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Schwarze Schmetterlinge

Schwarze Schmetterlinge

Titel: Schwarze Schmetterlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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expandieren.«
    »Sie glauben also nicht, dass auch ein wenig Intuition und Menschenkenntnis dahinterstecken?«
    »Nach dreißig Jahren im Dienst sind das genau die Sinne, die ich ausgebildet habe. So, jetzt habe ich das Buch aufgeschlagen, hier haben wir es. Das Gericht steht für den Moment der Wahrheit, alles wird aufgedeckt. Die Karte kann auch negativ gedeutet werden, dann steht sie für Rechthaberei.«
     
    Nach dem Gespräch mit Stensson kam Maria die Einsamkeit nicht mehr so schlimm vor. Eigentlich sollte sie zusehen, dass sie ins Bett kam, aber gegen besseres Wissen ging sie in die Küche und brühte sich eine Tasse Kaffee auf. Sie machte das Licht aus und setzte sich ans Küchenfenster. Der Nebel hatte sich ein wenig gelegt und ließ einen schwachen Mondschein herein. Konturlose Schatten spielten auf dem Tisch.
    Maria nahm sich noch einmal die Ziffern und Buchstaben vor, probierte ein bisschen herum, doch die Bedeutung blieb ein Rätsel. Als das Telefon klingelte, war sie überzeugt davon, die Stimme von Stensson zu hören, der ihr erzählen wollte, dass er den Code geknackt habe. Doch es war Krister.
    »Warum sitzen wir eigentlich einsam und allein jeder in seinem Haus herum? Wir haben heute Abend einen Babysitter. Der Mond scheint, und ich sehne mich nach dir.«
    »Hat wohl keine angebissen im Park. Fanden sie dich zu alt?« Maria ärgerte sich, dass sie überhaupt abgenommen hatte.
    »Nein, sie fand, ich hätte zu wenig Geld. Sie war auch arbeitslos und hatte gedacht, sie könne durch eine Nacht mit mir ihre Finanzen aufbessern, aber dazu war ich nicht bereit.«
    »Klar. Das ist schließlich Geschmackssache. Bist du pleite?«
    »Ich komme vorbei und bringe eine Flasche Wein mit.«
    »Du bist aber nicht willkommen.«
    »Was wirst du denn mit deiner Lust machen, Maria? Die kannst du doch nicht verleugnen.«
    »Darüber brauchst du dir dein Köpfchen nicht zu zerbrechen. Das nehme ich selbst in die Hand. Gute Nacht. Und wenn du noch mal grundlos anrufst, zeige ich dich wegen Hausfriedensbruch an.«
    Maria schaffte es gerade bis zum Wasserhahn, um ihre Tasse auszuspülen, als das nächste Klingeln durchs Haus schrillte. »Maria Wern. Hallo?«
    Am anderen Ende eine heisere Stimme, jemand atmete schwer und stöhnte so, als stünde er kurz vor dem Höhepunkt. »Jetzt reicht es, Krister!« Maria zog den Stecker aus der Wand und schaltete ihr Handy aus. »Du verdammtes Arschloch! Lass mich in Ruhe!«
    Sie zog sich aus und putzte sich die Zähne mit eiskaltem Wasser. Die Vorstellung ekelte sie, dass er sie jemals wieder anrühren könnte. Weitere zehn Jahre des Zusammenlebens zum Wohl der Kinder schienen ihr absolut unmöglich.
    Maria ließ ihre Hände über die Brüste zum Schoß gleiten. Mein Körper gehört mir. Sie betrachtete die Risse auf der Bauchdecke, die während der Schwangerschaft mit Emil entstanden waren, und nickte ihrem Spiegelbild zu. Wie viele Risse hast du? Die Frau im Spiegel lächelte zurück. Kristers Recht auf ihren Körper war mit dieser Zeremonie verwirkt. Sie hatte die Festung wieder eingenommen. Der Gedanke barg eine große Erleichterung. Und auch Trauer. Würde sie jemals ihre vernarbte Haut einem anderen Mann zeigen? Würde sie wagen, mitten am Tag Sex zu haben, im Sonnenlicht und ohne Scheu über das, was die Zeit mit ihrem Körper gemacht hatte? Würde sie jemals wieder geliebt werden? Und wenn nicht? Die Einsamkeit war immer noch besser als ein Leben mit Krister.
    Ein Auto näherte sich. Schnell zog sie ihr Nachthemd über. Wenn es Besuch für die Nachbarn gewesen wäre, dann hätte das Motorengeräusch längst verstummen müssen, doch es war weiter bis zum Kiesweg zu hören. Eine Autotür schlug zu. Maria stand da und horchte. Weiche, quietschende Schritte im Schnee. »Schließen Sie sich ein, und machen Sie das Licht aus«, hatte Stensson gesagt. Am Ende hatten sie sich darauf geeinigt, dass sie selbst den Diensthabenden anrufen würde. Etwas schlug hart gegen das Geländer. Ein metallischer Laut, der sich durch den Raum fortsetzte. Die Treppe war glatt.
    Wer war es? Krister? Es gab keinen Grund zu öffnen. Sie wappnete sich. Mein Leben gehört mir. Ich habe es zurückgenommen. Ein vorsichtiges Klopfen, das so unähnlich Kristers Gewohnheit war, zehnmal zu klingeln und dann mit der Faust an die Tür zu bollern, wenn man nicht sofort aufmachte. Es klopfte wieder. Maria legte das Ohr an die Tür.
    »Wer ist da?«
    »Lena Ohlsson von der Polizei in Örebro. Darf ich reinkommen?«

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