlug die Tageszeitung auf und las die Schlagzeilen. Der Hochhausbrand hatte schnell den neuesten Enthüllungen aus der Welt der Fernsehsoaps Platz machen müssen. Der Mann mit dem schütteren Haar zahlte, machte einen neuen Termin aus und entfernte sich mit einem langen Blick auf die Plastikhaube, die wenig später ebenfalls verschwand.
»So, dann sind Sie an der Reihe.« Eva warf ihm den Umhang
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