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Blutnacht in Manhattan

Blutnacht in Manhattan

Titel: Blutnacht in Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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»Was hast du damit sagen wollen?«
    Der Beinlose bohrte erst mal in der Nase. »Pretty hat Besuch bekommen.«
    »Na und?«
    Der Typ ohne Gehwerkzeuge betrachtete seinen Popel. »Ich meinte ja nur, mein Freund. Du solltest dich vorsehen. Vor dem Besucher, meine ich damit.«
    »Sehr schön. Wer ist es?«
    Der Popel wurde weggeschnippt. An der Wand blieb er kleben, wo er in all dem Dreck nicht auffiel. Überhaupt war in dieser Gegend in der East Side so gut wie nichts sauber, besonders nicht hinter den Fassaden, an denen sonst der Verkehr immer vorbeifuhr.
    »Bis jetzt war es umsonst, Chuck. Aber ich muss auch leben. Selbst ohne Beine.«
    Chuck überlegte einen Moment. Dann nickte er. Und dabei griff er in die rechte Tasche seines langen Mantels aus gefleckter Leopardenhaut. Dafür hatte er ein halbes Vermögen bezahlt. Nur zog er keinen Geldschein hervor, sondern ein Messer, und plötzlich schaute der Beinlose auf die blitzende Klinge.
    »Wenn ich dir die Klinge in deinen Hals ramme, gibt es ein Stück Dreck weniger hier in der Gegend. Das solltest du nicht vergessen.«
    »Ich meinte es nur gut.«
    Chuck tippte den Stahl gegen die Schulter des Mannes. »Ich kann sie jetzt nach links ziehen und dir damit die Kehle durchschneiden. Ich kann es aber auch bleiben lassen. Du hast von mir genug kassiert. Was ich jetzt höre, ist der Bonus.«
    »Pretty hat Besuch.«
    »Das sagtest du schon.« Die Messerspitze näherte sich der Kehle. »Sonst noch was?«
    »Ja. Aber der Besucher ist nicht normal.«
    »Wie toll. Viele Typen, die zu Nutten gehen, sind nicht normal. Oder gerade normal, weil die Nutten es zumeist besser machen als die Weiber zu Hause.«
    »Stimmt.« Der Beinlose schaute nach unten. Die blanke Klinge funkelte unter seinem Kinn.
    »Sag den Namen!«, forderte Chuck.
    »Gut!«, flüsterte der Mann ohne Beine. »Aber ich rate dir noch mal, bleib lieber hier.«
    Ein leichter Druck erwischte die dünne Halshaut und ließ auf ihr eine rote Blutperle zurück.
    Der Mann verstand das Zeichen. »Es ist der Teufel!«, flüsterte er. »Ja, der Teufel!«
    Chuck sagte zunächst nichts. Nur sein Gesicht zeigte einen gequälten Ausdruck. Das Messer bewegte sich nicht. Es vergingen einige Sekunden, dann übernahm der Zuhälter wieder das Wort. »Habe ich richtig verstanden? Es ist der Teufel?«
    »Hast du!«
    »Und du kennst ihn, wie?«
    »Man kann ihn riechen. Er riecht nach Schwefel.«
    »Arschloch. Schwefel ist geruchlos. Nur sein Gas stinkt.«
    »Dann eben das.«
    »Und wie sieht der Teufel aus? Hat er auch Hörner auf der Stirn? Schaut eine Zunge aus dem breiten Maul? Hat er einen langen Schwanz hinten? Hinkt er, weil er ein zu kurzes Bein hat?«
    »Nein.«
    »Er hat also nichts von dem?«
    »So ist es!«
    Chuck stieß einen Fluch aus und schlug zu. Die flache Hand erwischte den Mann an der Wange und schleuderte ihn zur Seite. Sein Körper fiel um wie ein Kegel. Die Bewegung wurde dabei durch die Flüche des Beinlosen begleitet, der sich abmühte, wieder in die normale Sitzhaltung zu gelangen.
    Chuck trat zu. »Der Teufel, wie?« Er trat noch einmal zu. »Ich bin der Teufel. Und du kannst dich freuen, dass ich gute Laune habe, sonst hätte ich dich aufgeschnitten.«
    Ein letzter Tritt noch, und Chuck wandte sich ab. Er war auf dem Weg zur Treppe. Hinter ihm lag der Beinlose auf dem Boden und fluchte zum Gotterbarmen. »Sag nicht, dass ich dich nicht gewarnt habe, Chuck. Aber dazu wirst du nicht mehr kommen. Der Teufel ist nämlich noch nicht zurück, du Ratte.«
    Der Zuhälter ging weiter. Um die Schimpfkanonade kümmerte er sich nicht mehr. Er wollte zu Pretty und abkassieren. Zwar hatte er das schon vor drei Tagen getan, aber er brauchte Geld. Am Spieltisch hatte er eine verfluchte Pechsträhne erwischt.
    Dass der hintere Bau hier noch nicht abgerissen worden war, konnte man nur als Versehen bezeichnen. Der sah nicht nur außen schlimm aus, auch innen. Sogar einen Teil der Feuerleitern hatte man abgerissen und das Material für irgendwelche anderen Dinge verwendet. Zum Glück gab es noch das Treppengeländer, das allerdings auch von einem Schmierfilm bedeckt war.
    Wer Pretty besuchen wollte, der musste in den fünften Stock hoch. Auch für Chuck, den Zuhälter, gab es keine Ausnahme. Schließlich besaß er keine Flügel.
    Er stieg hoch, ärgerte sich über den Beinlosen und dachte gleichzeitig über dessen Warnungen nach.
    War er wirklich ein Spinner?
    Chuck wusste nicht, ob er verkehrt tickte. Etwas komisch war er schon,

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