Schwarzer Engel
der letzten Stunde.
„Es wird überhaupt nicht langweilig sein“, sagte Ashlyn, Gefährtin von Maddox, dem Hüter der Gewalt , beruhigend. „Es wird wunderschön.“
Die Schwangere strich sich über den prallen Bauch. Ihr Bauch war größer, als er in diesem Stadium ihrer Schwangerschaft sein sollte. Doch niemand schien es zu bemerken. Es würde ihnen wohl noch früh genug auffallen. Lysander hoffte nur, sie waren bereit für das, was sie da austrug.
Wie würde Biankas Kind wohl aussehen, fragte er sich plötzlich. Wäre es eine Harpyie wie sie? Oder ein Engel wie er? Oder eine Mischung aus beidem?
Ihm fuhr ein Stich ins Herz und setzte sich in seiner Brust fest.
„Langweilig?“, fauchte Gwen erneut, offensichtlich nicht bereit, die Beleidigung durchgehen zu lassen.
„Toll!“ Bianka warf die Arme in die Luft. „Los, irgendwer soll Sabin herschaffen, bevor Gwennie uns alle abschlachtet.“
Eine Harpyie in Rage konnte sogar andere Harpyien verletzen, das wusste Lysander. Und als ihr Gemahl war Sabin, Hüter des Zweifels , der Einzige, der sie beruhigen konnte.
Bei diesem Gedanken neigte er den Kopf zur Seite. Bianka habe ich nie ausrasten sehen, wurde ihm in diesem Moment klar. Sie hatte alles als Spiel gesehen. Oh, nicht ganz. Einmal war sie wütend geworden. Als Paris ihn geschlagen hatte. Lysander war ihr Feind gewesen, und trotzdem war sie wütend geworden, als ihm Schaden zugefügt worden war.
Er hatte sie beruhigt.
Das Stechen wurde stärker, sodass er sich das Brustbein rieb. War er Biankas Gemahl? Wollte er es sein?
„Spart euch die Suche. Ich bin hier.“ Sabin kam durch die Flügeltüren hereinmarschiert. „Als würde ich mich mehr als ein paar Meter entfernen, wenn sie so empf… äh, nur falls sie mal meine Hilfe braucht. Gwen, Baby.“ Bei den letzten Worten hatte er die Stimme gesenkt, sanfter gesprochen. Er streckte die Hände ausund zog sie an seine Brust; sofort schmiegte sie sich an ihn. „Das Wichtigste morgen ist, dass wir zusammen sind. Stimmt’s?“
„Lysander“, sagte Olivia und lenkte seine Aufmerksamkeit fort von dem Pärchen, das jetzt Zärtlichkeiten austauschte. „Es fällt mir schwer, so zu warten. Raphael ist zu dir gekommen und … wie weiter?“
Lysander seufzte und zwang sich zur Konzentration. „Beantworte mir zuerst ein paar Fragen.“
„Na gut“, stimmte sie nach kurzem Zögern zu.
„Warum magst du Aeron, obwohl er so anders ist als du?“
Sie drehte den Stoff ihres Gewands in den Händen. „Ich glaube, ich mag ihn, weil er so anders ist als ich. In tiefster Dunkelheit ist er trotzdem stark geworden, hat sich einen Funken Licht in seiner Seele bewahren können. Er ist nicht perfekt, nicht ohne Schuld, aber er hätte sich seinem Dämon schon lange hingeben können. Stattdessen kämpft er immer noch. Er beschützt die, die er liebt. Seine Leidenschaft für das Leben ist …“ Ein Schauer durchlief sie. „Überwältigend. Und ehrlich, nur wenn sein Dämon die Kontrolle übernimmt, verletzt er Leute – und auch nur, wenn sie böse sind. Die Unschuldigen lässt er in Frieden.“
Bei Bianka war es genauso. Und dennoch hatte Lysander versucht, ihr Scham einzuflößen. Scham, obgleich sie stolz sein sollte auf das, was sie erreicht hatte. Dass sie selbst in der Dunkelheit stark war, wie Olivia es ausgedrückt hatte. „Und es ist dir nicht peinlich, dass unsere Brüder und Schwestern von deiner Zuneigung zu ihm wissen?“
„Aeron soll mir peinlich sein?“ Olivia lachte. „Wo er doch stärker, entschlossener, lebendiger ist als jeder andere, den ich kenne? Natürlich nicht. Ich wäre stolz, mich seine Frau nennen zu können. Nicht dass es je dazu kommen wird“, fügte sie traurig hinzu.
Stolz. Da war dieses Wort wieder. Und diesmal machte es Klick bei ihm. Ich werde nicht dein sündiges Geheimnis sein, Lysander , hatte Bianka gesagt. Daraufhin hatte er sie daran erinnert, dass sie auch all ihre anderen Sünden im Geheimen beging.Warum dann nicht das mit ihm? Die Antwort war sie ihm schuldig geblieben, doch jetzt kam ihm die Erkenntnis. Weil sie stolz auf ihn gewesen war! Weil sie mit ihm hatte angeben wollen!
Wie auch er sich hätte wünschen sollen, mit ihr anzugeben.
Jeder andere Mann wäre stolz gewesen, an ihrer Seite zu stehen. Sie war schön, intelligent, witzig und lebte nach ihrem eigenen Moralkodex. Ihr Lachen war lieblicher als Harfengesang, ihr Kuss so süß wie ein Gebet.
Er hatte in ihr nur die Brut Luzifers gesehen, doch in
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