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Schwarze Schmetterlinge

Schwarze Schmetterlinge

Titel: Schwarze Schmetterlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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niemals auf einem Foto einfangen können, ohne dieser Dimension verlustig zu gehen.
    »Ich will alles von dir wissen«, hatte sie gesagt. Und zu seinem Erstaunen merkte er, dass das Gespräch ohne Schwierigkeiten dahinfloss. Wenn er schwieg, dann war das Schweigen nicht schwer und belastend, sondern ein Raum für Gedanken. Sie schien ihr Tempo unbewusst an seines anzupassen. Fing von der Basilikumpflanze, die auf dem Tisch stand, ein wenig Duft in der Hand ein, nickte einem Bekannten zu, ohne jedoch ihre Aufmerksamkeit von ihm abzuwenden, die gleichzeitig nie aufdringlich wurde.
    »Erzähl von Pernilla«, sagte sie und fuhr mit dem Finger durch die Flamme der Kerze, die in einem Messingständer auf dem Tisch brannte. Er verfolgte die Bewegung und beobachtete, wie sie mit dem Finger in der Flamme innehielt, bis sie sich fast verbrannte. Er nahm ihre Hand, damit sie sich nicht wehtat, und um sie in seiner zu halten. So blieben sie sitzen. Vorsichtig flocht sie ihre Finger in seine. Eine Hand ohne Ringe mit schönen Nägeln. Eine fürsorgliche Hand, die sich in seiner Phantasie in wilden Kreisen über seinen Körper bewegte.
    »Du hast schöne Hände. Spielst du Klavier?«, fragte er.
    »Nein, dazu bin ich viel zu unmotorisch. Ich habe eine Vorstellung, wie es klingen sollte, aber rein technisch ist es mir völlig unmöglich, irgendein Tempo hinzukriegen. In der Schulzeit hatte ich Klavierstunden, habe mich durchgekämpft, bis der Lehrer einmal den Deckel des Klaviers über meinen Fingern zuklappte. Wahrscheinlich hat er es nicht mehr ausgehalten. Ich habe auch nie zu Hause geübt. Aber ich höre gern Klaviermusik, und zwar so laut, dass man es im ganzen Körper spürt. Im Sommer hatte ich die Fenster offen und habe laut Chopin gehört. Meine Nachbarn saßen im Garten und grillten. Als ich rauskam, haben sie applaudiert. Ja, wirklich. Sie haben gedacht, ich hätte das Stück selbst gespielt. Und weil man nicht jeden Tag einen Applaus bekommt, habe ich mich bedankt und ihn entgegengenommen.«
    »Mit welcher Betrügerin ich hier den Tisch teile.«
    »Oh, wenn du wüsstest!«
     
    »Und wer ist nun Felicia?«, fragte er sie später im Rosengarten des Stadtparks. »Du hast mich dazu gebracht, dass ich nur von mir geredet habe. Das ist unfair.«
    »Da gibt es nicht viel zu sagen. Ich bin nach Örebro gezogen, nachdem ich mein Medizinstudium beendet hatte. Davor habe ich als Stewardess und Reiseleiterin gearbeitet.«
    »Darf man eine kleine eifersüchtige Frage stellen? Wer war der Mann, der beim Abendessen in der Freimaurerloge neben dir saß? Ein älterer Mann mit Schnurrbart, nach früheren Aussagen also genau dein Typ.«
    »Ein Freund.« Felicia bekam einen abwesenden Blick, und Per konnte nicht anders, als sie in den Arm zu nehmen. Komm zurück zu mir, sei mir nah. Sie reichte ihm genau bis zum Kinn, obwohl sie Schuhe mit hohen Absätzen trug. Und sie roch wunderbar. Das weiche Haar berührte seine Lippen. In der Trunkenheit des Augenblicks wollte er sie küssen, aber die Gelegenheit glitt ihm buchstäblich aus den Händen. Felicia beugte sich herab und schloss die Hände um eine der gelben Zonta-Rosen, sog den Duft ein und seufzte vor Wohlbefinden. »Das ist ein Freund von mir. Eigentlich habe ich zuerst seine Frau kennengelernt. Das ist eine seltsame Geschichte. Ich war am Fluss unterwegs, nach der Abendschicht. Sie saß in ihrem Rollstuhl auf der Wiese direkt am Svartån. Ich bemerkte, dass sie sich umsah, als wolle sie sehen, ob sie allein wäre. Mich sah sie nicht, denn ich war wohl von einem Baum verdeckt. Plötzlich bewegte sich der Rollstuhl auf das Wasser zu, und zwar mit Absicht, ihre Hände drehten die Räder. Es ging so schnell. Ich sah es und rannte so schnell ich konnte, konnte aber nicht verhindern, dass der Rollstuhl mit ihr ins Wasser fiel. Ich sprang in den Fluss und zog sie an die Wasseroberfläche. Das hätte übel ausgehen können. Sie klammerte sich fest und drückte mich unter Wasser. Immer wenn mein Kopf über Wasser war, schrie ich. Irgendjemand hat uns gehört. Mit vereinter Hilfe konnten wir die Frau ans Ufer ziehen. Sie hatte aufgehört zu atmen. Ich fühlte keinen Puls, also fing ich mit den Wiederbelebungsversuchen an. Als der Notarzt kam, war sie bei vollem Bewusstsein. Sie hat versucht, sich das Leben zu nehmen, weil sie keine Belastung für ihren Mann sein wollte. Die ganze Sache hat letztlich ihrem Eheleben neuen Schwung verliehen. Es ist doch erstaunlich, dass das Leben manchmal erst in

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