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Schwarzer Schwan

Schwarzer Schwan

Titel: Schwarzer Schwan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Eckert
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Emotion abgeschaltet.
    Dominik wusste, dass dieser Mann ihn töten würde. So eiskalt, wie ein Luca Asanovic seine Nelly abgestochen hatte. Drei Jahre habe ich an mir gearbeitet, ging es Dominik durch den Kopf. Meine Albträume ertragen und die Demütigung durch nutzlose Arbeit. Drei Jahre Hoffnung auf ein normales Leben. Und jetzt ein solches Ende, weil etwas in mir nicht glauben wollte, dass der Mann, der mir gegenübersitzt, ein Monster ist.
    In diesem Moment drang ein Schrei zu ihnen herauf, laut und gellend. Er kam aus den Tiefen des Gemäuers und ging durch Mark und Bein.
    Dominik warf sich zwischen Tisch und Sofa zu Boden. Urbans Schuss krachte, Dominiks Arm brannte, doch der Großteil der Schrotladung traf die Kissen. Im nächsten Moment drückte Dominik ab. Die gläserne Tischplatte zersprang in tausend Stücke.
    Dann nahm er wahr, dass Urban die freie Hand an seinen Leib presste.
    Dominik rappelte sich hoch, wischte sich Glaskrümel aus dem Nacken und drückte den Lauf der Schrotflinte beiseite, die sein ehemaliger Partner noch immer fest umklammert hielt. Der beißende Geruch von Schmauch hing in der Luft. Schweiß trat auf Urbans Stirn, sein Atem ging unnatürlich schnell.
    Dominik beugte sich über ihn. »Hast du tatsächlich auch Paula Busch erschossen? Warum, Jochen? Diese Frau war keine Gefahr für dich. Dass du und deine Freunde ihre Schwester misshandelt habt, hätte sie nie und nimmer beweisen können. Was hattest du gegen Paula Busch?«
    Jochen hustete.
    »Sag’s mir.«
    Ein heiseres Flüstern: »Der Chef …«
    »Was?«
    Noch mehr Husten und blutiger Schaum vor dem Mund. »Dingendorff wollte …«
    Wieder gellte ein Schrei. Das pure Grauen, nur kurz durch ein Luftholen unterbrochen. Als hätten sich sämtliche Teufel der Hölle einer Kreatur bemächtigt und rissen ihr die Seele in Stücke.
    Dominik ließ von Jochen Urban ab und rannte los. Zugleich versuchte er, auf seinem Handy die Notrufnummer zu wählen. Die Stufen im Galopp, quer durch die Eingangsdiele und hinunter in einen Keller, der mit ausrangiertem Zeug vollgestellt war.
    Endlich bekam er eine Verbindung. »Einen Notarzt nach Kronenburg, nein, besser zwei!«, rief Dominik, gab die Adresse durch und erreichte eine Waschküche. Er hatte den Eindruck, als erstreckte sich der Keller über den Grundriss des Hauses hinaus.
    Der dritte Schrei war ganz nah.
    Eine Stahltür stand offen. Jenseits einer Schleuse eine weitere Tür, nur angelehnt.
    Als Dominik das Kabuff betrat, wich das Mädchen in das hinterste Eck zurück. Es starrte ihn mit großen, blutunterlaufenen Augen an und versuchte, mit den Armen seine Blöße zu bedecken. Rötlich-blaue Flecken am gesamten Körper. Das Gesicht fast zur Unkenntlichkeit zerschlagen. Die Hände zerkratzt und blutig. Eine Kette, deren Ende in die Wand eingelassen war. Eine verdrecktes Feldbett – der Geruch in dieser Zelle war kaum auszuhalten.
    »Leonie?«
    Dominik machte einen Schritt auf das Mädchen zu. Unschlüssig, ob es erneut schreien sollte, öffnete es den Mund und entblößte eine breite Zahnlücke. Die roten Augen wirkten wie aus einer anderen Welt.
    »Hab keine Angst, Leonie. Es ist vorbei. Ich bin Polizist und ich hole dich hier raus. Es ist alles gut.«
    Leonie rutschte an der Wand entlang zu Boden.
    Dominik hätte sie gern tröstend in den Arm genommen, fürchtete aber, dass sie eine Berührung missdeuten könnte. Er wollte sich lieber nicht vorstellen, was das Mädchen in den letzten vier Tagen durchgemacht hatte.
    »Es ist jetzt alles gut«, wiederholte er.
    Dann bemerkte er das Loch und wusste, dass er gelogen hatte. Nichts war gut.
    Neben der schmutzigen Pritsche, die schräg im Raum stand, war der Betonboden aufgebrochen worden und das Erdreich freigelegt. Offenbar hatte Leonie ein Loch gegraben. Dreck und Steine. Und ein paar helle Teile.
    Dominik erkannte Knochen und einen Unterkiefer.
    Er beugte sich über das Loch. Auf seinem Grund schimmerte ein menschlicher Schädel.
    Leonie rollte sich zu einer Kugel zusammen. Ihre Arme verbargen den Kopf, die Schultern zuckten. Das Mädchen wimmerte lautlos.
    Ein Schuss zerriss die Stille.
81.
    Die Nacht hatte sich auf das Tal der Kyll gesenkt. Dominik saß in einem Dienstwagen und fror. Er trug nur noch Unterwäsche. Hemd und Hose waren als mögliche Spurenträger beschlagnahmt worden. Über seine Hände hatte man Papierumschläge gestülpt, damit die Kriminaltechniker Schmauchspuren sichern konnten. Wann kamen sie nur endlich? Und wozu der

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