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Schwarze Schmetterlinge

Schwarze Schmetterlinge

Titel: Schwarze Schmetterlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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sorgfältig. Eine lebensgefährliche Kombination aus Intelligenz und Verwirrung, wenn du mich fragst. Und wie geht es dir, Per? Wie läuft es so?« Die Wärme in ihrer Stimme ließ seinen Gefühlen freien Lauf. Er war froh, dass sie sein Gesicht nicht sehen konnte.
    »Ich bin wütend auf sie, und ich liebe sie. Was am meisten wehtut, sind die Lügen. Wenn sie mir nur vertraut hätte, dann hätte ich alles für sie gemacht. Es muss einen Grund für das geben, was sie getan hat. Ich kann nicht glauben, dass sie völlig verrückt ist, das hätte ich doch merken müssen.«
    »So nach und nach kommt die Wahrheit ans Licht. Frank Leander scheint doch nicht der beste Mensch der Welt gewesen zu sein, auch wenn er zunächst den Eindruck machte. Das Aushängeschild der Medien zu sein kann auch eine Strafe bedeuten. Ich möchte sagen, die härteste unserer Zeit. Da haben sie ja sogar im Knast noch mehr Feingefühl.«
     
    Als Per den Hörer aufgelegt hatte, ging er in den Heizungskeller hinunter und ging weiter die Tageszeitungen durch.
    Stapel um Stapel alter Zeitungen und Zeitschriften waren an der Wand entlang neben der Heizung aufgetürmt. Das Wort Feuergefahr schien in Folkes Gedankenwelt nicht sonderlich lebendig gewesen zu sein. Per erinnerte sich nur vage an den Bericht über das kleine Mädchen, das in einen Wasserschacht gefallen war. Hartman war damals im Dienst gewesen. Er selbst hatte Urlaub gehabt. Warum hatte Felicia ihm das nicht gleich erzählt? Warum? Kann die Sehnsucht danach, ein neues Leben zu beginnen, so stark sein, dass man nicht einmal an das Kind rühren will, das man einmal geboren hat? Und was hatte sie dazu gebracht, so Hals über Kopf ihren Mann zu verlassen? Seine Trauer war doch sicher ebenso groß wie ihre.
    Fast ganz unten im Stapel war ein Artikel. Ein unscharfes Zeitungsbild von Felicia und ihrem Mann. Per betrachtete ihr geliebtes Gesicht und fühlte die Sehnsucht. Das Foto war wie ein Schlüsselloch in vergangene Zeiten. Der Mann hielt den Arm um sie. Sie trug eine dunkle Sonnenbrille und einen Schal um den Kopf. Im Hintergrund die Notaufnahme des Krankenhauses. Lass die Kamera! Ich will nicht fotografiert werden! Ich sehe auf Bildern schrecklich aus. Sicherlich war ihr nicht bewusst, dass dieses Bild gemacht worden war.
    Mitten in diesen Gedanken klingelte das Telefon. Es war Pernilla.
    »Da bist du also! Begreifst du nicht, dass ich mir Sorgen mache, wenn du einfach verschwindest? Es brennt in deinem Haus! Ich habe gedacht, du bist da drin.« Pernillas Stimme brach. Er hörte, dass sie weinte. Schniefte und schluchzte.
    Er war verärgert. »Ich habe doch Svenne gesagt, er soll dir Grüße ausrichten. Ich bin in Kronviken.«
    »Mit dem Idioten rede ich nicht mehr. Er wohnt bei einem Kumpel in der Stadt. Er hat mir vorgeschlagen, ich solle eine Therapie machen. Ich! Dabei ist er es, verdammt noch mal, der ein Problem hat. Und wer gießt deine Blumen und sieht nach der Post?«
    Per ging zum Fenster und sah auf den übervollen Briefkasten, an den er seine Post nachsenden ließ.
    »Das ist mir egal.«

42
    Das Gespräch mit Lena ließ ihm keine Ruhe. Warum eine Schaufensterpuppe in Polizeiuniform? Wozu dieses ganze Theater? Sollte es eine Warnung sein? Eine Schaufensterpuppe in blonder Perücke und Polizeiuniform. Je mehr er darüber nachdachte, dass die Drohung Maria gelten könnte, desto wahrscheinlicher erschien es ihm. Erst war es nur ein flüchtiger Gedanke, dann eine immer deutlichere Warnung. Maria war in den Medien das Gesicht der Polizei in Kronviken gewesen. Eine klare Widersacherin. Natürlich bestand die Gefahr, dass Maria ihn für überspannt halten würde, wenn er ihr seine Überlegungen offenbarte, aber er musste mit ihr darüber reden. Er versuchte, sie per Telefon zu erreichen, aber sie saß in einer Konferenz. Er hinterließ seine Handynummer und bat sie, ihn so schnell wie möglich anzurufen.
    Dann blieb er am Küchentisch sitzen. Eingeschlossen zwischen Erinnerungen, die die Gerüche seiner Kindheit auslösten. Er saß immer noch am selben Platz am Tisch wie damals als kleiner Junge. Zwei Stühle waren leer. Das Radio auf der Spüle plapperte vor sich hin. Das knarrende Geräusch des Holzbodens im Flur, das noch genauso klang wie damals. Er erinnerte sich, wie er manchmal spät nach Hause gekommen war und versuchte hatte, das Knarren der Dielen zu vermeiden. Britts erschrockene Gestalt, wenn er falsch aufgetreten war. »Weißt du, wie spät es ist? Wo warst du? Kannst du

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