Schwarzer Regen
Metall, nicht so ein modernes, quäkendes Elektroding. Nur wenige Sekunden später öffnete sich die Tür.
Es war Heiner Benz selbst, der sie hereinbat. Er trug eine Jeans von Boss, ein Ralph-Lauren-Polohemd und eine Breitling-Uhr. Hochwertige Markenprodukte, aber nichts Extravagantes.
»Guten Tag, Frau Faller.« Der Druck seiner großen Hände war herzhaft, aber nicht zu fest. Auch Andreas begrüßte |27| er mit einem jovialen Lächeln. »Kommen Sie bitte herein.«
Widerstrebend musste sich Faller eingestehen, dass ihr Benz nicht unsympathisch war. Er wirkte offen, uneitel, charmant. Er war groß, hatte eine breite Statur und einen deutlichen Bauchansatz, aber sein Lausbubenlächeln und das krause nussbraune Haar ließen ihn noch jünger wirken als seine gerade mal neununddreißig Jahre. Nichts an ihm deutete darauf hin, dass er einer der reichsten Männer Deutschlands war.
Er führte sie durch eine großzügige Diele. Dahinter lag ein Wohnzimmer mit hohen Wänden und altem Holzfußboden. Bodentiefe Sprossenfenster boten einen eindrucksvollen Blick auf einen weitläufigen Garten, nein, eher einen kleinen Park. Dahinter erstreckten sich die Elbe und das Krangewirr des Hamburger Containerhafens.
Moderne, helle Sofas bildeten einen reizvollen Kontrast zu einem uralten Eichenschrank mit aufwändigen Wappenschnitzereien. An einer Wand stand ein schlichtes weißes Bücherregal, das ohne weiteres von IKEA hätte stammen können. Die Dekoration war sparsam, nur drei weiße Orchideen und ein goldener Buddha standen auf niedrigen Tischen. Ein abstraktes Gemälde mit knallbunten, organisch geschwungenen Formen dominierte die Wand. Nirgendwo war auch nur die geringste Spur von Kitsch zu finden. Andererseits hatte das Zimmer auch nicht die sterile
Schöner-Wohnen -
Atmosphäre, die Innenarchitekten und professionelle Raumgestalter oft hinterließen. Wer diesen Raum gestaltet hatte, besaß Geschmack und lebte offensichtlich gern hier.
Auf dem flachen Tisch lagen ein paar abgegriffene Zeitschriften:
Vogue, Der Spiegel, The New Yorker
. Die
Rasant
war nicht dabei. Diese Leute hatten es nicht nötig, sich einer Klatschjournalistin anzubiedern.
|28| »Nehmen Sie doch bitte Platz. Ich sage meiner Frau Bescheid. Möchten Sie Kaffee?«
»Nein danke, nur ein stilles Wasser«, sagte Faller. Sie bedeutete Andreas mit einem Kopfnicken, ein paar Fotos von dem Raum zu machen, bevor das Interview begann. Besonders von dem Bild – sie würde später den Kunstexperten in der Redaktion fragen, wer es gemalt hatte und wie teuer es war.
Kurz darauf kam Benz mit einem Tablett zurück, gefolgt von seiner Frau Eva. Der Raum schien sich subtil zu verändern, als sie eintrat, so als habe bisher etwas Entscheidendes gefehlt. Faller kannte sie natürlich von den Titelseiten der Magazine und aus dem umfangreichen Dossier in der Redaktion, aber sie war ihr nie zuvor persönlich begegnet. Jetzt begriff sie plötzlich, warum Eva Benz einmal zu den schönsten Frauen der Welt gezählt hatte. Auch Jahre nachdem sie ihre Modelkarriere beendet hatte, war sie noch immer eine mehr als eindrucksvolle Erscheinung.
Das Faszinierendste waren ihre Augen. Wie zwei lupenreine, sehr helle Smaragde schienen sie das Licht einzufangen und von innen zu leuchten. Das lange rotblonde Haar und ihre sommersprossige Haut, ihr einfaches, beigefarbenes Sommerkleid waren nur der Rahmen, eine schlichtschöne Fassung für diese beiden Juwelen. Schminke oder Schmuck hätten davon nur unnötig abgelenkt. Ihr Lächeln schien die Anwesenden zu berühren wie eine zärtliche Hand.
Faller lächelte ebenfalls, fast gegen ihren Willen. Sie wusste, dass sie mit ihren schwarzglänzenden, schulterlangen Haaren und den großen braunen Augen selbst ziemlich attraktiv aussah, doch gegen Eva Benz verblasste sie wie eine Primel neben einer Orchidee. Früher hatte sie selbst von einer Modelkarriere geträumt, doch es hatte nur zur »Miss Eckernförde« gereicht.
|29| Das vertraute Gefühl von Neid stieg in ihr auf. Sie verdrängte es rasch und ergriff Eva Benz’ ausgestreckte Hand. »Vielen Dank, dass Sie unseren Lesern einen kleinen Blick in Ihr Privatleben gewähren!«
Eva Benz lächelte schüchtern, als könne sie nicht verstehen, warum sich irgendjemand für ihr Privatleben interessierte. »Setzen Sie sich doch!«
Faller folgte der Aufforderung und stellte ein kleines Diktiergerät auf den Tisch. Das Spiel begann.
Nach ihrer Erfahrung gab es zwei Kategorien von Prominenten: Anfänger
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