Schwarze Schmetterlinge
anderen Männer war er zu Maria zurückgekehrt. Was er an diesem farblosen Wesen fand, konnte sie nicht begreifen.
Die emaillierte Fassade des Hochhauses glänzte grauschwarz im Mondlicht, eine Außenwand, die dazu gemacht war, die Stimmung des Himmels widerzuspiegeln. Die weißen Sternenaugen der Nacht. Den leichten Nebel. Das Mondlicht und die helle Zärtlichkeit der Sonne. Mit großer Entschlossenheit nahm Pyret den Fahrstuhl in den obersten Stock und schloss die Tür auf, die zur Treppe aufs Dach führte. Rostrote Farbe an den Wänden. Panzerglas. Stahlseile. Wen sollten die zurückhalten?
Der steife Körper, den Pyret auf ihren Armen trug, schleifte mit den Beinen über das Blechdach. Siebenundfünfzig Meter über dem Erdboden. Sie beugte sich über den Zaun, um auf die Drottninggatan hinuntersehen zu können. Ein einsamer Nachtspaziergänger. Ein paar Autos. Kein größeres Publikum – noch nicht. Später würde es Gedränge um die besten Plätze geben, Verkehrsstau und Stimmengewirr. Mit einem Bolzenschneider schnitt Pyret das Schloss zu dem Schrank auf, der die Fernbedienung für den Fassadenfahrstuhl enthielt. Quietschend fuhr der Lift auf seinen Schienen heran. Der Körper wurde in den Fahrstuhl gelegt und dann den halben Weg zur Terrasse hinuntergefiert. Das Arrangement war wirkungsvoll. Sie musste laut lachen. Ein Gefühl der Fröhlichkeit, ja des Glücks erfüllte sie, und sie musste sich zusammenreißen, um nicht die Konzentration vor der letzten entscheidenden Herausforderung zu verlieren.
Der nächste Schritt war, sich in den Lüftungsraum zu begeben. Ein Sack mit brennbarem Material, Benzin und Feuerzeug war alles, was man brauchte, um das Schauspiel der Nacht zu vollenden und wieder den Raum auf den Aushängern der Abendzeitungen einzunehmen und die Möchtegernwelt der Dokusoaps zu verdrängen, die aus jedem Dreck Helden machten. Wo war der Mut? Die Kraft? Die Zähigkeit? Alles das, was einen echten Helden ausmachte und was diesen Fernsehluschen fehlte. Wo waren die realen Menschen in den Medien? Die täglich die Gespenster von gestern überwanden, die Schlangen und Drachen des Entsetzens, die dafür stritten, leben zu dürfen, obwohl das Leben sie niemals willkommen geheißen hatte.
Pyret öffnete die Klappe zum Geräteschrank und machte die Rauchmelder unschädlich. Schon bald würde die Hitze das Blech der mit einer Feder gesicherten Klappen zu jeder Etage schmelzen lassen. Die kleine gelbe Zunge des Feuerzeugs leckte über das Baumwollzeug und flammte auf. Sie sorgte dafür, dass sich das Feuer des Geräteschrankes richtig ausbreitete. Im besten Fall würde es eine dramatische Staubexplosion im Lüftungssystem geben. Jede Wohnung würde sich innerhalb weniger Minuten mit Rauch und erstickenden Ammoniakwolken füllen. Was für eine Dramatik! Was für ein Inferno! Die Menschen würden blind werden wie frisch geborene Katzenjunge, wenn sich ihre Augenlider im Krampf verschlossen. Bei einer solchen Regie konnte man nicht anders als zufrieden sein.
Pyret lief zum Fahrstuhl. Runter ins Erdgeschoss und dann auf die Straße hinaus. Sie umrundete das Haus und verschwand dann in der Dunkelheit. Eine große Müdigkeit überkam sie, als sie in ihr geparktes Auto kroch. Der Körper war schwer, das Gefühl totaler Erschöpfung und Befriedigung ließ ihre Wachsamkeit erlahmen. Sie rollte sich vor dem Lenkrad zusammen und holte sich die Decke vom Rücksitz. Nur kurz ausruhen, dann würde sie hinausgehen und das Hochhaus brennen sehen.
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Per Arvidsson saß auf dem unbequem niedrigen Sofa im Wohnzimmer seiner Eltern und starrte auf die Tapete im Fischgrätmuster. Er dachte an Felicia. In Gedanken würde er sie immer Felicia nennen. Den Namen Rebecka hatten die Medien bereits verbraucht und beschmutzt. Es war schwer, sich aus dem Zustand der Kraftlosigkeit zu befreien, in dem er sich befand.
Gerade als er sich eine Tasse Espresso gemacht und den Fernseher eingeschaltet hatte, erreichte ihn die Nachricht vom Brand im Hochhaus. Die erste Nachrichtensendung des Tages hatte keinen Raum für andere Berichte gehabt. Die Aufregung war groß. Bilder von in Decken gehüllten alten Menschen, Polizisten und Feuerwehrleuten flimmerten auf dem Bildschirm vorbei. Das Gesicht von Lena Ohlsson an der Absperrung. Der Fassadenaufzug mit einem Menschen in Not, der über dem Geländer hing, wurde herangezoomt. Und dann wieder der Reporter am Mikrofon und der Rettungsleiter für einen
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