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Schwarzer Engel

Schwarzer Engel

Titel: Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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schon tot war. Eines Tages würde ich wieder in die Willies kommen mit einem Stapel hervorragender Zeugnisse, würde mich vor ihr Grab knien und ihr alles erzählen. Und Großmutter wäre glücklicher als je im Leben. Ich zweifelte nicht im geringsten, daß Großmutter vom Himmel dann auf mich herunterlächeln würde, denn endlich wüßte sie, daß wenigstens ein Casteel die High School, das College bestanden hätte…
    Was war ich doch für ein naives Unschuldslamm, mit so großen Hoffnungen hier anzukommen!
    Es war alles furchtbar schnell gegangen: Die Landung mit dem Flugzeug, meine fürchterliche Aufregung, den Weg durch den überfüllten Flughafen zum Gepäckband zu finden – alles ganz normale Dinge, die auch ich mir einfach vorgestellt hatte.
    Aber sie waren es nicht. Sogar nachdem ich meine beiden blauen Koffer, die erstaunlich schwer zu sein schienen, gefunden hatte, war ich verwirrt. Nervös und völlig verunsichert sah ich mich um. Wenn nun meine Großeltern gar nicht gekommen waren? Wenn sie ihre Meinung geändert hätten, eine unbekannte Enkelin in ihre reiche, gesicherte Welt aufzunehmen? So lange waren sie ohne mich ausgekommen, warum also nicht für immer? Wartend stand ich da, und während Minuten vergingen, war ich sicher, sie würden nie kommen. Selbst als ein auffallend gutaussehendes Paar mit der teuersten Kleidung, die ich je gesehen hatte, auf mich zukam, blieb ich wie angewurzelt stehen, unfähig zu glauben, daß nach allem Gott mir doch noch etwas anderes außer Unglück schenken würde. Der Mann lächelte als erster und musterte mich eindringlich. Seine hellblauen Augen funkelten wie goldene Kerzen durch ein Fenster am Weihnachtsabend.
    »Also, Sie müssen Fräulein Heaven Leigh Casteel sein«, begrüßte mich der lächelnde blonde Mann. »Ich hätte Sie in jedem Fall erkannt. Sie gleichen Ihrer Mutter, bis auf die dunklen Haare.«
    Innerlich zitterte ich vor Freude, doch dann sank mein Mut.
    Mein Fluch, meine dunklen Haare, das Erbe meines Vaters verdarb schon wieder meine Zukunft.
    »Bitte, bitte, Tony«, flüsterte die schöne Frau an seiner Seite,
    »erinnere mich nicht an meinen Verlust…«
    Das war sie also, die Großmutter meiner Träume: Zehnmal so schön wie ich es mir ausgemalt hatte. Ich hatte gedacht, die Mutter meiner Mutter wäre eine bezaubernde, grauhaarige ältere Dame. Aber nie hatte ich mir vorgestellt, irgendeine Großmutter könnte so aussehen wie diese elegante Schönheit im grauen Pelz, mit hohen, grauen Stiefeln und langen grauen Handschuhen. Ihre Haare waren wie eine Kappe aus blaß glänzendem Gold, aus dem Gesicht gekämmt, um ein wohlgeformtes, makelloses Profil zu unterstreichen. Trotz ihres verblüffend jugendlichen Aussehens zweifelte ich nicht daran, wer sie war. Zu sehr glich sie dem Bild, das ich jeden Tag im Spiegel sah. »Komm, komm«, sagte sie zu mir, wobei sie ihren Mann aufforderte, mein Gepäck zu nehmen und sich zu beeilen. »Ich kann öffentliche Plätze nicht ausstehen. Zu Hause können wir uns besser kennenlernen.« Mein Großvater setzte sich in Bewegung, packte meine beiden Koffer, während sie mich am Arm weiterzog. Bald darauf saß ich in einer Limousine, die mit einem uniformierten Chauffeur auf uns wartete.
    »Nach Hause«, sagte mein Großvater, ohne den Chauffeur auch nur anzusehen. Als ich zwischen den beiden saß, lächelte meine Großmutter endlich. Sanft nahm sie mich in die Arme, küßte mich und murmelte Sätze, die ich nicht ganz begriff:
    »Entschuldige unsere Eile, aber wir haben nicht viel Zeit«, sagte meine Großmutter. »Miles fährt uns direkt nach Hause, liebe Heaven. Wir hoffen, es macht dir nichts aus, wenn wir dir heute Boston nicht zeigen. Übrigens, dieser gutaussehende Mann neben dir ist Townsend Anthony Tatterton. Ich nenne ihn Tony, einige seiner Freunde rufen ihn Townie, um ihn zu ärgern, aber ich schlage vor, du läßt das sein.«
    Als ob ich es je gewagt hätte.
    »Und mein Name ist Jillian«, fuhr sie fort. Noch immer umklammerte sie meine Hand mit ihren beiden, während ich wie gebannt dasaß, fasziniert von ihrem jugendlichen Aussehen, ihrer Schönheit, vom Klang ihrer leisen, weichen Stimme, die so ganz anders war als alle, die ich zuvor gehört hatte. »Tony und ich möchten alles tun, damit dir dein Besuch bei uns Spaß macht!«
    Besuch? Ich war nicht auf Besuch gekommen, sondern um hier zu bleiben, für immer! Ich hatte keinen anderen Platz!
    Hatte Pa ihnen etwa erzählt, ich käme nur auf Besuch? Welche

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