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Schwarzer Nerz auf zarter Haut

Schwarzer Nerz auf zarter Haut

Titel: Schwarzer Nerz auf zarter Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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einladen? Ich habe einen gewaltigen Durst. Habe schon einen langen Rezeptvortrag hinter mir, wie man einen echten Petersburger Borschtsch kocht.«
    So begann die Ausfahrt der ›Ozeanic‹ in die Nordsee.
    Das Abendessen im riesigen Restaurant Helgoland brachte sie alle an einen Tisch: Dr. Hergarten, Graf Sepkinow, Jerome Dubois und Sir Surtess mit Lady Anne. Zwei Tische weiter saßen Ulrich Renner, dem es durch zwanzig Mark Bestechung gelungen war, neben Margret Goltz zu sitzen, Frau Michaelsen mit ihrem Rollstuhl, Heinz Niehoff und die stille, blasse Zofe Käthe Peine.
    Am Kapitänstisch lärmte Sam Hopkins und führte seine Hosenträger, Marke Niagara, vor. Unter seinem weißen Smokingjackett ließ er die Gummistrippen schnellen, daß es laut klatschte. Kapitän Selbach machte frohe Miene zum lärmenden Spiel. Es war tröstlich, daß Sam Hopkins morgen woanders saß. Am Kapitänstisch zu essen war eine Auszeichnung. Sie wurde reihum an die Ehrengäste vergeben. Nur die Minister würden als Dauergäste bei ihm bleiben. Minister sind es gewöhnt, dauernd geehrt zu werden …
    Ganz hinten, an einem der Sechsertische an der Bordwand, saß Lisa Hergarten und aß kaum. Sie verstand nicht, was sie sah.
    Ihr Mann war allein. Er saß neben einem großen, hageren Greis mit weißem Vollbart und einer alten Dame mit einem nerzverbrämten Abendkleid.
    In der Nacht wagte Lisa einen Erkundungsgang.
    Sie fuhr mit dem Lift vom Oberdeck zum Promenadendeck und ging, als gehöre sie hierher, durch den Gang zu den Luxuskabinen. Vor Nummer 12 blieb sie stehen, zündete sich eine Zigarette an und sah sich nach allen Seiten um. Der Gang war leer, das blanke Mahagoniholz blinkte im Licht der Deckenlampen, der rote Teppich schimmerte.
    Sie legte das Ohr an die Tür von Nummer 12 und lauschte. Dann versuchte sie ganz langsam, die Klinke herunterzudrücken. Aber die Tür bewegte sich nicht, sie war abgeschlossen.
    Dr. Hergarten war nicht in seiner Kabine. Er saß mit Graf Sepkinow und Sam Hopkins eine Etage tiefer in der Bar des Atlantic-Clubs, trank Whisky und ließ sich erklären, wie man Nylongummi zu Hosenträgern verarbeitet und daß ein russischer Emigrant mit Ehre keinen sowjetischen Wodka trinkt.
    Ruhig, für die Passagiere fast lautlos, ohne Erschütterungen dank der beiden Denny-Brown-Stabilisatoren, glitt die ›Ozeanic‹ durch die Nordsee.
    Am nächsten Nachmittag legte sie in Cherbourg an, nur wenige Passagiere kamen noch an Bord, denn die meisten waren nach Cuxhaven gefahren, um die Feier des ersten Ablegens mitzuerleben. So war es leicht, die Menschen auf der Gangway zu beobachten. Fast zufällig saß Lisa oben auf dem Lido-Deck in einem der Deckstühle, eingehüllt in eine Decke, genoß die Sonne und den frischen salzigen Wind und blickte hinüber zum Kai von Cherbourg. Dann zuckte sie plötzlich hoch, warf die Decke ab und stürzte zur Reling.
    Ein Mädchen kam über die Gangway. Das Haar schimmerte kupfern in der Sonne. Als sie ihre Schiffskarte dem Zahlmeister reichte und dabei am Schiff emporblickte, erkannte Lisa sie genau.
    ›Sie‹ war an Bord gekommen.
    Lisas Herz krampfte sich zusammen. Welch ein Trick, welch ein gemeiner Trick! Sie umklammerte die Reling. In ihren Schläfen rauschte das Blut. In der vergangenen Nacht hatte sie sich noch vorgenommen: Sobald wir auf dem Atlantik sind, gehe ich zu ihm in die Kabine, werde ihn um Verzeihung bitten und nie mehr eifersüchtig sein.
    Ich dummes Schaf, dachte sie und schloß die Augen. Ich Narr! Ich wäre zu einem lächerlichen Harlekin geworden …
    Von dieser Stunde an wurde Lisa Hergarten zu einer Wildkatze. Sie umschlich ihren Mann, sie ließ ihn nicht aus den Augen, sie folgte ihm in die Bars, in den Speisesaal, in den Rauchsalon, in den Wintergarten, immer im Schatten von Nischen, hinter Säulen Schutz suchend, in der Menge anderer Passagiere.
    So erlebte sie auch das Zusammentreffen von Dr. Hergarten und Sybilla Odenthal. Es war auf der gedeckten Promenade vor dem Wintergarten. Hergarten ging mit Hopkins und Graf Sepkinow hin und her, als Sybilla aus dem Seiteneingang des Bord-Kinos trat, in einem engen Abendkleid aus Silberbrokat, eine Nerzstola über dem Arm. Sie sah sich zum Meer um, gerade als Hergarten neben ihr war, und stieß ihn dabei mit dem Ellenbogen gegen die Brust.
    »O Gott!« rief sie. »Entschuldigen Sie bitte. Habe ich Ihnen weh getan?«
    »Nicht der Rede wert.« Hergarten blieb stehen. Graf Sepkinow und Hopkins gingen weiter. »Es war überdies

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