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Schwarzer Nerz auf zarter Haut

Schwarzer Nerz auf zarter Haut

Titel: Schwarzer Nerz auf zarter Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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lassen und sie außerdem inzwischen einen neuen Paß auf ihren nun richtigen Namen besaß, hatte sie den amtlichen Ausweis behalten und bisher achtlos in ihrem Schreibtisch aufgehoben. Nun tat er ihr den besten Dienst: Als Lisa Arthberg betrat sie die ›Ozeanic‹. Niemand schöpfte Verdacht. Der I. Zahlmeister warf nur einen Blick auf das Bild und dann auf Lisa und lächelte freundlich. Früher aschblond, heute dunkle Haare … na ja, bei Damen ändert sich die Haarfarbe ständig. So etwas kalkuliert auch die Paßkontrolle ein.
    »Willkommen an Bord«, sagte der III. Offizier.
    »Danke.« Lisa atmete tief auf. Geschafft!
    Die große Reise der Lisa Arthberg konnte beginnen.
    Eine Reise ins Ausweglose? Eine Reise ins Nichts?
    Sie preßte die Handtasche an sich, als sie dem Steward nachging zu den Kabinen. Ein Schaudern durchrann sie. Durch das dünne, weiche Leder spürte sie deutlich das harte, tödliche Metall.
    Mit Lisa Hergarten, die nun wieder Arthberg hieß, kam auch eine kleine Pistole an Bord …
    Gegen Mittag erschien die Mitbewohnerin der Kabine 136. Es war eine alte Dame in einem schwarzen Seidenkleid, an den welken Fingern Ringe mit dicken Brillanten.
    »Ich freue mich, daß meine Reisegefährtin jung und hübsch ist«, sagte sie zu Lisa, als der Steward gegangen war. »Ich selbst bin eine langweilige Frau. Ich reise zu meinem Sohn nach Indiana, um dort zu sterben. Am besten, Sie beachten mich gar nicht. Schnarchen Sie?«
    »Ich glaube, nein«, sagte Lisa schüchtern.
    »Sie können es ruhig, mein Kind!« Die alte Dame setzte sich auf das untere Bett. »Ich schlafe immer mit Watte in den Ohren …«
    Am Nachmittag drängten sich die Passagiere über die Gangway und an den Zollschaltern. Im Schiffshospital bekam Dr. Dahl seine erste Arbeit: Eine Dame war im Gedränge ohnmächtig geworden. Er behandelte sie mit Kölnisch Wasser und einem Kreislaufmittel.
    Eine Attraktion für sich war das Eintreffen des russischen Grafen Sepkinow. Er kam aus Paris, stieg nicht in Cherbourg zu, was einfacher gewesen wäre, sondern wollte die ganze Jungfernreise der ›Ozeanic‹ mitmachen. Drei livrierte Diener trugen das Gepäck an Bord, dann meldete eine Art Haushofmeister dem I. Zahlmeister:
    »Graf Fjedor Wladimirowitsch Sepkinow.«
    Sepkinow, groß, hager, ein mit Haut bespanntes Gerippe, mit einem bis zum Nabel wallenden schneeweißen Vollbart und einem goldeingefaßten Monokel im linken Auge, schritt über die Gangway wie zur zaristischen Parade. Hinter dem Zahlmeister hatten sich die drei livrierten Lakaien aufgebaut; sie fuhren mit und hatten Kabinen im B-Deck, fast unmittelbar über der Wasserlinie.
    »Kann Ihr Koch Borschtsch kochen?« fragte Sepkinow, nachdem ihn der II. Offizier im Namen des Kapitäns begrüßt hatte.
    »Ich glaube doch.«
    »Einen Borschtsch wie in Petersburg?«
    »Das entzieht sich meiner Kenntnis, Graf.«
    »Schicken Sie den Koch zu mir.« Sepkinow winkte den Lakaien. Ein Obersteward übernahm selbst die Führung zur Kabine 10. »Ich werde ihm mein Rezept geben. Ich bin es gewöhnt, jeden Mittag meinen Petersburger Borschtsch zu essen.«
    Gegen Abend waren sie alle an Bord.
    Margret Goltz, von der weinenden Mutter abgeküßt, vom Vater mit einem Klaps auf den Popo bedacht.
    Irena Michaelsen, gelähmt, in einem Rollstuhl, den ihre Pflegerin Käthe Peine vor sich herdrückte. Über den Beinen der Gelähmten lag eine Decke aus feinstem Kronenzobel. Sie konnte es sich leisten. Ihr Mann hatte ihr den größten Pelzhandel in Frankfurt hinterlassen.
    Mit einem Trapperhut kam Sam Hopkins an Bord. Er klopfte allen Offizieren auf die Schultern, nannte sie Boys und gab Trinkgelder. Man nahm es ihm nicht übel. Hosenträgerfabrikant aus Illinois, stand in der Passagierliste. Stammgast der Linie. Wo er auftauchte, kam Leben selbst in einen Altlehrerinnen-Verein.
    Unauffällig, höflich, ein wenig linkisch und unbeholfen, bezog der französische Philosoph Jerome Dubois seine Kabine. Eine dicke Brille hinderte ihn offensichtlich und hemmte ihn. Um so merkwürdiger war es, daß er sie, als er allein in der Kabine war, absetzte und sich ohne sie viel sicherer bewegen konnte.
    Mit einem schweren Wagen fuhr Sir Edward Surtess vor, der englische Stahlmillionär. Seine Frau, Lady Anne, hatte Husten und drückte ein Spitzentuch vor ihren zuckenden Mund. Der I. Offizier alarmierte sofort Dr. Dahl.
    »Lady Anne kommt mit Husten an Bord, Doktor. Kümmern Sie sich um sie.«
    »Sofort. Ich bringe Rizinus

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